GELD-Magazin, Februar 2020

T rauer und Furcht greifen um sich: In China hat das Corona-Virus be- reits weit mehr als 200 bestätigte Todesopfer gefordert, die Dunkelziffer könnte aber noch um einiges höher liegen. Und täglich steigt die Zahl der Infizierten an, nicht nur im Reich der Mitte. Angesichts der weit fortgeschrittenen Globalisierung ist die Angst nicht unbegründet, dass sich das Virus zu einer weltweiten Bedrohung aus- dehnen könnte, auch für die Wirtschaft. Fakten statt Panikmache In dieser Situation lohnt sich der Rückblick auf eine andere Epidemie, die zu Beginn des neuen Jahrtausends Angst und Schre- cken verbreitete. Und die ebenfalls in China ihren Anfang nahm: 2003 waren über 8000 Personen von SARS (Schweres Akutes Re- spiratorisches Syndrom) betroffen, das laut Weltgesundheitsorganisation WHO über 770 Todesfälle innerhalb von acht Monaten verursachte. Das Virus infizierte Menschen in 26 Staaten, darunter die USA, Kanada und einige europäische Länder, obwohl die meisten Fälle in Asien gemeldet wurden. Glücklicherweise konnte SARS eingedämmt werden und die wirtschaftlichen Auswir- kungen (was menschliches Leid keinesfalls schmälern soll) waren überschaubar. Kurze Korrektur An der Börse hinterließ das Virus keine langfristigen Folgen, die Korrektur war schnell wieder vorbei, siehe Grafik unten. „Der MSCI China Index er- reichte sein Tief schon am 24. April 2003, als die ne- gativen Schlagzeilen ihren Höhepunkt fanden. Darauf folgte eine Rally um 36,8 Prozent bis zum 9. Juli 2003, als die WHO das Vi- rus für gebannt erklärte“, kommentiert Soo Nam Ng, Leiter asiatische Aktien bei BRENNPUNKT . Corona & SARS Ansteckende Ängste Wird das Corona-Virus Weltwirtschaft und Finanzmärkte infizieren? Das ist wahrscheinlich, allerdings wohl mit überschaubaren Auswirkungen. Panikmache ist jedenfalls ein schlechter Ratgeber. HARALD KOLERUS Columbia Threadneedle. Der MSCI Asia Pa- cific hatte sein Tief sogar schon am 13. März 2003 erreicht, gefolgt von einer Erho- lung um 25,5 Prozent bis zum 9. Juli des Jahres. Das führt den Experten zu einer Aussage, die doch aufhorchen lässt: „Wir sind der Meinung, dass der derzeitige Aus- bruch des Corona-Virus aus Anlegersicht eine weitere Chance sein könnte, asiatische Aktien zu kaufen – wenn wir davon ausge- hen, dass die Situation sich wieder normali­ sieren wird.“ Zweckoptimismus? Die Logik dahinter ist nicht von der Hand zu weisen: Ein erster Schock „prügelt“ asiatische Aktien nach un- ten, ein günstiger Zeit- punkt, um sein Depot auf- zustocken und auf die Er- holung zu warten. Ein we- nig Zweckoptimismus steckt dennoch dahinter, denn fundamental wird das Corona-Virus aller Voraussicht nach doch gewisse Spuren hinterlassen. So rechnet auch Threadneedle mit einer Dämpfung des chinesischen Wirt- schaftswachstums im ersten Quartal 2020 durch die Epidemie. Ähnlich lautet die Ein- schätzung des Emerging Markets Equity- Teams von Franklin Templeton, in einer aktuellen Analyse heißt es: „Wir glauben, dass Chinas BIP-Wachstum mindestens ein oder zwei Quartale lang beeinträchtigt wer- den dürfte. Daher könnte die Regierung auf eine Verlangsamung der Wirtschaft mit Konjunkturmaßnahmen wie Zinssenkungen oder Aktionen zur Förderung von Infra­ strukturausgaben und/oder zur Ankurbe­ lung des Konsums reagieren.“ Anders aus- Credit: Lewis Tse Pui Lung/stock.adobe.com SARS: Geringe Auswirkung auf die Börse Die Marktkorrektur während des SARS-Ausbruchs war relativ kurzlebig. Die Börsen hatten zwischen dem Beginn der Epidemie (als die WHO benachrichtigt wurde) und ihrem Ende im Juli 2003 sogar zugelegt. „Der Ausbruch des Corona-Virus könnte weitere Chancen bieten, asiatische Aktien zu kaufen“ Soo Nam Ng, Experte für asiatische Aktien bei Threadneedle Quelle: MSCI FactSet WHO-Meldung 190 170 150 130 110 90 70 Dezember 2001 bis Dezember 2004 Dez. 01 MSCI China – Total Return Index MSCI AC Asia ex JP – Total Return Index MSCI Hong Kong – Total Return Index Jun. 02 Dez. 02 Dez. 03 Jun. 03 Jun. 04 Dez. 04 SARS tritt auf WHO erklärt SARS- Ausbruch für eingedämmt Globales Abklingen 14 . GELD-MAGAZIN – Februar 2020

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