GELD-Magazin, April 2020

01234567 WKO: Telefone laufen heiß KONSUMENTENSCHUTZ: Vorsicht bei Gutscheinen WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen Forderungen eintreiben. Derzeit drehen sich viele An- fragen bei der WKO um An- tragstellungen beim Finanz- amt, Stundung der Fälligkeit bei der Sozialversicherung und andere Liquiditätsmaß- nahmen. Eine der Grund- weisheiten, um kurzfristig rasch zu flüssigen Mitteln zu kommen, ist beispielsweise die rasche Eintreibung der offenen Forderungen bzw. im Gegenzug die Bezahlung der Verbindlich- keiten möglichst lange hinauszuzögern. Weiters gilt: „Die Analyse und Senkung der Fixkosten ist zwar ein Gebot der Stunde, es geht aber auch darum, die gu- ten Mitarbeiter im Unternehmen zu halten“, plädiert Claudia Strohmaier, Berufsgruppensprecherin Un- ternehmensberatung in der Wiener Wirtschaftskam- mer. Da die Möglichkeit von Kurzarbeit nicht für alle Branchen in Frage kommt, sollten Unternehmen auch alle Maßnahmen zum Abbau von Urlauben und angelaufene Überstunden nutzen. Die Expertin empfiehlt auch, die Strategieplanung schnell in An- griff zu nehmen, denn niemand weiß aktuell, wie lange das schwierige Umfeld anhält. Corona: Industrie bricht ein Schlechte Nachrichten. Nach den positiven Anzeichen einer Stabilisierung zu Jahresbeginn sind die Auswirkungen der Coronakrise in der österreichischen Industrie mittlerweile stark eingeschlagen. Der UniCredit Bank Austria-Ein- kaufsManagerIndex ist im März auf 45,8 Punkte gesunken. Der monatliche Rückgang des Indikators um 4,4 Punkte war der stärkste seit dem Beginn der Fi- nanzkrise im Herbst 2008 und weist damit auf eine abrupte Verschärfung der seit dem Frühjahr 2019 laufenden Rezession in der heimischen Industrie hin. Nach dem Abflauen im Jahr 2019 um durchschnittlich 0,7 Prozent ist in den kommenden Monaten mit einem zweistelligen Einbruch der Industrieprodukti- on zu rechnen (für das Gesamtjahr 2020 etwa sieben Prozent). Hoffnungs- schimmer: Die Ökonomen der Bank Austria erwarten einen V-förmigen Verlauf der Industriekonjunktur für 2020 mit einem starken Einbruch in den kommen- den Monaten, dem aber ab dem dritten Quartal eine starke Gegenbewegung nach oben folgen sollte. Damit wären die Einbußen der heimischen Industrie im Jahresdurchschnitt geringer als während der Finanzkrise. Zudem sollte im Ver- gleich zu vielen Dienstleistungsbranchen die Industrie die Coronakrise etwas besser durchtauchen können. Konjunkturindikator gibt Hoffnung Quelle: IHS Markit, UniCredit Research Verdorbener Urlaub. Corona ist für Reiseveran- stalter und für die Hotellerie existenzbedrohend, weitere stützende staatliche Maßnahmen wer- den gefordert. Konsumenten wiederum, die eine Pauschalreise gebucht haben, genießen laut VKI angesichts der aktuellen Krise die Möglichkeit, kostenlos vom Vertrag zurückzutreten und ihr Geld zurück zu erhalten. Wenn aber stattdessen Gutscheine angeboten werden, ist Vorsicht gebo- ten. Diese stellen in der derzeitigen Situation, in der die weitere wirtschaftliche Entwicklung und allfällige Insolvenzen nicht absehbar sind, keine verlässliche Ersatzleistung dar. Bei Reisen, die über einen Reiseveranstalter gebucht wurden, besteht zwar eine Insolvenzabsicherung. Diese bezieht sich aber nicht auf Gutscheine, die statt einer Rückzahlung angeboten werden. DIE ZAHL DES MONATS 400 Veränderte Gewohnheiten. Die wirt- schaftlichen Auswirkungen von Coro- na sind beängstigend, was nicht heißt, dass man von der Krise nicht auch ökonomisch profitieren kann. So haben die Maßnahmen zur Ein- schränkung der COVID-19-Verbrei- tung die Mediennutzung fundamental verändert. Heimische Publisher be- richten von bis zu 400 Prozent gestie- genen Zugriffen auf ihre Digitalange- bote. Digitalmedien und Videoange- bote werden durch die Reduktion so- zialer Kontakte stark genutzt, wäh- rend beispielsweise Out-of-Home- Werbung massiv an Bedeutung ver- liert. Auch der Internethandel wächst, griffiges Beispiel: Onlineverkäufe von Toilettenpapier haben in den USA um 186 Prozent zugenommen. Credit: beigestellt/ Anja-Lene Melchert Claudia Strohmaier, Unternehmensberatung WKO Wien 20 . GELD-MAGAZIN – April 2020

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