GELD-Magazin, September 2019

N el konnte nach der Wasserstoff- Tankstellenexplosion nachwei- sen, dass das Unglück nicht durch mangelhafte Technologie verurs- acht worden war und wetzte damit die Schart schnell wieder aus. Kurz darauf zog Nel einen neuen Großauftrag an Land – zur Lieferung von Elektrolyseuren (spalten Wasser in Wasser- und Sauer- stoff) und Wasserstoff-Tankstellen im Wert von rund 100 Millionen Euro. Bei Wasserstoff-Tankstellen werden nun Sicherheitsvorkehrungen wie in der Luft- fahrtbranche eingeführt. Gasmelder und Sensoren melden sofort, wenn der Tank- vorgang nicht wie üblich abläuft. Aber Nel arbeitet auch an Tankstellen und Brennstoffzellenbussen für London. Fan- tasie bietet auch die Kooperation mit der US-Firma Nikola, die Wasserstoff-LKWs etablieren will. Die Norweger beliefern zudem ein Industrieprojekt in Schweden, bei dem ein Konsortium für die Stahler- zeugung statt Kohle Wasserstoff einset- zen will. Zuletzt kam der mittelgroße A1000 Elektrolyseur für die Massenferti- gung auf den Markt – es ist absehbar, dass die Preise deutlich sinken werden. Gut unterwegs ist auch Ballard Po- wer. Die Kanadier statten z.B. Busse mit ihren Brennstoffzellen aus, darunter 600 EU-geförderte Busse, schrittweise soll die Zahl auf mehr als 1000 erhöht wer- den. Zudem hat Ballard Power eine neue, kostengünstigere Brennstoffzelle vorge- stellt – die Gewinnmargen könnten stei- gen. Der 12-Monats-Auftragsbestand legte um 66 Prozent zu. Viel wichtiger al- lerdings dürfte die strategische Zusam- menarbeit mit Weichai Power sein. Im Sommer vergangenen Jahres beteiligte sich der chinesische Zulieferer für Nutz- fahrzeuge und PKWs mit 19,9 Prozent an den Kanadiern. Gegründet wurde auch ein Joint Venture für den chinesischen Brennstoffzellenmarkt, an dem Ballard 49 Prozent hält, Weichai den Rest. Der Versandhandelsriese Amazon wiederum rüstet aktuell elf Logistikzen- tren mit Brennstoffzellen-Gabelstaplern aus. Profiteur ist Anbieter Plug Power. Und der britische Ölriese Shell baut in seiner Raffinerie in Köln den deutsch- landweit größten Elektrolyseur zur Her- stellung von Wasserstoff mit Strom. Techniklieferant ist die britische ITM Po- wer, zu deren Kunden außerdem Ener- gieversorger und Tankstellen zählen. VOR- UND NACHTEILE Brennstoffzellen punkten mit grö- ßerer Reichweite, schnellerem Tanken, günstigerer Infrastruktur und kleine- ren Batterien. Bislang blieb ihnen der Durchbruch jedoch verwehrt: Der Preis für Wasserstoffautos (so kostet der Hyundai Nexo mindestens 69.000 Euro), die niedrige Tankstellendichte sowie der noch bislang zu oft nicht aus Ökoener- MÄRKTE & FONDS | Antriebstechnologien 46 | GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2019 Im Juni explodierte plötzlich eine von Nel ASA installierte Wasserstofftankstelle in Norwegen und ging in Flammen auf. Anteilseigner flüchteten in Scharen aus der Aktie. Die Wasserstoff-Antriebstechnologie wird jedoch immer ausgereifter und bietet tolle Investmentchancen. Wolfgang Regner Der Wasserstoff-Hype SO FUNKTIONIERT EINE BRENNSTOFFZELLE Das Element Wasserstoff reagiert mit Sauerstoff wieder zu Wasser (Knallgasreaktion). Dieses einfache Prinzip machen sich Brennstoffzellen mit ihrer Funktionsweise zunutze: Der durch Elektrolyse gewonnene Wasserstoff reagiert in Brennstoffzellen mit Sauerstoff aus der Luft, wobei die Reaktion über eine Elektrolytmambran verzögert wird. Dabei entstehen Wasser, Strom und Wärme. Diese elektrochemische Reaktion wird auch als „kalte Verbrennung“ bezeichnet – im Unterschied zur Verbrennung, durch die Motoren oder Turbinen Energie erzeugen. Quelle:www.co2online.de/wikipedia Die Funktionsweise von Brennstoffzellen lässt sich mit der von Batterien vergleichen: Durch eine chemische Reaktion zwischenAnode und Kathode entsteht Energie. Chemische Reaktionspartner in der Brennstoffzelle sindWasserstoff und Sauerstoff.

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