GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

D er Markteintritt deutscher Kre- ditinstitute verschärfte am hei- mischen Markt für Immobilien- Kredite den Wettbewerb. Und dies im Umfeld eines historischen Zinssturzes, der zwischenzeitlich sogar bei den lang- jährigen Euro-Swapsätzen zu Negativ- zinsen führte. Laut Infina Kredit Index (IKI), einer Markt-Stichprobe der Kondi­ tionen für einen voll besicherten (max. 80 Prozent fremdfinanzierten) Wohnkre- dit mit einer Laufzeit von 25 Jahren, pur- zelten vor allem im dritten Quartal 2019 die Zinsen. Die Jahresveränderungen von 12 regionalen und überregionalen Banken zeigten bei zehnjähriger Fixzins- bindung bis Anfang Oktober 2019 eine Verbesserung der durchschnittlichen Zinsen bei Neuabschluss von 1,81 auf 1,17 Prozent per anno Indessen senkten die Banken im Schnitt ihren Aufschlag auf den Drei-Monats-Euribor von 1,32 auf 1,12 Prozent. Zwar kam es in den vergangenen Wo- chen wieder im Einklang mit dem erneu- ten Zinsanstieg am langen Ende zu einer tendenziellen Verteuerung der Fixzins- konditionen im Bereich von zehn bis 20 Jahren, doch die wesentlichen Faktoren, nämlich der Immobilienboom und der Konditionswettbewerb zwischen den ein- zelnen Kreditinstituten, bleiben erhalten. Bundesweit stieg der von der OeNB ver- öffentlichte Wohnimmobilienpreisindex im zweiten und dritten Quartal 2019 auf Jahresbasis um je 7,3 bzw. 5,2 Prozent. Die Neukreditvergabe von Wohnbaukre- diten an private Haushalte in Österreich stieg in den ersten neun Monaten 2019 um 7,3 Prozent (im Gesamtjahr 2018: 4,9 Prozent) auf 14,8 Milliarden Euro. Im dritten Quartal beschleunigte sich der Zuwachs sogar auf 17,2 Prozent. OFFIZIELL BESTEHT NOCH KEINE IMMOBILIENBLASE Von Regulatoren und Finanz- marktaufsehern ist derzeit noch kein starkes Gegensteuern zu erwarten. Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG), dem neben der Finanzmarktaufsicht (FMA) und der Oesterreichischen Natio­ nalbank (OeNB) auch noch das Bun- desministerium für Finanzen (BMF) so- wie der Fiskalrat angehören, sieht der- zeit in Österreich keine Immobilienblase, hat jedoch empfohlen, gesetzlich ent- sprechende „makroprudenzielle Instru­ mente“ (Anm.: auf die Stabilität des ge- samten Finanzsystems ausgerichtete Instrumente) vorzubereiten, um gege- benenfalls aufsichtsrechtlich eingreifen zu können. Dabei handelt es sich um noch nicht aktivierte regulatorische Vor- gaben wie eine Mindesteigenmittelquo- te, eine maximale Verschuldungsquote oder maximale Laufzeiten. Die FMA, de- ren Prüfschwerpunkt auf der Vergabepo- litik bei Immobilienkrediten liegt, sieht laut FMA-Vorstand Klaus Kumpfmül- ler derzeit kein systematisches Abwei- chen von einer nachhaltigen Kreditver- gabepolitik bei Immobilien-Krediten. Die FMA hat den Banken klar kommuniziert, welche Kriterien sie als angemessen für eine nachhaltige Vergabepolitik erach- tet und Kumpfmüller zeigt sich optimis­ tisch: „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Banken von einer nachhaltigen Kre- ditvergabepolitik überzeugt haben und ohne weitere Maßnahmen auskommen. Wir werden aber die Entwicklung weiter- hin sehr genau beobachten.“ DAS ERWARTEN BANKEN 2020 Der administrative Aufwand im Wohnkreditgeschäft bleibt hoch. Dazu eine Sprecherin der Erste Bank: „Die regulativen Rahmenbedingungen ha- ben inzwischen einen mehr als ausrei- chenden Umfang angenommen. Dadurch wird die private Kreditvergabe unnötig erschwert und verteuert. Es ist nicht ab- sehbar, dass es da zu Erleichterungen kommen könnte.“ Und Mauro Maschio, CREDITS: beigestellt,nespix/stock.adobe.com BANKING | Immobilien-Kredite Die Zinsen purzeln nach unten – besonders deutlich wieder im dritten Quartal 2019. Doch die Finanzmarkt- aufsicht hat ein wachsames Auge darauf, dass die Banken nicht zu leger mit Immobilien-Krediten umgehen. Dennoch lässt sich für 2020 ein erfreulicher Ausblick mit anhaltend günstigen Konditionen erwarten. Michael Kordovsky Ein weiteres goldenes Jahr 22 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020

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