GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

W ichtig ist zuerst einmal die Währungsentwicklung. Demnach wäre ein schwa­ cher Dollar negativ für Europa. Es gibt einige Punkte, die für einen Kursrück­ gang des Dollars gegenüber dem Euro sprechen. Dazu zählt die größere Infla­ tionstoleranz der US-Notenbank, die of­ fenbar über ein Überschießen der Teue­ rungsrate hinwegzusehen bereit ist. Auch die Positionierung an den Kapital­ märkten und das steigende Haushalts­ defizit sprechen für eine Dollar-Schwä­ che. Hinsichtlich der einzelnen Asset­ klassen sind die Effekte höchst unter­ schiedlich. Da alle Rohstoffe in US-Dollar gehandelt werden, wirkt ein schwächerer Greenback grundsätzlich preisunter­ stützend für Rohstoffe. Insbesondere dann, wenn die Nachfrage industriell ge­ trieben ist. Bei Öl ist dies der Fall. Anle­ ger aus anderen Währungsräumen kön­ nen sich somit vergleichsweise günstiger am Markt positionieren, daher stärkt ein schwacher Dollar den Preis für Rohöl. Für den Ölpreis ist die Schwäche des Greenback also eine gute Nachricht. Bremsend könnte sich auswirken, dass die globale Wirtschaft auf Sicht mit nied­ rigeren Wachstumsraten auskommen muss, denn das hemmt die Nachfrage. GOLD: ASSET OHNE ZINSEN Gold wird auf der anderen Seite in der Preisentwicklung stark von der In­ vestmentnachfrage und den Realzin­ sen beeinflusst. Dieser Trend könnte bereits sein Ende gefunden haben, weil die Investmentnachfrage gedeckt zu sein scheint. Für Anleihen aus den Emerging Markets (EM) rechnen Analysten in den nächsten zwölf Monaten per saldo eben­ falls mit günstigen Aussichten. Der Wäh­ rungseffekt für internationale Anleger lässt nach, damit gewinnen die nach wie vor hohen laufenden Renditen im Lokal­ währungsbereich an Bedeutung. Für die EM, die zu einem erheblichen Teil in Dol­ lar verschuldet sind, fällt ein Belastungs­ faktor der vergangenen Jahre weg. Bei Aktien der Industriestaaten ist die Situa­ tion zwiespältig. Für den US-Unterneh­ menssektor ist ein schwächelnder Dol­ lar zunächst durchaus wünschenswert. Eine schwache Heimatwährung hilft vor allem jenen Firmen, die ihr Geld in weiten Teilen außerhalb der USA erwirtschaf­ ten. Sie bekommen durch die Abwertung einen Wettbewerbsvorteil gegenüber an­ deren Anbietern mit einer vergleichswei­ se stärkeren Währung. Dadurch bauen die US-Konzerne ihre Marktstellung aus und drängen unliebsame Konkur­ renz zurück. Und durch die Währungs­ umrechnung ergibt sich ein positiver Ef­ fekt eines schwachen Dollars in den Un­ ternehmensbilanzen. Genau spiegelver­ kehrt ist dieser Effekt für Europa. US-WERTPAPIERKREDITE: AMPEL SPRINGT AUF ROT Für den Investor ist es außerdem eine gute Idee, die Entwicklung der aus­ gegebenen Effektenkredite zu beobach­ ten. Als erstes fällt auf: Die Zunahme der US-Wertpapierkredite hat ein gigan­ tisches Ausmaß angenommen. Der Spit­ CREDIT: happysunstock/stock.adobe.com MÄRKTE & FONDS | Ausblick 2020 – Börsenampeln 26 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020 Bei ihren Anlageentscheidungen sollten Investoren nicht in den Rückspiegel blicken. Sogenannte Börsen­ ampeln, also auf bestimmten Indizes beruhende Prognosen für die wichtigsten Assetklassen, liefern ein zuverlässigeres Bild. Die gute Nachricht: Derzeit stehen die Aktien-Börsensignale noch auf Grün. Wolfgang Regner Von Grün bis Rot POSITIVE BÖRSENSIGNALE FÜR DIE AKTIENMÄRKTE Die Börsenampeln weisen auf einen Aufwärtstrend an den Aktienmärkten hin. Sie berück- sichtigen die Zinsstruktur, den Indextrend und übrige Indikatoren wie Zinsen, Ölpreis, Roh- stoffe, US-Dollar und saisonale Faktoren. m Zinsstruktur Abstand zwischen kurz- und langfristigen Zinsen Indextrend Charttechnische Aufwärtstrends beim DAX und beim S&P 500 Fundamentale Indikatoren Zinsen: niedrige Geldmarkt- bzw. Notenbankzinsen Rohstoffe: Preise sind moderat, außer Erdöl – Thomson Reuters/Jefferies- CRB-Index Ölpreis: Ölpreis der Sorte Brent in US-Dollar ist relativ hoch US-Dollar: Dollarkurs gegenüber dem Euro mit Aufwärtstrend Saisonale Faktoren: beste Börsenphase von Oktober bis Mai m m m m m mm

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