GELD-Magazin, November 2019

CREDITS : legislatorischen Weg für eine ganz neue Anlageklasse, die sogenannten Security Tokens. TOKENISIERUNG Zu diesem Zeitpunkt hatten sich so- genannte „Initial Coin Offerings“ jedoch bereits zu einem der beliebtesten The- men in der Kryptosphäre entwickelt. Mittels Emission digitaler Token wur- den Milliarden in die Kassen unregu- lierter Blockchain-Start-ups gespült, die ihre größtenteils inhaltsleeren Pro- jekte mit übertriebenen Gewinnaus- sichten zu vermarkten versuchten. Mit dem Einbruch des Bitcoinpreises Ende 2017 wurde schlussendlich auch der Hö- hepunkt des ICO-Hypes markiert – doch das Prinzip der Tokenisierung hatte sich bereits am Markt bewiesen. Tokenisierung beschreibt im wei- testen Sinne eine Form digitaler Ver- NovEMBEr 2019 – GELD-MAGAZIN | 15 Blockchain | BRENNPUNKT WAS LÄSST SICH TOKENISIEREN? » Fremd- und Eigenkapital Schon heute ist Eigen- und Fremdkapital über Aktien und Anleihen handelbar, doch die To- kenisierung öffnet diesen Markt für kleine, weniger liquide Unternehmen, ohne dabei auf kostspielige Intermediäre angewiesen zu sein. Tokens repräsentieren dabei prozentuales digitales Eigentum an Unternehmensschulden oder Kapital in einer unverfälschbaren, nicht auf Vertrauen basierenden und hoch liquiden Form. » Rohstoffe Ähnlich Gold-ETFs, lassen sich Edelmetalle und börsengehandelte Rohstoffe, wie Rohöl, Weizen, Zucker oder Erneuerbare Energien, in Security Tokens verbriefen und handeln. To- kens, die durch physische Assets besichert sind, erfordern dabei regelmäßige Audits, um Qualität, Authentizität und Sicherheit zu gewährleisten und den Tokenwert zu garantieren. » Hard Assets Harte Assets sind materielle Wertgegenstände, die im Privatbesitz eines Individuums oder einer Firma sind. Typische Beispiele sind Immobilien oder nicht-fungible Güter, wie Samm- lerstücke oder Kunstwerke. Tokenisierung eröffnet hier Möglichkeiten, das Eigentum dieser meist sehr illiquiden Assets zu teilen und zu handeln, ohne dabei den Besitzer zu wechseln. » Soft Assets Soft Assets sind immaterielle Güter, die aufgrund ihrer schwierigen Quantifizier- und Be- wertbarkeit höchst illiquide sind. Es kann sich dabei etwa um geistiges Eigentum an Urhe- berrechts-Lizenzen, Patenten oder Tantiemen von Musik- oder Medienrechten – aber auch, um neu aufkommende digitale Sammlerstücke, wie Items im E-Gaming-Bereich, handeln. „Tokenisierung ist ein Prozess, bei dem eine flexibel defi- nierbare Rechts- position fungibel gemacht wird.“ Ronald Frankl, Lansky, Ganzger+Partner „Tokenisierung ist grundsätzlich der Versuch, Anleger näher an ihr Invest- ment zu bringen.“ Michael Coletta, Head of Blockchain Tech., London Stock Exchange briefung in einer Blockchain. Die da- bei erzeugten Token repräsentieren so- wohl partielles Eigentum, als auch Rech- te am dahinterstehenden Asset – jedoch mit erheblichen Vorteilen gegenüber der klassischen Variante: Disintermediation führt zu geringeren Kosten, höhere Aus- führgeschwindigkeiten reduzierten Ab- wicklungszeiten und die Aufhebung geo- grafischer Grenzen und physischer Stü- ckelungen ermöglicht die Erschließtung neuer Anlegersegmente und Märkte. Der größte Vorteil liegt jedoch in der drama- tisch höheren Liquidität der Token, die stark mit dem Handelsvolumen korre- liert und damit den Wert des Assets er- höht. Wie bei börsennotierterten Unter- nehmen, die teilweise eine Liquiditäts- prämie von 20 bis 30 Prozent gegenüber nicht börsennotierten Unternehmen auf- weisen, würde die höhere Markteffizienz dazu führen, dass die Preise tokenisier- ter Assets steigen. VON ICO ZU STO Hatten die frühen ICOs hauptsäch- lich die Emission von Utility Token, also Nutzungsrechten der damit verbunde- nen Plattform, zum Ziel, entwickelten sich aufgrund ihrer hohen Liquidität

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