GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

J im Reid, Analyst der Deutschen Bank, eröffnete seinen Anfang De- zember präsentierten Bericht „Ima- gine 2030“ mit deutlichen Worten: „Die Kräfte, die unser gegenwärtiges Fiat-Sys- tem bisher zusammenhielten, wirken im- mer fragiler und könnten in den 2020er- Jahren endgültig ins Wanken geraten. Sollte das passieren, dann werden wir eine Abkehr von Fiat-Geld sehen und die Nachfrage nach alternativen Währungen wie Gold oder Krypto könnte in die Höhe schießen.“ VERTRAUEN VERSPIELT Das extreme Ausmaß an Liquidität, systembedingt niedrige Inflation, inver- tierte Zinskurven und riesige öffentliche sowie private Schuldenberge lassen das Vertrauen in die Wirksamkeit der gegen- wärtigen Fiskal- und Geldpolitik lang- sam erodieren. Die Spirale aus lockerer Geldpolitik, ernüchternden Wirtschafts- zahlen und noch lockerer Geldpolitik scheint kein Ende zu nehmen. Nach nur einem Jahr der Bilanzkürzung befinden wir uns wieder am Start. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erneut begonnen, Staatsschulden der Mitgliedsländer bis zur Kapazitäts- grenze aufzukaufen und auch die US- Notenbank Federal Reserve (Fed) pumpt seit Mitte September wieder kräftig Geld in den Markt. Allein im Oktober erwarb sie Staatsanleihen in Höhe von 162 Mil- liarden Dollar – der größte monatliche Anstieg seit dem Krisenjahr 2008. Auch wenn Fed-Präsident Jerome Powell wie- derholt beteuert, dass die Ankäufe keine neue quantitative Lockerung darstellen, der Markt ist anderer Meinung. Doch was passiert, wenn die Inflation etwa aufgrund demografisch bedingter Lohnanstiege wieder zulegt? Werden die Regierungen eine kontraktive Geldpoli- tik angesichts der angehäuften Schulden hinnehmen können? Für Reid ist klar, das Dilemma zwischen höheren Zinsen und Rekordverschuldung wird die „Multi Trillionen Dollar (oder Bitcoin)-Frage der bevorstehenden Dekade“. HARTES GELD Der Mangel an Vertrauen in die Zen- tralbanken treibt die Nostalgie für ein vernünftiges Geldsystem und schenkt Bitcoin damit neuen Glanz. Seine Struk- tur eines alternativen, öffentlichen und transparenten Zahlungssystems, das ei- ner demokratischen Wertbestimmung, durch ein ständiges öffentliches Vertrau- ensvotum und nicht der Erklärung einer souveränen Institution unterliegt, behebt die Mängel unseres traditionellen Wäh- rungssystems. Während noch nicht all diese Attribute gegenwärtig ihren vollen Nutzen entfalten, ist Bitcoins Knappheit unbestreitbar schon heute eine der preis- treibenden Komponenten. Durch die Deckelung auf 21 Millionen Stück und eine selbstregulierende Rückskalierung der Ausgabe neuer Token ist ein Überan- gebot nicht möglich. DAS DRITTE „HALVING“ KOMMT Um das zu verstehen, muss man ei- nen Blick auf die Funktionsweise des Netzwerkes werfen. Nicht nur dessen Betrieb, sondern auch auf die Emis­ BRENNPUNKT | Bitcoin 14. Mai 2020, 19:55:07, das ist der Zeitpunkt, den sich Bitcoin-Investoren Rot in ihrem Kalender angestrichen haben – der Tag des nächsten „Halvings“, an dem die Menge der mit jedem Block neu generierten Bitcoin um die Häflte reduziert wird. Steht damit der nächste Bullrun vor der Tür? Moritz Schuh Halving Hype 14 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020 100.000 10.000 1.000 100 10 1 0,1 0,01 0,001 1,000.000 Stock-Flow-Modell für Bitcoin BTC/USD Bitcoin in US-Dollar Monate bis zum nächsten Halving 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 BITCOIN-HALVINGS FÜHRTEN IMMER ZU PREISSTEIGERUNGEN Das Modell des Bitcoin-Analysten PlanB sagt einen massiven Preisanstieg voraus.

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