GELD-Magazin, September 2019

D er Einsatz von Faktor-ETFs macht für denjenigen Sinn, der einerseits die Vorteile von ETFs nutzen möchte und zum anderen beab- sichtigt, einen Mehrwert aus den empi- risch nachweisbaren Eigenschaften von Faktorportfolios zu generieren. Dabei steht nicht ausschließlich der Mehrer- trag im Fokus – auch risikoseitig können Akzente gesetzt werden, um in Folge das Risiko-/Ertragsprofil zu verbessern. Und es gibt bereits klare Ergebnisse empi- rischer Analysen der Anlageerfolgsfak- toren. Dazu Josef Obergantschnig, Chief Investment Officer der Security KAG: „Die Ergebnisse über die letzten 20 Jahre waren dabei für uns recht eindeutig. Der Anlagefokus auf Kursstärke (Momen- tum) wird/wurde dabei mit der stärksten (Out-)Performance belohnt und Unter- nehmen mit attraktiven Geschäftsmodel- len (Quality) zeigten die stabilste Outper- formance – insbesondere seit der Finanz- krise.“ Mangels Anleihenzinsen verstärkt nachgefragt werden zudem stabile Divi- dendenzahler. DAS HAT’S GEBRACHT Klare Zahlen liefert eine Analyse von Sven Lehmann, Fondsmanager des „HQT Global Quality Dividend“: Im Zeitraum Dezember 1996 bis Juni 2019 haben zehn von zwölf Faktor-Indizes den S&P 500 über den Gesamtzeitraum geschla- gen, wobei eine starke Style-Rotation zu erkennen war, die Lehmann wie folgt be- schreibt: „Indizes, die in einem Jahr sehr gut waren, finden sich im nächsten am unteren Tabellenende wieder.“ Der S&P 500 Index brachte es im Untersuchungs- zeitraum auf 8,3 Prozent p.a., während die Single-Strategie „Buyback“ mit 12,7 Prozent p.a. am besten abschnitt. Sie ba- siert auf Aktien von Unternehmen, die kurz zuvor besonders viele eigene Ak- tien zurückgekauft haben. Hier liegt al- lerdings der maximale relative Verlust zum S&P 500 bei fast 22 Prozent, wäh- rend der Quality-Ansatz (hohe Eigen- kapitalrentabilität, niedriger Verschul- dungsgrad...) bei 11,4 Prozent p.a. Plus einen überschaubaren maximalen rela- tiven Drawdown von 13 Prozent aufweist. Hingegen bei einer Performance von je 11,1 bzw. 10,8 Prozent p.a. rund 2,8-mal höher als bei „Quality“ sind die Risiken bei Pure Growth (Faktoren: Gewinn- und Umsatzwachstum plus 12-Monats-Mo- mentum) und den Dividendenaristo- kraten, die mindestens 25 Jahre in Fol- ge ihre Dividende steigerten. Keinen Mehrwert brachten indessen mit einer durchschnittlichen Performance von 5,8 bzw. 7,5 Prozent die Ansätze „High Beta“ (Aktien mit überdurchschnittlichen Schwankungen) und Value (unterbewer- tete Aktien). Richtig günstiges Chancen-/Risi- ko-Verhältnis generiert man nur mit ei- ner Faktor-Kombination. Dabei weist der Gleichgewichtungsansatz, bei dem man zu jeden Monat alle ETFs mit dem glei- chen Gewicht kauft, bei 10,2 Prozent p.a. an Performance einen maximalen rela- tiven Verlust von lediglich 8,8 Prozent CREDIT: semisatch/stock.adobe.com 50 | GELD-MAGAZIN – September 2019 Einzelne oder mehrere empirisch erwiesene Erfolgsfaktoren kommen in Aktien-ETFs zum Einsatz und ermöglichen häufig überdurchschnittliche Renditen. Das GELD-Magazin zeigt Chancen und Grenzen sowie Erfolgsbeispiele dieser Anlagekategorie. Michael Kordovsky Chancen am Aktienmarkt „ Das Entstehen der Faktorenano- malie gründet sowohl auf rationalen als auch verhaltensökonomischen Effekten. “ Josef Obergantschnig Chief Investment Officer, Security KAG

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