GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

D ie VW-Premiumtochter Audi in- vestiert 37 Milliarden Euro in Zukunftsgeschäfte, zwölf Milli- arden allein in die E-Mobilität. Damit geht Audi ins Rennen mit dem Elektro- autobauer Tesla und den alten Rivalen BMW und Mercedes. Der Mutterkonzern hatte bereits Mitte November den Rah- men gesteckt: Volkswagen will in den kommenden fünf Jahren knapp 60 Milli- arden Euro in klimaschonende Antriebe, selbstfahrende Autos und die Digitalisie- rung stecken. Der deutsche „Autopapst“, Ferdinand Dudenhöffer, sieht VW in der Pole-Position. Dennoch rechnet er mit verstärkten Kooperationen – etwa zwi- schen Daimler und seinen chinesischen Aktionären Geely (Anteil über zehn Pro- zent) und BAIC. BMW seinerseits be- treibt eine Allianz mit Brilliance Motors. Mit Google, Apple oder Uber sind neue Konkurrenten erwachsen. Diese verfü- gen über hohe Finanzreserven und drän- gen mit neuen Konzepten auf den Mobili- tätsmarkt. TOYOTA: MIT CHINESEN AUF DER ÜBERHOLSPUR Auch die Japaner spüren den zuneh- menden Druck der Branche. Dennoch liefern sie starke Zahlen ab: Von Juni bis September kletterte der operative Ge- winn von Toyota zweistellig auf rund 5,5 Milliarden Euro. Toyota erzielte eine für einen Massenhersteller hohe operative Marge von 9,2 Prozent. Fantasie kommt vor allem aus dem Segment mit alter- nativen Antriebsformen. Zusammen mit dem chinesischen Hersteller BYD (Welt- marktführer bei E-Bussen) wollen die Ja- paner Limousinen und SUVs entwickeln und produzieren. Noch vor 2025 soll mehr als die Hälfte der Autos einen Elek- troantrieb haben – fünf Jahre früher als zunächst geplant. Credit Suisse-Analysten sehen auch VW auf der Überholspur. Und das, ob- wohl die Wolfsburger angesichts der sich eintrübenden Weltkonjunktur und der hohen Investitionen in die Elektromobi- lität die mittelfristige Wachstumsprogno- se gesenkt haben. Allerdings soll der Be- triebsgewinn 2020 im Vergleich zu 2016 immer noch um 25 Prozent zulegen (statt um 30 Prozent). Als positive Treiber für den Gewinn könnten sich neue Produkte in den USA (insbesondere neue Sport- fahrzeuge) und Kosteneinsparungen durch die MQB-Plattform erweisen. Am wichtigsten ist China, der weltgrößte Au- tomobilmarkt. China steht bei der Kern- marke VW Pkw für rund die Hälfte aller Auslieferungen. Ein Großteil der Elek- CREDIT: beigestellt,elektronik-zeit/stock.adobe.com MÄRKTE & FONDS | Ausblick 2020 – Autobranche Die Automobilindustrie steckt in der größten Transformation ihrer Geschichte. Um die CO 2 -Vorgaben zu erreichen und Strafen zu vermeiden, müssen die Hersteller den Anteil von Elektrofahrzeugen an ihren Flotten deutlich erhöhen. Das erfordert gigantische Investitionen – mit ungewissem Erfolg. Wolfgang Regner Im Bann der E-Mobilität ZWEIKAMPF UM DIE VORHERRSCHAFT Während der Pionier Tesla darum ringt, sein Produktionsziel von 500.000 Fahrzeugen zu erreichen, muss der Auto-Riese Volkswagen nur ein paar Muskeln spielen lassen, um diese Schwelle zu überspringen. Am deutlichsten wird das auf dem weltgrößten Markt für E-Autos in China, wo Tesla derzeit seine erste Fabrik außerhalb der USA hochzieht und dafür Arbeitskräfte sucht. Volkswagen dagegen rüstet einfach zwei seiner zahlreichen Werke für den Bau emissionsfreier Fahrzeuge um und kann sich auf eine eingespielte Belegschaft stützen. 2020 soll die Produktion von E-Autos in den beiden chinesischen VW-Fabriken beginnen – weltweit sollen dann eine Million VW-Stromer von den Bändern rollen. Da- mit würde Volkswagen den Konkurrenten aus Kalifornien deutlich überflügeln. Der welt- größte Autobauer verfügt über die Mittel, um die hohen Investitionen in die Elektromobi- lität abzusichern. Bis 2022 will VW auf vier Kontinenten acht Fabriken für die Produktion von Stromern auf Basis des Elektrobaukastens MEB umrüsten — in Deutschland, China, Tschechien und den USA. Während sich Tesla für dieses Jahr den Bau von bis zu 400.000 E-Autos vorgenommen hat, gehen die Pläne in Wolfsburg weiter. VW will bis 2025 drei Millionen Elektroautos pro Jahr produzieren und zum größten E-Hersteller aufsteigen. 46 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020

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