GELD-Magazin, September 2019

CHINA HAT ÖL GEBUNKERT. Abgesehen von der kurzen Erholungsphase zwischen Jän- ner und April dieses Jahres kennt Erdöl seit Herbst 2018 nur eine Richtung: bergab. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, etwa die sich eintrübende Konjunktur dies- und jenseits des Großen Teiches, wobei auch in China die Wirtschaft schon einmal stärker gebrummt hat. Und eine schwächere Konjunktur führt logischerweise eine geringere Ölnachfrage mit sich. Auch die Fortsetzung des Handelsstreits zwischen den USA und China ließ Bedenken hinsichtlich eines geringeren Bedarfs über einen längeren Zeitraum aufkommen. Die Spannungen am Persischen Golf und das Embargo der USA gegenüber dem Iran konnten Öl bisher wiederum nicht stützen. Iran verfügt über das viertgrößte Öl-Vorkommen weltweit und exportierte im ver- gangenen Jahr Rohöl im Volumen von über 60 Milliarden Dollar. Allerdings umgeht Chi- na die Sanktionen und lagert Millionen von Barrel an iranischem Öl. Das Reich der Mitte hat allein zwischen Jänner und Mai zwölf Mil- lionen Barrel iranischen Öls importiert, das zum Teil in Zolllagern deponiert wurde. Sollte China, der weltgrößte Öl-Importeur, früher oder später die Zolllager öffnen, droht laut einer Analyse von Vontobel ein Preissturz beim Öl. Diese Sachlage hat sich natürlich herumgesprochen und belastet das schwar- ze Gold weiter. (hk) KEINE GUTEN KARTEN. Industriemetalle sind aufgrund ihres zyklischen Charakters in der Regel Konjunktureinflüssen gegenüber sehr empfindlich, da ist es keine gute Nachricht, dass in wichtigenVolkswirtschaften wie den USA,China oder auch Deutschland dunkleWolken über der Ökonomie aufzuziehen drohen. Die erneute Eskalation des Handelskrieges und die Stärke des Dollars haben den Industriemetallkomplex zusätzlich belastet. Überaus deutlich lässt sich das am Beispiel von Kupfer ablesen: Das Metall, das besonders konjunktursen- sitiv ist, hat in den vergangenen drei Monaten zwar „nur“ vier Prozent an Wert verloren, der Trendpfeil ist allerdings stark abwärts gerichtet. Außerdem hat „Dr. Copper“ im August/Sep- tember ein Zwei-Jahres-Tief markiert. Dem nicht genug: Aufgrund der konjunkturell schwachen Rahmenbedingungen haben von der Nach- richtenagentur Reuters befragte Analysten ihre Erwartungen hinuntergesetzt: Sie erwar- ten jetzt einen durchschnittlichen Preis von 6173 US-Dollar je Tonne für das Gesamtjahr 2019. Bei der letzten Erhebung im Mai wa- ren die Experten noch von Notierungen über 6500 Dollar pro Tonne ausgegangen. Da- bei könnten diese Prognosen sogar noch ein Stück zu optimistisch ausfallen, denn zuletzt notierte Kupfer bei rund 5500 Dollar und hat wichtige Unterstützungslinien nach un- ten durchbrochen. (hk) INDUSTRIEMETALLE | Unter Druck ERDÖL | Sorgen dominieren WEITER RUNTER | Das Chartbild führt klar vor Augen, dass Erdöl im Mai in einen Abwärts­ trend geschlittert ist und somit seine langfristige negative Entwicklung (ausgehend von Septem- ber 2018) wieder aufgenommen hat. Besserung ist aktuell kaum zu erwarten. CHARTS:Tai-Pan/MountainView Data; FOTOS: pixabay; Iakov Kalinin/stock-adobe.com ÖLPREIS (BRENT) KUPFERPREIS ROHSTOFFE | Aktuelle Trends 68 | GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2019 ABWÄRTSTREND | Das besonders kon- junktursensitive Industriemetall Kupfer notiert auf dem niedrigsten Wert seit über zwei Jahren. Es gibt keine charttechnischen oder fundamen- talen Signale für eine baldige Erholung.

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