GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

D ie Oesterreichische National- bank (OeNB) veröffentlichte An- fang Dezember sowohl den halbjährlich erscheinenden Finanz- markt-Stabilitätsbericht wie auch eine neue Immobilienmarktanalyse für Öster- reich. Dabei stellte sie fest, dass sowohl die Immobilienbrache wie auch folgerich- tig der Bausektor nach wie vor boomen. Laut den OeNB-Daten hätten sich die Wohnimmobilienpreise in Wien seit dem Jahr 2008 mehr als verdoppelt, was einem Anstieg von rund sieben Prozent p.a. gleichkommt. Außerhalb von Wien legten die Preise um rund 80 Prozent zu. Im dritten Quartal 2019 zeigte sich nun österreichweit eine merkliche Ver- langsamung des Preisanstiegs für Wohn­ immobilien von 7,3 Prozent auf 5,2 Pro- zent. In Wien verringerte sich die noch im zweiten Quartal außergewöhnlich starke Preisdynamik auf plus 7,6 Prozent. Im Bundesgebiet ohne Wien setzte sich das seit Jahresmitte 2018 beobachtete Nach- lassen des Preisauftriebs fort: minus zwei Prozentpunkte auf plus 1,8 Prozent im dritten Quartal (ggü. dem zweiten Quar- tal). Allerdings verzeichneten sowohl in Wien (+8,2%) als auch im restlichen Bundesgebiet (+3,8%) die Preise für ge- brauchte Eigentumswohnungen einen überdurchschnittlich starken Zuwachs. ABWEICHUNG DER PREISE VON FUNDAMENTALFAKTOREN Der Fundamentalpreisindikator der OeNB für Wohnimmobilien in Wien deu- tet im dritten Quartal 2019 auf eine Ab- weichung der Preise von den Fundamen- talfaktoren um etwa 26 Prozent hin. Ös- terreichweit liegt dieser Wert bei rund 14 Prozent. In einer längerfristigen Per- spektive kann die Preisentwicklung bei Wohnimmobilien – insbesondere in Wien – zunehmend nicht mehr durch Funda- mentalfaktoren erklärt werden. Seit dem Jahr 2017 beginnt sich die Lage auf dem österreichweiten Wohnim- mobilienmarkt durch die stärkere Aus- weitung der Bauleistung und die schwä- chere Nachfrage langsam zu entspannen. Die Wohnbauinvestitionen stiegen im Jahr 2018 um 6,2 Prozent. In den ersten drei Quartalen 2019 wurde die Dynamik mit durchschnittlich plus 5,2 Prozent ge- genüber dem Vorjahreszeitraum annä- hernd beibehalten. Damit hat die Bau- wirtschaft auf den sich seit Jahren auf- bauenden Nachfrageüberhang reagiert. Die seit ihrem Höhepunkt im Jahr 2017 sinkende Anzahl an Baubewilligungen deutet jedoch auf ein bevorstehende Ab- schwächung des Baubooms hin. WOHNBAUKREDITE AN HAUSHALTE NEHMEN WEITER LEICHT ZU Das Wachstum der Wohnbaukre- dite an private Haushalte hat sich im dritten Quartal 2019 leicht beschleu- nigt und betrug im September 2019 5,2 Prozent. Zwar wurden die Kreditricht- linien für die Aufnahme von Wohnbau- krediten im dritten Quartal 2019 leicht verschärft (höherer Eigenkapitalanteil), die Kreditzinsen sanken aber und waren im September 2019 mit 1,54 Prozent um 29 Basispunkte niedriger als vor Jahres- frist. Der Anteil variabel verzinster Kre- dite (Bindung bis 1 Jahr) am Neukredit- geschäft lag im Durchschnitt der letzten zwölf Monate bis September 2019 bei 44,4 Prozent – gegenüber 44,7 Prozent im Vergleichszeitraum des Vorjahres. CREDITS: OeNB IMMOBILIEN | Preisentwicklung 76 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020 Der Anstieg der Immobilienpreise schwächte sich österreichweit zwar ab, speziell in Wien klettern die Preise aber noch ungebremst weiter. Die niedrigen Zinsen sorgen hier noch für eine hohe Nachfrage nach Anlage- wohnungen. Die Baubranche reagiert aber bereits – die Anträge für Baubewilligungen gehen zurück. Mario Franzin Hohe Nachfrage in Wien PRESSEDIENST Wien, 3. Dez mber 2019 Anstieg der Immobilienpreise schwächt sich österreichweit ab Weiterhin hohe Preissteigerungen in Wien Die aktuelle Ausgabe der Immobilienmarktanalyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigt eine merkliche Verlangsamung des Preisanstiegs für Wohnimmobilien im dritten Quartal 2019 österreichweit auf 5,2 % (im Jahresvergleich) – nach einem Plus von 7,3 % im zweiten Quartal. In Wien verringerte sich die noch im zweiten Quartal außergewöhnlich starke Preisdynamik auf +7,6 %. Im Bundesgebiet ohne Wien setzte sich das seit Jahresmitte 2018 beobachtete Nachlassen des Preisauftriebs fort: minus 2 Prozentpunkte auf +1,8 % im dritten Quartal (gegenüber dem zweiten Quartal). Allerdings verzeichneten sowohl in Wien (+8,2 %) als auch im restlichen Bundesgebiet (+3,8 %) die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen einen überdurchschnittlich starken Zuwachs. Q3 19 Q2 19 Q1 19 Q4 18 2018 2017 2016 2015 2014 2013 Veränderung zum Vorjahr in % Österreich +5,2 +7,3 +5,0 +7,4 +6,9 +3,8 +7,3 +4,1 +3,5 +4,7 Österreich ohne Wien +1,8 +3,8 +4,1 +8,5 +8,5 +4,9 +9,1 +5,1 +3,1 +2,7 Wien +7,6 +9,8 +5,5 +6,7 +5,2 +1,5 +3,8 +2,2 +4,2 +8,7 Veränderung zum Vorquartal in % Österreich +0,8 +2,9 +1,4 +0,1 x x x x x x Österreich ohne Wien +0,7 +0,2 +0,0 +1,0 x x x x x x Wien +0,9 +4,8 +2,3 –0,6 x x x x x x Index (2000=100) Österreich 213,8 212,1 206,1 203,3 200,1 187,2 180,4 168,1 161,4 156,0 Österreich ohne Wien 195,5 194,1 193,8 193,9 195,5 174,9 166,7 152,9 145,4 141,1 Wien 254,1 251,9 240,3 234,8 232,0 220,4 217,2 209,2 204,6 196,3 Quelle: Data Science Service GmbH (DSS), TU Wien, Prof. Feilmayr, OeNB. Entwicklung der Wohnimmobilienpreise in Österreich „Wir sehen derzeit keine Immobilien- preisblase in Öster- reich und schon gar nicht ein poten- zielles Platzen einer Blase“ Gottfried Haber, OeNB-Vize-Gouverneur

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