GELD-Magazin, Februar 2020

Nachhaltig: EU mit ambitionierten Zielen Brexit: Langer Abschied oder No-deal drohen US-WAHLJAHR Gefährdete Branchen BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Klimanotstand. Zu Jahresbeginn hat die Europäische Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen (Bild) ihre Ziele zur Finanzierung der Energiewende und des ökologischen Wandels formuliert. Erfreulich: Die EU will bis 2050 klimaneutral werden und die Fi- nanzierung „grüner Infrastruktur“ beschleunigen. Die Verpflichtung der EU (mit Ausnahme Polens wegen seiner starken Kohleindustrie) kommt laut Edmond de Rothschild Asset Management zur rechten Zeit, denn um dem Klimanotstand zu begegnen, sind in den kommenden zehn Jahren deutlich höhere Investi- tionen notwendig. Und wahrscheinlich werden das die Staatsbudgets alleine nicht stemmen können, was wiederum private Anleger auf den Plan ruft. Erleichtert werden soll das finan- zielle Engagement durch eine Klassifizierung von ökologischen Produkten und Dienstleistungen, was die EU für heuer auf der Agenda hat. Unendliche Geschichte. Mit Ende Jänner hat Groß- britannien letztlich „goodbye“ zu Kontinentaleuropa gesagt. Mit der unendlichen Geschichte ist somit aber noch lange nicht Schluss. Das Vereinigte König- reich ist jetzt in eine Übergangsphase eingetreten, in der es seinen Zugang zum EU-Binnenmarkt vorüber- gehend behalten wird. Nun werden die Briten versu- chen, einen neuen, dauerhaften Handelsrahmen mit der Union auszuhandeln. Diese Übergangszeit läuft bis Dezember 2020, könnte aber bis Dezember 2022 (!) verlängert werden, wenn die EU und das Verei- nigte Königreich dem vor dem 1. Juli 2020 zustim- men. Aber die Bestätigung der neuen britischen Re- gierung, keine Verlängerung der Übergangszeit über 2020 hinaus anzustreben, verstärkt wiederum das Risiko, dass es einen weiteren „harten Brexit“- Schock geben könnte. Weiters skeptisch stimmt, dass die meisten Beobachter der Meinung sind, dass elf Monate bei weitem nicht ausreichen, um ein um- fassendes Handelsabkommen auszudiskutieren und zu fixieren. Aus Sicht der Investmentgesellschaft Amundi gibt es allerdings Alternativszenarien zu einem „No-deal“ im Dezember 2020. Beispielsweise könnte der Abschluss eines – möglicherweise tempo- rären – Freihandelsabkommens bis Ende 2020 zu- mindest für Waren ins Auge gefasst werden. Wobei es hierfür keine historischen Präzedenzfälle gibt. Die bislang kürzeste Verhandlung für ein Handelsab- kommen der EU war übrigens die mit Südkorea, die immerhin 2,5 Jahre dauerte. Radikale Forderungen. Wahljahre sind in den USA nie langweilig, 2020 dürfte wegen der zunehmen- den Polarisierung zwischen den beiden großen Par- teien keine Ausnahme bilden. Denn demokratische Kandidaten planen Maßnahmen mit direkten Folgen für die amerikanischen Unternehmen – etwa die Zerschlagung großer Technologiekonzerne, eine Zentralisierung des Gesundheitswesens und radika- le Initiativen zur Förderung sauberer Energie. MFS Investment Management warnt: „Wenn all dies ohne Rücksicht auf mögliche ungewollte Langfristfolgen umgesetzt wird, könnte das in manchen Sektoren zu massiven Verwerfungen führen.“ Deshalb sollten die Entwicklungen vor allem in den Branchen Gesund- heit, Energie und Technologie genau im Blick behal- ten werden. Credits: pixabay; Carsten Reisinger, Piroschka Van De Wouw – REUTERS/stock.adobe.com Fast übersehen: Zinssatz-Reform kommt Notfallplan. An manchen Marktbeobachtern ist beinahe spurlos vorübergegan- gen, dass beim Libor und Euribor grundlegende Veränderungen bevorstehen. Dabei handelt es sich hier um die beiden wichtigsten Referenzzinssätze für Eur- opa. Die EU-Benchmark-Verordnung (BMR) gibt vor, dass diese ab Ende 2021 nicht mehr verwendet werden dürfen. Die Nachfolger sollen transparenter und weniger manipulationsanfälliger ermittelt werden. Die BMR verlangt seit An- fang 2018 nach einem robusten Notfallplan, den jede Bank vorweisen muss. Hier sollen Maßnahmen dargelegt werden, die Banken ergreifen würden, wenn ein Referenzwert sich wesentlich ändert oder nicht mehr bereitgestellt wird. Ob da nicht so mancher am falschen Fuß erwischt werden könnte? 6 . GELD-MAGAZIN – Februar 2020

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