GELD-Magazin, Oktober 2019

CREDITS: beigestellt Eric, werden Kryptowährungen deiner Meinung nach Einzug im täglichen Zahlungsverkehr finden? Ja absolut, doch es fehlt dazu heute noch an der Convenience der User-Journey. Anbieter wie Bitpay sind abhängig von der Blockzeit, also der Dauer, bis die Transaktion bestätigt wird, und die ist einfach noch zu lange und nicht praktikabel für den alltäglichen Gebrauch. Es bedarf daher leider zentralisierter Services in diesem Bereich, die diese Schwächen abfangen können. Ich glaube, wir werden da- her immer mehr kommerzielle Lösungen von Unternehmen aus dem Privatsektor, aber auch von Staaten sehen. Ist das eine sinnvolle Entwicklung – für jede Anwendung ein eigener Token? Natürlich nicht! Doch niemand wird den Zug verpassen wollen – am Ende wird es sich jedoch auf eine Handvoll konsolidieren. Genauso wie bei Cryptocurrencies, wo ich denke, dass ebenfalls nur ein paar wenige langfristig überleben werden. Damit entfernt man sich aber immer weiter vom ursprünglichen Gedanken eines dezentralisierten Finanz- und Geldsystems. Wie stehst du dazu? Meiner Meinung nach muss nicht alles komplett dezentral geregelt sein, sondern die Usability im Vordergrund stehen. Bei Facebooks Libra ist die Machtkonzentration im derzeitigen Entwurf beispielswei- se sehr gut verteilt – Facebook ist weit davon entfernt, die zentrale Schaltstelle zu sein. Schon heute nutzen wir jeden Tag diverse On- ZUR PERSON: Vor seinem Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien und der London School of Economics reiste der gelernte Schiffsmechaniker Eric Demuth zwei Jahre lang auf Con- tainerschiffen bei Hapag-Lloyd um die Welt. Ab 2009 sammelte der gebürtige Hamburger dann erste Erfah- rungen in der Finanzindustrie in London undWien, bis ihn die Frustration über den mühsamen Kauf und Verkauf von Kryptowährungen dazu bewegte, gemeinsam mit Paul Klanschek und Christian Trummer den Kryptomarktplatz Bitpanda zu gründen. line-Dienste, von der Google-Suche bis zu diversen Social Media, und bezahlen monetär nichts. Die Leute sind sich einig, dass das Produkt so gut ist, dass sie willens mit einer gewissen Menge an Daten dafür bezahlen. Natürlich muss einem Wildwuchs Einhalt ge- boten und die Grenzen abgesteckt werden, aber im Prinzip ist man damit nur in der Lage, es zu verlangsamen. Die Frage ist also nicht mehr, ob, sondern wann die Anwen- dungen für die breite Masse kommen? Es handelt sich immer noch um eine Randerscheinung, aber ver­ glichen zu vor vier, fünf Jahren sind wir schon weit näher in die Mitte gewandert. Heute hat jeder zumindest schon einmal davon gehört und einige haben es auch ausprobiert. Wir haben beispielsweise heute ohne großes Marketing in Europa bereits eine Million Kunden. Doch bis die breite Masse kommt, wird es noch eine Weile dauern. Der Ball liegt jetzt bei den Unternehmen. Abschließende Frage: Wo bewegt sich Bitcoin hin? Das ist immer eine Momentaufnahme. Schon vor drei Jahren hörte ich die Leute sagen, dass die Lage nun ganz anders wäre als zu Beginn des rapiden Preisanstieges und die Luft sei nun endgültig draußen. Wenn ich heute drei Jahre zurückblicke ... man sieht ja selbst. Jetzt ist der Preis wieder eingestürzt, doch das interessiert mich nicht. Ich fas- se meine Coins jahrelang nicht an und verfolge auch den Kurs nicht regelmäßig. Das ist so, wie wenn ich Gold kaufe: Das lasse ich auch im Safe liegen und schaue nicht jeden Tag auf den Kurs. Oktober 2019 – GELD-MAGAZIN | 25

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