GELD-Magazin, Oktober 2019

I mmobilienfonds können sich derzeit nicht über mangelndes Anlegerinte- resse beklagen. Im Gegenteil, die starke Nachfrage nach Immobilienbetei- ligungen führt in den Fonds vorerst zu hohen Cashbeständen, die erst nach und nach veranlagt werden können. Solange das Kapital nur am Konto liegt, bringt es keine Rendite – es müssen dafür sogar Negativzinsen von derzeit etwa 0,6 Pro- zent in Kauf genommen werden. Um die hohe Nachfrage nach Immofondsanteilen mit Zahlen zu demonstrieren: In den letz- ten zwölf Monaten lagen die Nettomittel- zuflüsse bei den fünf inländischen offe- nen Immobilienfonds bei 813 Millionen Euro, alleine in den vergangenen drei Monaten flossen ihnen 190 Millionen Euro zu. Zurzeit sind die beiden Immobi- lienfonds der Erste Immobilien KAG für Neuinvestments geschlossen, um erst die neuen Mittel Gewinn bringend am Immobilienmarkt zu veranlagen. NUR FÜR LANGFRISTIGE VERANLAGUNGEN GEEIGNET So sehr Investments in Immobilien aufgrund der Niedrigzinsen nachgefragt sind – und in vielen Fällen auch durch- aus Sinn machen –, wird die angegebene Rendite durch Spesen und Steuern ge- schmälert: Sagen wir, die Rendite ist mit 2,5 Prozent p.a. angegeben. Nach KESt bleiben 1,83 Prozent netto. Wird Ihnen ein Ausgabeaufschlag von z.B. drei Pro- zent verrechnet, müssen Sie den Fonds- anteil etwa zwei Jahre halten, ohne noch einen Mehrwert erzielt zu haben. Also unter einer Veranlagungsdauer von zu- mindest fünf Jahren sollten Sie über ei- nen Immobilienfonds nicht nachdenken. GROSSES THEMA NACHHALTIGKEIT Quasi ein Frontrunner in Österreich ist der Erste Responsible Immobilien- fonds, der strenge Nachhaltigkeitskrite- rien bei seinen Immobilieninvestments anlegt. Bislang veranlagte er seit dem Start im Oktober 2017 in sechs Objekte, die gut 125 Millionen Euro wert sind. Fast die gleiche Summe ist im Fonds noch als Barvermögen geparkt (siehe auch Fondsbeschreibung auf Seite 74). Hier kam es wie auch beim Erste Immo- bilienfonds zu einem temporären Soft Closing, das laut CEO Peter Karl wahr- scheinlich einige Monate dauern wird. Die aufgrund der hohen Nettomittelzu- flüsse niedrige Ein-Jahres-Rendite von 1,2 Prozent ist zwar nicht berauschend, sollte sich aber mit steigendem Investi­ tionsgrad deutlich verbessern. KONKURRENZ AUS DEM AUSLAND In Österreich werden offene Immo- bilienfonds praktisch nur von österrei- chischen KAGs angeboten. Es gibt zwar einige wenige Ausnahmen, die verliefen aber weniger glücklich – z.B. der CS Eu- roreal, der seit Jahren mehr oder weni- ger nur mehr abgewickelt wird. Als neuer Anbieter hat vergangenes Jahr die DWS Grundbesitz den österreichischen Markt betreten – und zwar mit dem Flaggschiff ‚grundbesitz europa‘, das ein Immobi­ lienportfolio von 8,5 Milliarden verwal- tet und konstante jährliche Renditen von knapp drei Prozent erwirtschaftet, und mit dem 428 Millionen Euro schweren ‚grundbesitz Focus Deutschland‘, der mit einer Rendite von 3,5 Prozent p.a. über die vergangenen drei Jahre noch etwas attraktiver ist. IMMOBILIEN | Offene Immobilienfonds 72 | GELD-MAGAZIN – Oktober 2019 In Österreich teilen sich fünf ernst zu nehmende inländische Immobilienfonds den Markt. Alleine in den vergangenen zwölf Monaten sind ihnen 813 Millionen Euro an frischen Anlagegeldern zugeflossen. Teilweise werden sie temporär geschlossen, um die Rendite nicht zu verwässern. Mario Franzin Enorme Nachfrage CREDITS: beigestellt,DECUS Immobilien In der Seestadt entsteht als Projekt der Erste Immobilien KAG mit LAKESIDE ein Wohnturm mit 131 Wohnungen, der als herausragendes Beispiel für nachhaltiges Bauen bereits ausge- zeichnet wurde.

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