GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

D er Flieger des Geschäftsmannes landet mit 45 Minuten Verspä- tung. Durch eine zuvor abge- schlossene Flugverspätungsversiche- rung wird als Entschädigung sofort Geld auf sein Konto gebucht. „Auf der einen Seite gibt es eine App, auf der anderen Seite den Provider, der Daten über die Flugverspätungen bereitstellt. Ist eine zuvor festgelegte Bedingung erfüllt, führt der Smart Contract selbstständig einen Befehl aus. Was in dem Konzept fehlt, ist der Versicherer“, wie der Co-Founder des deutschen Versicherungs-Start-ups Etherisc Stephan Karpischek feststellt. Grundlage für Smart Contracts bildet die Blockchain-Technologie, die gemeinsam mit dem Internet der Dinge (IoT) und Künstlicher Intelligenz (KI) gerade die verstaubte Versicherungswelt auf den Kopf stellt. „Damit wird die Zukunft der Versicherung modular, mit zeitstempel- und IoT-gesteuerten Produkten“, ergänzt Julian Teicke, Gründer und CEO des deutschen Insurtechs Wefox. BRANCHE IMWANDEL Die Insurtech-Szene erlebt goldene Zeiten. Im vergangenen Jahr wurden weltweit knapp 3,2 Milliarden Dollar in Versicherungs-Start-ups gepumpt, dop- pelt soviel wie im Jahr zuvor. Und der Trend zeigt weiter aufwärts. Bereits Ende des dritten Quartals 2019 konnte die Ge- samtsumme des vergangenen Rekord- jahres weiter überboten werden. Wefox ist einer der Nutznießer dieses Booms. So konnte das Insurtech bislang über 150 Millionen Euro von Investoren einsam- meln. Über die Wefox-Plattform können Versicherungsmakler die Polizzen ihrer Kunden digital managen. Die Kunden verfügen per Wefox-App über ihre Ver- sicherungen und können darüber Scha- densfälle melden oder Fragen klären. Außerdem ist die digitale Versiche- rung One vor mehr als einem Jahr in Deutschland gestartet und verkauft Haft- pflicht- und Haushaltsversicherungen in Deutschland. Eine zusätzliche Plattform soll die Versicherer dabei unterstützen, ihre Polizzen an den Kunden zu brin- gen. Ermöglicht soll dies werden durch den anonymisierten Zugang zu erhobe- nen Kundendaten. So könnten Versi- cherer in Zukunft mittels GPS-Daten da- rüber informiert werden, wenn sich ein Kunde beispielsweise auf einem Flugha- fen aufhält, um ihm dann eine passende Auslandskrankenversicherung anzubie- ten. Der Zugang zu Daten erlaubt es, den Faktor Risiko in Echtzeit zu berechnen, so Teicke. Das Linzer Versicherungs-Start-up L’Amie hat datengetriebene Produkte be- reits marktfähig gemacht. Exklusiv für die Kunden von Drei haben die Ober­ österreicher eine Reiseschutzversiche- rung ab 1,50 pro Tag im Angebot, die au- tomatisch aktiviert wird, sobald sich der Kunde im Ausland ins Netz einloggt und automatisch endet, wenn man wieder zu Hause ist. Auch eine Hochzeitswetter- versicherung, die bei verregneten Hoch- zeitsfeierlichkeiten zurückzahlt, hat das Start-up im Angebot. Aber nicht nur Versicherungs-Start­ ups, sondern auch branchenfremde Tech-Giganten setzen den etablierten Versicherern zu. Tesla bietet seinen Kun- den aufgrund seiner telematischen Da- ten personalisierte Autoversicherungen VERSICHERUNG | Online-Konkurrenz Start-ups und Tech-Riesen wie Amazon wollen mit digitalen Lösungen den Versicherungsmarkt revolutionieren. Aber die Digitalisierung von Versicherungen hat auch ihre Grenzen. Regulierungen bezüglich Datenschutz und Vertriebsrichtlinien bremsen den Innovationsdrang. Christian Sec Schöne neue Versicherungen durchblicker.at ist in Österreich der wichtigste Vertriebskanal für Online-Versicherungen. „ Helvetia konnte in Zusammenarbeit mit durchblicker.at den Prämienbestand um 30 Prozent steigern. “ 80 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020

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