GELD-Magazin, Oktober 2019

D ie Banken selbst gaben sich be- züglich ihrer Gepflogenheiten in Bezug auf Negativzinsen ten- denziell bedeckt. Noch lautet der Tenor, dass Negativzinsen für Privatkunden kein Thema seien. Offener zu dieser Pro- blematik äußerte sich Markus Felder, Leiter Vertrieb Privatkunden und Private Banking bei der Hypo Vorarlberg: Er be- stätigte, dass Negativzinsen bei instituti- onellen Kunden generell und Firmen ab einem gewissen Einlagevolumen einge- hoben würden. Wie derzeit Banken mit Negativzin- sen umgehen, schildert Martin W. Hüf- ner, Chefvolkswirt bei Assenagon: „Bis- her haben die Banken die Negativzinsen der EZB erst zu einem geringen Teil wei- tergegeben. Nur im Geschäft mit Unter- nehmenskunden gibt es zunehmend Ne- gativzinsen. Im Privatkundengeschäft sind die Banken immer noch zögerlich, diese weiterzugeben, da sie fürchten, dass die Kunden zunehmend Geld abzie- hen könnten um es zu Hause aufzube- wahren. Im Extremfall kann es sogar zu einem ,Run‘ auf die Banken kommen.“ DIE NÄCHSTEN SCHRITTE DER BANKEN Doch was wird jetzt nach der jüngsten Ausweitung des EZB-Strafzinses passie- ren? Laut der Meinung von Josef Ober- gantschnig, CIO der Security KAG, wer- den Banken versuchen, die Überschuss- liquidität möglichst gering zu halten. Thomas Steinberger, CIO, Geschäfts- führer und Mitglied der Wissenschaftli- chen Leitung bei Spängler IQAM Invest, liefert noch einen ergänzenden Aspekt: „Tiering (Anmerkung: unterschiedliche Einstufung) wird es den Banken länger ermöglichen, besonders sensiblen Kun- dengruppen wie Privatanleger und Klein- und Mittelbetriebe auch weiterhin kei- ne Negativzinsen zu verrechnen.“ Doch Ökonom Hüfner warnt vor zukünftigen Entwicklungen: „Die Banken haben kei- nen Puffer, mit dem sie die Negativzin- sen auffangen können. Früher oder spä- ter müssen sie sich das Geld vom Kun- den zurückholen. Das ist von der EZB ja auch so beabsichtigt. Zuerst werden die Banken die Gebühren und Provisionen erhöhen in der Hoffnung, dass die Kun- den das nicht so merken. Das geschieht bisher schon. Auf Dauer werden sie aber auch Negativzinsen auf Konten erhe- ben.“ Hüfner geht somit also davon aus, dass Banken eine schrittweise Anpas- sung vornehmen werden: „Die Banken werden den Markt vorsichtig austesten. Wenn sie sehen, dass es keine panikar- CREDITS: beigestellt,VKI; svort/stock.adobe.com BANKING | Negativzinsen 28 | GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2019 Die EZB hat am 12. September ihren Einlagenzins auf Überschussreserven der Banken um 10 Basispunkte auf minus 0,50 Prozent gesenkt. Firmenkunden zahlen bereits Negativzinsen auf Guthaben. Kommen jetzt die Sparer und Kontoinhaber zum Handkuss? Michael Kordovsky Wann kommen Negativzinsen für Girokonten? tigen Geldabzüge gibt, werden sie die Ne- gativzinsen immer weiter durchsetzen.“ NEGATIVZINSEN FÜR SPARER AUS DER SICHT DES VKI Erwartungsgemäß kritisch gegen- über Negativzinsen auf Konten ist der Verein für Konsumenteninformation (VKI), dessen Leiterin der Abteilung Kla- gen, Bereich Recht, Beate Gelbmann, dies wie folgt beschreibt: „Der Oberste Gerichtshof hat zur Begründung der Ab- lehnung der Negativzinsen bei Kreditver- trägen ausgesprochen, dass beim Kredit- vertrag allgemein ein übereinstimmender Parteiwille über Vertragsgegenstand und Vertragsinhalt besteht, der eine Zah- lungsverpflichtung der kreditgebenden Bank an den Kreditnehmer ausschließt. Vice versa sollte dies unseres Erachtens auch beim Girokonto gelten, sodass eine Zahlungspflicht der VerbraucherInnen an die Bank ausgeschlossen sein sollte.“ Und für Sparbücher gilt eine klare Re- gelung: „Nach einer vom VKI erwirkten

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