GELD-Magazin, November 2019

MÄRKTE & FONDS | Multi Asset-Fonds für Krisenzeiten 38 | GELD-MAGAZIN – November 2019 CREDIT: beigestellt Wie können Anleger beim Aufbau ihres Portfolios vorgehen? Bisher war das relativ einfach. Eine grundlegende Er- kenntnis von Harry Markowits’ Portfoliotheorie, nämlich die positive Auswirkung von Diversifikation auf Risiko und Rendite des Gesamtportfolios, gilt nach wie vor. Da die Risiken der Einzelanlagen verschieden sind, werden sie im gesamten Portfolio geringer. Es klingt zwar pa- radox, aber wenn ein Asset zum Portfolio hinzugefügt wird, das ein erhöhtes Risiko aufweist, so kann das Ri- siko dieses Portfolios insgesamt dennoch sinken. Das Problem: den risikofreien Zins gibt es nicht mehr. Auch negativ ren- tierende Anleihen sind keineswegs risikolos. Trotz einer Nullverzinsung sind Anleihen aber ein wichtiger Baustein für ein Portfolio, denn im Falle eines Aktiencrashs können sie dennoch steigen und teilweise die Verluste ausgleichen. Sie brauchen aber auch echte Renditeträger… Um in normalen Marktphasen in unserem Anleiheportfolio eine positive Rendite zu erwirtschaften, mischen wir hochverzinsliche Un- ternehmensanleihen (High Yield) sowie Emerging Markets-Anleihen (beide in Euro) bei. Bei Staatsanleihen wählen wir meist eine längere Duration, sonst eine kurze Restlaufzeit. Grob gerechnet: liegen die Zin- sen einer Anleihe mit acht Jahren Duration bei 0,5 Prozent und gehen diese auf null, so steigt der Kurs der Anleihe um vier Pro- zent (0,5 x 8). Aus Angst vor einer Rezession sind 2018 auch die europäischen High Yield-Anleihen gefallen, da deren die Zinsen von drei auf 5,5 Prozent gestiegen sind. Bei einer Zinsbewegung von 2,5 Prozent bedeutet eine Duration von nur zwei Jahren, dass diese Anleihen um fünf Prozent gefallen sind. Gleichzeitig sind Staats- anleihen gestiegen. Der Zins von 10-jährigen deutschen Staatsbonds ist im Jahr 2018 von 0,7 Prozent auf nahe null Prozent gefallen. Bei einer Duration von acht Jahren bedeutet das ein Kursplus von 5,6 Prozent. Auch bei negativen Zinsen wirkt der Risikoausgleich? Ganz genau. Fallen die Zinsen von -0,7 auf -0,9 Prozent, so steigt eine Anleihe mit acht Jahren Duration um 1,6 Prozent im Kurs. Steigen die Zinsen etwa von -0,7 auf -0,4 Prozent, so verliert man mit dieser An- leihe hingegen 2,4 Prozent. Selbst Minuszinspapiere helfen dabei, die Balance im Portfolio zu halten. Und wenn in einem Portfolio anstatt ausschließlich Aktien auch EM-Bonds und High Yield-Anleihen einge- setzt werden, sinkt normalerweise die Korrelation – der positive Effekt der Diversifikation. Über die letzten Jahre sieht die Performance der europäischen Aktien betrüblich aus: DAX und Euro Stoxx brachten seit 2018 eine Nullperformance. Ein Hochzins-ETF dagegen rund 3,5 Pro- zent pro Jahr, kumuliert also 7,2 Prozent. Constantin Bolz, Portfoliomanager bei der deutschen Portfolio Concept | INTERVIEW AUSGEWÄHLTE MULTI ASSET-FONDS ISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre TER BEMERKUNG DE0005318406 DWS Stiftungsfonds 1.851 Mio.€ 3,9% 7,7% 11,1% 1,10 maximal 30 ProzentAktien, Anleihen global diversifiziert DE0005561674 Veri ETF-Dachfonds 96 Mio.€ – 2,2% 8,4% 11,9% 1,98 fest definierteWertuntergrenze von sechs Prozent p.a. LU0504448563 Phaidros Conservative 56 Mio.€ 2,4% 12,3% 19,6% 1,98 80 ProzentAnleihen („all types“),maximal 20 ProzentAktien LU0243957239 Invesco Pan European High Income 9.347 Mio.€ 5,5% 11,9% 19,2% 1,62 defensiver Mischfonds,auf Europa konzentiert LU0689472784 Allianz Income and Growth 25.794 Mio.€ 7,1% 26,2% 49,1% 1,50 US-HighYield undWandelanleihen, Aktien (und Optionen) Quelle: Morningstar Direct,alleAngaben auf Euro-Basis,Stichzeitpunkt: 7.November 2019 wurde auf ca. 12 Prozent reduziert. Durch Diversifikation in attraktive Sub- Assetklassen im Rentenbereich in An- leihen außerhalb des Bereichs Invest- ment Grade erzielen wir attraktive Ren- diten: Anleihen mit schwächerer Bonität, Schwellenländeranleihen und Nachran- ganleihen. Denn wir gehen davon aus, dass sich der wirtschaftliche Zyklus im Laufe der nächsten Monate verbessern sollte. Für Stabilität im Portfolio bilden aber Unternehmensanleihen im Bereich Investment Grade nach wie vor den größ- ten Anteil im Rentenportfolio (45 Pro- zent).“ MITTELFRISTIG ERFREULICH Die deutsche Vermögensverwaltung Flossbach von Storch hat eine Projekti- on für die kommenden zehn Jahre aufge- stellt: Bei einem jährlichen nominellen (= inklusive Inflation) Wachstum der Welt- wirtschaft von drei Prozent, einer Divi- dendenrendite von ebenfalls drei Prozent und einem höheren Bewertungsniveau seien Aktienerträge von acht Prozent pro Jahr durchaus realistisch. Ein Portfolio- Verdoppler wäre damit in zehn Jahren durchaus realistisch. Ohne Aktien wird es auch in Zukunft kaum möglich sein, sein Vermögen signifikant zu mehren. Digitalisierung, Automation und Künst- liche Intelligenz haben das Potenzial für eine neue industrielle Revolution. Damit setzen Aktiensparer auf zuverlässig an- haltende Megatrends.

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