GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

WIENER BÖRSE. Die Wiener Börse lud auch heuer 4000 Branchenvertreter zur Wahl für das Börsenunwort des Jahres – unterstützt durch Ver- einigungen wie C.I.R.A., ÖVFA oder VÖIG. 2018 wählte die Finanz-Community den Begriff „Straf- zölle“, 2017 „Negativzinsen“ zum Börsenunwort. Heuer machte der Brexit das Rennen, denn das Chaos rund um den Austritt Großbritanniens aus der EU hielt die Finanz-Community 2019 in Atem – wenig überraschend resultiert daraus der klare Sieg des „Brexit“ zum österreichischen Börsen­ unwort des Jahres. Die weiteren Stockerlplätze gehen an „Handelskonflikt“ und „Negativzinsen“ (das Börsenunwort 2017), gefolgt von „MiFID“, den Richtlinien der Europäischen Union, die sich auf Reformen zur Stabilisierung und Mo- dernisierung des europäischen Finanzsystems konzentrieren. Branchenkommentare sagen, die- se hätten die selbst gesteckten Ziele verfehlt, insbesondere sei die Kapitalbeschaffung für die Unternehmen komplizierter und teurer sowie die Auswahl für die Investoren eingeschränkter. 1. HALBJAHR. Der Vorarlberger Leuchten­ hersteller Zumtobel hat im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/20 mit einer leichten Umsatzstei- gerung ein deutlich besseres Ergebnis als im Vorjahreszeitraum erzielt. Der Konzern­ umsatz stieg um 1,5 Prozent auf 603,8 Mil- lionen Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) legte von 19,1 auf 36,7 Millionen Euro zu, das Perio- denergebnis von 8,8 auf 24,7 Millionen Euro. Bei dem um Sondereffekte bereinigten Gruppen-EBIT erwirtschafte die Zumtobel-Gruppe im Halbjahr (bis 31. Oktober) mit 43,9 Mio. Euro ein Plus von 77,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreshalbjahr. Die Zahl der Mitarbeiter blieb mit 5877 Vollzeit- kräften (inklusive Leiharbeiter) gegenüber dem Beginn des Geschäftshalbjahres konstant. ZUMTOBEL: Besseres Ergebnis BAWAG, MARINOMED. Die Wiener Börse gab nach quartalsweiser Überprüfung der Berech- nungsparameter der österreichischen Indizes neue Streubesitzfaktoren bekannt. Der Streu- besitzfaktor der BAWAG Group steigt nach der Veräußerung eines Aktienpakets des Großaktio- närs Cerberus von 0,5 auf 0,7. Bei Marinomed Biotech steigt der Streubesitzfaktor von 0,4 auf 0,5. Der Streubesitzfaktor drückt aus, wie viele Aktien eines Unternehmens im Publikum ge- streut sind und beeinflusst, wie stark eine Aktie im Index gewichtet ist. Das französische Biotech- Unternehmen Valneva scheidet am 20. Dezember 2019 aus dem ATX Prime Index aus. Aktien der Valneva sollen künftig im Segment global mar- ket handelbar sein. Die Änderungen werden am 23. Dezember 2019 wirksam. Die nächste plan- mäßige Überprüfung der Zusammensetzung des ATX findet am 3. März 2020 statt. Die Berechnung des ATX beruht auf einer quantitativen Methodik, als Entscheidungsgrundlage für eine Indexauf- nahme dienen der tägliche Durchschnittsumsatz sowie die Streubesitzkapitalisierung. BÖRSENUNWORT 2019: „Brexit“ 3500 PUNKTE. Der Aktien-Leitindex ATX der Wiener Börse könnte bis Ende kommenden Jah- res rund zehn Prozent auf 3500 Punkte zulegen, schätzen die Analysten der Erste Group. Sie ver- weisen auf das intakte Gewinnwachstum und die weiterhin attraktive Dividendenrendite und Bewer- tung. Auch die starke Verbindung mit Zentral- und Osteuropa (CEE) wirke sich wieder günstig aus. Das Interesse ausländischer Investoren sei weiter da. Im aktuellen – und nach Meinung der Ana- lysten noch länger anhaltenden – Negativ- bzw. Nullzinsumfeld führe kein Weg an risikoreicheren Kapitalanlagen wie Aktien vorbei. Charttechnisch sei der langfristige Abwärtstrend des ATX nun endlich gebrochen, die technischen Indikatoren würden klare Kaufsignale generieren. Bevorzugt werden von den Erste-Analysten „Unternehmen mit klaren Geschäftsmodellen und hoher Visi- bilität“. Auf ihrer Empfehlungsliste haben sie momentan Immofinanz, s Immo, Raiffeisen Bank International, AT&S, FACC, Schoeller-Bleckman Oilfield Services (SBO) sowie Do&Co. ATX: Ende 2020 höher erwartet STREUBESITZ: Anpassung WIENERBERGER: Höheres Kursziel AKTIEN | Kurzmeldungen CREDITS: beigestellt Das Geschäft von Wienerberger läuft entspre- chend dem Immobilien-Boom hervorragend. OSRAM. Der steiri­ sche Sensor-Spezialist ams konnte im zweiten Anlauf knapp zwei Drit- tel der Osram-Aktien einsammeln (die Min- destannahmeschwelle lag bei 55 Prozent). ams-Chef Alexander Everke muss nun tief in die Tasche greifen, um die Aktien zu bezahlen – eine Kapitalerhöhung wird voraussichtlich notwendig. Hedgefonds, die sich nebenbei an- sehnliche Anteile an Osram gesichert haben, werden den Preis nun nach oben treiben, womit die Erreichung der 75 Prozent-Schwelle für ams teuer werden wird. Ungeachtet dessen will Everke aus ams und Osram einen europäischen Cham- pion für Optoelektronik schmieden, Kündigungen bei Osram stehen angeblich nicht am Plan. AMS: Übernahmepoker gewonnen Alexander Everke, CEO von ams, konnte die Übernahme von Osram bislang nicht realisieren. Alfred Felder, CEO Zumtobel, macht den Leuchtenhersteller wieder profitabel. RCB. Die Analysten der Raiffeisen Centrobank haben ihr Kursziel für die Aktien der Wiener- berger von 25,50 auf 28,00 Euro erhöht. Die Kaufempfehlung „Buy“ wurde nach den Dritt- quartalszahlen bestätigt. RCB-Analyst Markus Remis hat in der aktuellen Studie die Gewinn- prognosen für die kommenden Jahre im Schnitt um neun Prozent angehoben. Er erwartet nun ei- nen Gewinn von 1,94 Euro je Aktie im laufenden Geschäftsjahr. Die Schätzungen für die beiden Folgejahre liegen bei 2,30 und 2,44 Euro je Aktie. 58 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020

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