GELD-Magazin, November 2019

CREDITS: beigestellt,Nadja Nemetz 18 | GELD-MAGAZIN – NOVEMBER 2019 WIRTSCHAFT | Kurzmeldungen KEINE INSEL DER SELIGEN. Künstliche In- telligenz (KI) befindet sich weltweit immer weiter auf dem Vormarsch und hat sogar die Alpen- republik erreicht. Heimische Unternehmen sind dafür allerdings noch nicht optimal aufgestellt. Nur zwischen 40 und 50 Prozent der Unterneh- men in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben laut einer BCG-Umfrage (Boston Con- sulting Group) bereits Pilotprogramme zu KI gestartet. In China sind hingegen 85 Prozent der Firmen in diesem Bereich aktiv. Advanced Analy- tics (AA) und Artificial Intelligence (AI) sind zwar auch in unseren Breiten keine reinen Schlag- worte mehr, allerdings haben nur 26 Prozent der befragten Unternehmen im deutschsprachigen Raum solche Technologien bereits großflächig in ihre Strukturen eingeführt.Vor allem hinkt der Ein- zelhandel allen anderen Industrien beim Thema KI hinterher. Während 55 Prozent aller Indus- triezweige im Bereich AA/AI bereits aktiv tätig sind, kommt der Einzelhandelssektor nur auf ver- gleichsweise bescheidene 48 Prozent. KI: Aufholbedarf UNTER DER WACHSTUMSSCHWELLE. Die Abschwächung der Industriekonjunktur in Öster- reich setzt sich auch zu Beginn des 4. Quartals weiter fort. „Im Oktober hat sich der Konjunktur- abschwung der heimischen Industrie verfestigt. Mit einer nur moderaten Verbesserung auf 45,5 Punkte signalisiert der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex weiterhin sehr starke Ge- schäftseinbußen der heimischen Industrie und liegt den siebten Monat in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle“, so UniCredit Bank Aus- tria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Ebenfalls bedauerlich: Der Indikator erreicht aktuell den zweitschwächsten Wert seit sieben Jahren. Die Ursachen dafür sind auf internationaler Ebene zu suchen: Die verstärkten protektionistischen Ten- denzen sowie die anhaltenden Unsicherheiten rund um den Brexit setzen der österreichischen Industrie stark zu.Wobei der Gegenwind aus dem Ausland mittlerweile nicht mehr ausschließlich die Entwicklung in den exportorientierten Indus- triebereichen belastet. Infolge des schwachen Neugeschäfts aus dem In- und Ausland haben die Betriebe die Produktion im Oktober erneut stark zurückgenommen und die Beschäftigung deutlich verringert. Sinkende Auftragspolster und kürzere Lieferzeiten weisen auf bestehende Überschusskapazitäten hin mit folglich weiterhin fallenden Preisen. Aber zumindest scheint keine Rezession, siehe Artikel unten, zu drohen. ÖSTERREICHISCHE INDUSTRIE: Abschwung hält an Quelle: IHS Markit,UniCredit Research UNICREDIT BANK AUSTRIA EINKAUFSMANAGERINDEX saisonbereinigt unbereinigt KONSUM UNTERSTÜTZT. Wie im Beitrag oben beschrieben, ist es um die heimische Indus- triekonjunktur nicht zum Besten bestellt, droht in Folge vielleicht sogar die Rezession in Österreich? Christoph Badelt, Leiter des Wifo, beruhigt. Laut Prognose seines Insti- tuts verliert die heimische Wirtschaft zwar weiter an Schwung, Katastrophe droht aber keine. So soll das BIP 2019 um 1,7 und 2020 um immerhin 1,4 Prozent zunehmen. Posi- REZESSIONSÄNGSTE: Für Österreich übertrieben tive Faktoren sinddabei: Der privateKonsumstützt aufgrund der günstigen Beschäftigungs- und Ein- kommensentwicklung die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Zudem liefern fiskalische Maßnah- men Impulse für die Konjunktur. Der Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung dürfte im Einklang mit dem internationalen Umfeld zu Jahresende 2019 erreicht werden. 2020 wird sich das Wachstum dann sogar wieder etwas stabilisieren, aber mä- ßig bleiben. Im Prognosezeitraum ist auch mit einer weiteren Verlangsamung der Expansion der Weltwirtschaft zu rechnen.Vor allem in der Indus- trie scheint der Tiefpunkt noch nicht erreicht. In den USA und in vielen Schwellenländern bleibt das Wachstum aber robust. W A R N U N G . D i e Konjunktur in der Auto- mobilindustrie stottert bekanntlich. Nun wächst auch die Sorge über den in Österreich traditionell stark etablierten Stahl- und Kfz-Zuliefer-Sektor. „Eingetrübt haben sich auch die Aussichten für die Textil- und Baubran- che“, konstatiert Peter Androsch, Vorstandsmitglied beim internationa- len Kreditversicherungsmaklerverband BARDO. Der Experte verweist auf das von etlichen Unter- nehmen immer noch unterschätzte Risiko des Forderungsausfalls. Deshalb müssten jetzt die richtigen Prioritäten gesetzt werden. Vor allem KMUs verstehen sich in erster Linie gerne als Er- bringer von Leistungen und nicht als Kreditgeber. Dies dürfte mit ein Grund sein, warum sich erst rund 6000 österreichische Unternehmen einer Kreditversicherung bedienen. AUTOMOBIL & CO.: Risiko steigt Peter Androsch, Vorstandsmitglied BARDO Univ.-Prof. Chris- toph Badelt, Leiter des Wifo

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