GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

D as Auffälligste an der diesjäh- rigen Branchenentwicklung war, dass sich die führenden Sektoren auf einige wenige beschränk- ten, dass also nur einige Branchen die Weltbörsen anführten. Dazu zählten etwa die Infrastruktur- und die zyklische Konsumbranche, während sich Sektoren wie Energie oder Finanzen als Nachzüg- ler erwiesen. POTENZIAL BEI GESUNDHEITS-TITEL Die diesjährige Underperformance des Healthcare-Sektors muss im Kon- text der klaren Outperformance des Vor- jahres gesehen werden. Da verlor der MCSI World acht Prozent, während der Gesundheitsbereich drei Prozent zulegte. Da die Rezessionswahrscheinlichkeit für 2020 deutlich abgenommen hat, bevor- zugten die Investoren heuer zyklische Ti- tel gegenüber den „defensiven“ Gesund- heitswerten. Dazu kam die Furcht vor einem „Medicare for all“-Konzept der de- mokratischen Kandidaten für die US- Präsidentschaftswahl, obwohl die Wahr- scheinlichkeit einer Realisierung eines solchen Plans sehr unwahrscheinlich ist. Trotz positiver Fundamentaldaten – z.B. die Anzahl neu zugelassener Medi- kamente bzw. Therapien, die steigenden Ausgaben für Gesundheit – liegen die Bewertungen auf einem sehr modera- ten Niveau. Large Caps haben ein KGV von nur 12,5, der restliche Healthcare- Sektor liegt bei 15,5. Der Bewertungsab- schlag von rund 20 Prozent bei den groß- en Biotech-Konzernen ist schon erstaun- lich, denn die langfristigen Gewinn- wachstumsraten für den Biotech-Sektor und den gesamten Gesundheitsbereich werden auf zehn bis elf Prozent p.a. ge- schätzt – der breite Markt liegt mit 9,5 Prozent zurück und ist höher bewertet. Auf Jahressicht bleibt Healthcare daher ein Outperformer. Besonders stark ent- wickelten sich US-Large Cap-Pharma-Ti- tel wie Pfizer, Merck & Co., aber vor allem auch Novartis. Den größten Einfluss auf die Bio-Pharma-Industrie werden Big Data und darauf gestützt die Künstliche Intelligenz haben (siehe auch Seite 42). TECHNOLOGIE: EIN TOP-PERFORMER Frederic Fayolle, Manager des DWS Technology, zeigt sich optimistisch, was den Sektorausblick für die Technologieb- ranche anbelangt. „Wir bleiben mittelfri- stig positiv für diesen Sektor gestimmt, denn hier können wir von Megatrends profitieren, die ungeachtet der Schwan- kungen bei der Konjunktur der Gesamt- wirtschaft weiterhin ihre Wirkung entfal- ten. Der Wachstums-Hotspot ist die digi- tale Transformation, also die Digitalisie- rung immer größerer Bereiche der Wirt- schaft. Heute sind Sektoren wie der Ein- zelhandel, die Medien, das Gesundheits- wesen und die Finanzbranche davon be- troffen. Unternehmen müssen sich auf ein digitales Geschäftsmodell umstellen, wenn sie nicht ins Hintertreffen und da- mit in eine Überlebenskrise geraten wol- len. Die Digitalisierung macht sektor­ übergreifende Investments möglich, so z.B. in Unternehmen, die Software as a Service anbieten (SaaS). Solche Compu- ter-Applikationen sind höchst vielsei- tig einsetzbar – im digitalen Marketing, im Kundenbeziehungs-Management, in der Automatisierung des Vertriebs und in Software für den E-Commerce. Dazu kommen Cloud Services, Big Data-Ana- lysen und Software-Tools für die Künst- liche Intelligenz (KI) oder auch für das di- gitale Bezahlen. Wir erachten Entwick- lung von Technologie für die KI als einen Wendepunkt in der digitalen Transfor- mation, da KI eine autonome Intelligenz in die digitale Infrastruktur einbringt und so deren Spielraum deutlich vergrößert. Zudem wird eine immer höhere Anzahl spezieller Halbleiter in früher nicht digi- tale Produktsegmente eingebaut, wie in Automobile, oder Industrieausrüstung, wovon darauf spezialisierte Chip-Herstel- CREDIT: Pugun & Photo Studio/stock.adobe.com MÄRKTE & FONDS | Ausblick 2020 – Branchen 36 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020 Was die Performance der unterschiedlichen Branchen an den Weltbörsen anbelangt, so hat sich dieses Jahr sehr unterschiedlich entwickelt. Erst wurden wegen des um sich greifenden Konjunkturpessimismus defensive Sektoren bevorzugt, doch gegen Jahresende konnten die zyklischen Branchen wieder etwas aufholen. Wolfgang Regner Die Top-Branchen für 2020 „ Trotz hoher Bewertung kommen Anleger an US-Qualitätstiteln auch 2020 nicht vorbei. “ Philipp Vorndran, Flossbach von Storch BRANCHEN IM CHECK LIPPER-INDEX PERFORMANCE YTD 2019 3 jahre 5 jahre Informationstech. 25,2% 54,5% 96,4% Immobilien Asien-Paz. 21,2% 32,5% 59,0% Immobilien USA 18,8% 22,1% 52,4% Verbrauchsgüter 18,2% 27,0% 50,8% Gesundheitsfürsorge 12,8% 31,4% 47,3% Gold & Edelmetalle 40,6% 10,9% 47,1% Immobilien Europa 17,5% 29,8% 47,1% Finanztitel 14,5% 21,5% 39,9% Luxusgüter 15,8% 23,1% 39,3% Industrietitel 15,0% 18,5% 38,9% Immobilien Global 16,9% 23,2% 38,1% Werkstoffe 7,5% 12,9% 33,0% Biotechnologie 10,5% 18,8% 27,6% Energie 1,6% -4,7% -1,8% Quelle: Lipper IM,alleAngaben auf Euro-Basis,Stichzeitpunkt: 30.11.2019

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=