GELD-Magazin, April 2020

BLOCKCHAIN . Kryptowährungen Ethereum auf demWeg zumWeltcomputer Nach demVerblassen der einstigen Blockchain-Killeranwendung ICOs, schien von der Zukunftsplattform Ethereum wenig übrig zu bleiben. Geht es nach Experten, könnte dessen Glanzzeit jedoch erst noch bevorstehen! MORITZ SCHUH Vitalik Buterin Co-Gründer Ethereum Ethereum 1.0 war der lückenhafte Versuch, einen Weltcomputer zu bauen. Ethereum 2.0 wird nun der Weltcomputer sein. Upgrades konzentrierte. Für Spekulanten und die unzähligen verlustgeplagten Inve- storen eine schmerzhafte Phase, für weit- sichtige Ethereum-Advokaten jedoch ein un- vermeidbarer und langfristig wichtiger Zug. Weltcomputer Seit Ethereum-Co-Gründer Vitalik Buterin 2013 in einem komplexen Entwurf seine Idee von einem blockchainbasierten „Welt- computer“ – der Ethereum Virtual Machine – in der Krypto-Community streute, arbei- ten er und ein stetig wachsendes Team frei- er Entwickler an der Realisierung von „öko- nomischer Demokratisierung“ durch ein weltumspannendes dezentrales Netzwerk. Buterin's Vision ergänzte Bitcoins monetäre Ideale um universelle Funktionalität basie- rend auf einem programmierbaren „Layer“, der es jedem erlaubt, jede nur mögliche An- wendung darauf aufzubauen. Das Ziel ist es, die notwendigen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, die es Entwicklern ermöglichen, das Internet weg von einem zentralisierten Informationsnetzwerk, das von einer klei- nen Anzahl überproportional profitabler Un- ternehmen kontrolliert wird, hin zu einer neuen fair verteilten, sicheren und zensurre- sistenten dezentralen Architektur zu bewe- gen. Diese basiert auf einem freien Netz- werk, an dessen Betrieb und Sicherung jeder partizipieren kann, sowie auf darauf lau- fenden digitalen Vereinbarungen, die auto- matisch exekutieren, sobald gewisse Kondi- tionen eintreten. Geht es nach den Entwick- lern, sollen diese sogenannten Smart Con- E thereum, eines der größten und meistgenutzten Blockchain-Netz- werke, dürfte spätestens seit dem Höhepunkt des „Initial Coin Offering“-Hy- pes auch Investoren außerhalb der Krypto- welt ein Begriff geworden sein. Der Traum von einer „blockchainization of everything“ und tausende Start-ups, die begannen, die neue Form der Token-Finanzierung für ihre Blockchain-Projekte zu nutzen, ließen Anle- ger im Jahr 2017 scharenweise in den ra- sant wachsenden Markt und die Ethereum- native Kryptowährung Ether strömen. In- nerhalb weniger Monate schnellte der Ether-Kurs von rund acht auf über 1300 Dollar und bescherte dem Ethereum-Projekt im Jänner 2018 mit 132 Milliarden Dollar kurzzeitig eine Marktkapitalisierung wie British Patrol. Die zügellose Euphorie währ­ te jedoch nicht lange und mit den scheitern­ den Kryptoprojekten schmolzen auch die Kursgewinne von Ethereum dahin. Schmerzhafter Kompromiss Anders als Bitcoin, der zwischenzeitlich mehrmals weit über fünfzig Prozent seines Allzeithochs gutmachen konnte, schwankte der Etherpreis gerade einmal zwischen 80 und 300 Dollar – seit dem Tiefpunkt der Kryptobaisse Ende 2018 – und erweckte da- mit für viele Marktbeobachter den Anschein, als ob das Projekt endgültig von seinem ein- stigen Erfolgsweg abgekommen wäre. Kurs und Marketing rückten für das Entwickler- team beinahe gänzlich in den Hintergrund, das sich seither ausschließlich auf Netzwerk- 70 . GELD-MAGAZIN – April 2020

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