GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

30 JAHRE ist es her, dass der Eiserne Vorhang im Jahr 1989 gefallen ist. Daran erinnerte die Conference on European Economic Integration (CEEI) der OeNB. Die CEEI beleuchtet Erfolge wie Versäumnisse dieser his­ torisch bedeutsamen Transformation. Wobei das Bild gemischt ausfällt: Viele Menschen im ehe­ maligen „Ostblock“ betrachten den Umgestal­ tungsprozess trotz der beachtlichen Errungen­ schaften als zu lang, zu schwierig und zu schmerzhaft. Aufgrund unerfüllter Versprechen und unrealistischer Erwartungen kam es zu man­ nigfachen sozialen, wirtschaftlichen und politi­ schen Nachwehen, die nicht zuletzt in sich häu­ fenden Angriffen auf demokratische Institutionen ihren Niederschlag finden. 3,5 MILLIARDEN Euro betrug der Ge­ winn heimischer Banken im ersten Halbjahr 2019. Er fiel somit leicht geringer als im Vorjahreszeitraum aus, da trotz Konsolidierungs­ fortschritten die Kosten-Ertrags-Relation nach wie vor hoch ist. ZAHLENSPIEL KEINE GLEICHMACHEREI. „In varietate con­ cordia“ – „In Vielfalt geeint“, lautet das Motto der Europäischen Union. Die Österreichischen Spar­ kassen nehmen das beimWort und fordern einen angepassten europäischen Rechtsrahmen, der die Entwicklung der Regionen fördert sowie auch die regional angepassten Bankensysteme unter­ stützt. Ein gutes Beispiel ist die Harmonisierung statt Standardisierung in der Kreditwürdigkeits­ prüfung: um individuell auf die KundInnen und die Region einzugehen, bedarf es maßgeschneiderter Lösungen und keinen ‚one size fits all‘-Ansatz. Im Rahmen des 200-Jahre-Jubiläumsempfangs des Österreichischen Sparkassenverbandes (ÖSPV) in Brüssel unterstrichen unter anderen Franz Portisch (Generalsekretär ÖSPV) und Gerhard Fabisch (Präsident ÖSPV) diese Forderungen im Gespräch mit Europa-Parlamentariern. Auf der Agenda stand aber auch das Thema Nachhal­ tigkeit, so meinte etwa Stefanie Christina Huber, designierte Vorstandsvorsitzende der Sparkas­ se OÖ: „Die Steigerung der Lebensqualität in kleinen Regionen unterstützt die nachhaltige Ent­ SPARKASSEN: Europa der Regionen fördern wicklung und beugt Landflucht vor.“ Gabriele Semmelrock-Werzer, Vorstandsdirektorin der Kärntner Sparkasse, ergänzte: „Neben dem ,grü­ nen‘ Wandel liegt uns die soziale Verträglichkeit besonders am Herzen. Wir regen daher an, dass die EU rasch mit den Arbeiten für eine soziale Taxonomie mit dem Ziel beginnt, die Umleitung von Kapital in soziale wirtschaftliche Tätigkeiten zu forcieren.“ Fazit: Europas Mitgliedstaaten sind unterschiedlich, und das ist Europas großer Wett­ bewerbsvorteil, der gefördert werden muss. HOHE KOSTEN. Europäische Kreditinstitute haben in den vergangenen Jahren beinhahe die Hälfte ihrer Transformationsbudgets für digitale Projekte ausgegeben. Trotz der hohen Investiti­ onen profitieren bislang aber nur wenige Banken ertrags- und kostenseitig im erhofften Umfang von der Digitalisierung, so die Unternehmens­ beratung Bain. Je nach Bank ist teilweise nur ein Drittel der Kunden für das Online- und Mo­ bile Banking freigeschaltet. Und davon nutzt wiederum lediglich jeder Zweite regelmäßig die digitalen Zugangswege. Viele Banken haben es offensichtlich versäumt, ihre Kunden und Mitar­ beiter in Richtung Digitalisierung zu mobilisieren. DIGITALISIERUNG: Enttäuscht CREDITS: beigestellt,Archiv (Sparkassenverband & Pia Morpurgo),pixabay F. Portisch (Generalsekretär Öst. Sparkassen- verband, ÖSPV), E. Eroglu (Europa-Parlamen- tarier), G. Fabisch (Präsident ÖSPV) BANKING | Kurzmeldungen SCHOELLERBANK UNTER TOP 10. Der Elite Report, der größte Bankentest im deutschspra­ chigen Raum, hat 259 Banken aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein detail­ liert geprüft. 46 der getesteten Institute verfügten über die geforderten Qualitätsmerkmale und zählen somit zur „Elite“. Die Besten der Besten konnten in der aktuellen Testsaison maximal 700 Punkte erreichen, mit dem Prädikat „sum­ ma cum laude“ wurden 29 Vermögensverwalter ausgezeichnet. Die Top 3 im deutschsprachigen Raum 2020 sind: Berenberg Bank, Deutsche Oppenheim Family Office und DJE Kapital. Und wo bleiben die Österreicher? Von den insgesamt 46 Spitzenadressen sind 38 als deutsche Häu­ ser einzuordnen, vier sind mit ihrem Hauptsitz in Österreich beheimatet, zwei kommen aus Liech­ tenstein und weitere zwei aus der Schweiz. Die Schoellerbank ist auch diesmal wieder die ein­ zige Bank aus Österreich unter den Top 10 der Vermögensverwalter – und das immerhin zum achten Mal in Folge. ELITE REPORT: Härtetest UMWELTBEWUSST. D i e Un i C r e d i t h a t neue ESG-Ziele ange- kündigt: Seit 2008 halbierte die Grup- pe ihre Treibhaus- gasemissionen und verpflichtete sich, bis 2020 eine Reduktion um 60 Prozent und bis 2030 um 80 Prozent zu erreichen. Außer­ dem will Group CEO Pierre Mustier den gesamten Stromverbrauch der UniCredit-Gebäude in Ita­ lien, Deutschland und Österreich bis 2023 aus erneuerbaren Energien decken. 2018 waren es bereits 78 Prozent gewesen. Die Gruppe nutzt auch verschiedene technische Möglichkeiten, um den Einsatz von Papier weiter zu verringern. Dazu gehört die Initiative „Papierlose Filiale“ in Italien, die 2018 zum Scannen und digitalen Speichern von rund neun Millionen Dokumenten führte. UNICREDIT: Neue ESG-Ziele Jean Pierre Mustier, Group CEO der UniCredit 20 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=