GELD-Magazin, Dezember 2019 / Jänner 2020

E ine kleine Wette gefällig? Wer über Portale wie bwin.com einen Euro auf Donald Trump als nächsten US-Präsidenten setzt, erhält im Falle seines Sieges lediglich 2,25 Euro. Würde Joe Biden das Rennen machen, wären es hingegen gleich 6 Euro, bei Ber- nie Sanders 11 Euro, Michael Bloomberg 13 Euro. Ein Sieg Hillary Clintons würde sogar 34 Euro in die Kassa spülen. Was zeigt, dass Trump derzeit der klare Favo- rit der Buchmacher ist, und Wahlwetten erzielen oft erstaunlich präzise Progno- sen für das Endresultat. Wobei relativie- rend hinzugefügt werden muss, dass der demokratische Präsidentschaftskandi- dat noch gar nicht feststeht, was in den Quoten natürlich seinen Niederschlag findet. Aber auch klassische Meinungs- umfragen weisen für den Amtsinhaber im Weißen Haus keine schlechten Karten aus. So hat die Washington Post analy- siert, dass Trumps Zustimmungswerte in so vielen US-Bundesstaaten über 50 Prozent erreichen, dass er das „Wahl- männerkollegium“ gewinnen würde. Und damit die Präsidentschaft. WIRTSCHAFTSFREUNDLICH Für Menschen außerhalb der USA eine irritierende Diagnose. Wie ist das Image Trumps jenseits des Großen Teichs zu erklären? Der bekannte Poli- tologe Peter Filzmaier meint, dass etwa Wirtschaftskreise, die Trump massiv un- terstützt haben, mit ihm sehr zufrieden sind: „Niedrigere Steuern für Unterneh- men und Schutzzölle gegen ausländische Mitbewerber, das gefällt inländischen Konzernen natürlich sehr. Und hier kann Trump behaupten, dass er ständig versucht, seine Versprechen zu halten. Ob das für die gesamte Volkswirtschaft gut ist, das wäre freilich eine ganz ande- re Frage.“ Was auch für den von Trump vom Zaun gebrochenen internationa- len Handelskrieg gilt. Denn durch die Verteuerung von Importgütern wird vor allem der einkommensschwächere „klei- ne Mann von der Straße“ hart getroffen, die dezidierte Zielgruppe Trumps. Aller- dings wird nicht jedem seiner Anhänger dieser wirtschaftliche Zusammenhang bewusst sein, übrig bleibt in der Wahr- nehmung der Versuch, den zentralen Wahlslogan umzusetzen: America first! ETIKETTENSCHWINDEL Das Wahlversprechen der Mauer zu Mexiko erwies sich wiederum wie er- wartet mehr oder weniger als Etiketten- schwindel. Filzmaier: „Erstens gab es das in Teilen von Arizona schon, zwei- tens sind neue Grenzzäune weder durch- CREDIT: beigestellt,Weisses Haus/Shealah Craighead BRENNPUNKT | US-Wahljahr In Europa zumeist als Persona non grata angesehen, genießt Donald Trump in der eigenen Heimat keine schlechten Umfragewerte. Tatsächlich hat er auch bei der Umsetzung seiner Wahlversprechen keine schlechte Figur gemacht – gleichgültig, was man von ihnen hält. Gut möglich, dass der alte auch gleichzeitig der neue Präsident sein wird. Die demokratische Gegenseite wird es schwer haben. Harald Kolerus Gute Karten für Trump WER GEWINNT DIE PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL 2020? Noch ist gar nicht klar, wer für die Demokraten ins Rennen gehen wird, das stärkt natürlich die Ausgangsposition des amtierenden Präsidenten; hier die Quoten des Wettportals Predictit. Quellen:predictit.org,godmode-trader.de 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Donald Trump 42% 20% Elizabeth Warren 12% Joe Biden 10% Pete Buttigieg 9% Bernie Sanders 7% Michael Bloomberg 6% Andrew Yang 4% Hillary Clinton 3% Mike Pence TRUMP WÖRTLICH „Meine Finger sind lang und schön, wie, es ist gut dokumentiert worden, verschiedene andere Teile meines Körpers auch.“ Diese Aussage stammt nicht von einem pubertie- renden Jugendlichen, sondern von Donald Trump, der übrigens seine Tochter „wahr- scheinlich daten würde“, wäre sie nicht mit ihm verwandt. Trump hat aber auch den „viel größeren und mächtigeren“ Atomknopf als Kim Jong-un. Geistig ist er nach eigenen Angaben ebenfalls gut bestückt, so rühmte der US-Präsident seine „großartige und un- vergleichliche Weisheit“ und drohte gleich- zeitig an, „die türkische Wirtschaft vollstän- dig zerstören und auslöschen“ zu können. Ebenfalls weise: „Die globale Erwärmung wurde von und für die Chinesen erfunden.“ 12 | GELD-MAGAZIN – JÄNNER 2020

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