GELD-Magazin, Juli/August 2019

G leich vorweg die wichtigsten Parameter dieser Zertifikate- Gattung: Besonders achten sollten Anleger auf die Partizipationsrate, also den Prozentsatz, zu dem Investoren an der Entwicklung eines Basiswertes teilhaben können. 100 Prozent Partizipa- tion ist anzustreben und bedeutet, dass der Anleger eins zu eins von der positiven Indexentwicklung profitiert. Dabei wer- den nur Start- bzw. Schlusskurs am Ende der Laufzeit miteinander verglichen und die Rendite fixiert. Eine andere Me- thode berechnet den Gewinn mittels Durchschnittsbildung zwischen mehre- ren an Beobachtungstagen (meist ein Mal pro Jahr) festgestellten Kursen des Basiswertes. Dies hat tendenziell den Nachteil, dass die Partizipation unter 100 Prozent gedrückt wird. Dies beson- ders dann, wenn der Basiswert in der er- sten Laufzeithälfte Kursverluste zu ver- zeichnen hat und diese erst relativ kurz vor dem Laufzeitende wieder wettmacht. Umgekehrt kann eine Durchschnitts­ bildung aber auch von Vorteil sein, näm- lich in dem konträren Szenario, wenn der Basiswert während mehr als der Hälfte der Laufzeit Kursgewinne erzielt und ei- nen Teil dieser oder auch die gesamten Gewinne bis zum Laufzeitende wieder verliert. Dann ist eine positive Partizipa- tion möglich, obwohl der Basiswert sich kaum nach oben entwickelt hat. Die Durchschnittskursberechnung muss sich also nicht unbedingt nachteilig auf die Rendite auswirken. Gleich zuschlagen! Wichtig ist auch, ein Garantiezertifi- kat möglichst zu Beginn der Laufzeit, je- denfalls nicht deutlich über 100 Prozent, zu erwerben, denn die Kapitalgarantie sichert nur den Startwert ab (meistens 100 plus eines kleinen Aufgeldes). Kauft ein Anleger ein Garantiezertifikat also etwa zu 104, so sind die vier Prozent über dem Startwert von 100 nicht abgesichert. Während der Laufzeit können Ga- rantiezertifikate sich ähnlich wie die zu- grunde liegende Anleihe entwickeln – bei steigenden Zinsen also fallen und umge- kehrt. Erst in der letzten Laufzeitphase setzt sich die Kursentwicklung des Basis­ wertes durch und bestimmt letztendlich die Performance. Marianne Kögel, Zer- tifikate-Expertin bei der RCB, erläutert: „Beim Europa Nachhaltigkeitsbond 7 (AT0000A27ZS7) der RCB bildet der Ba- siswert (=Underlying), der STOXX ® Eu- rope ESG Leaders Select 30 Index, einen Aktienkorb ab, der 30 nachhaltig wirt- schaftende Unternehmen enthält. Zwar ist die Laufzeit mit acht Jahren relativ lang, dennoch sind im Erfolgsfall lukra- tive Renditen möglich. Es gibt zwei Erfolgsstufen: Liegt der Nachhaltigkeitsindex nach acht Jahren auf oder über dem Startwert von 153,01 Index-Punkten, so wird der Bond getilgt und der Anleger erhält zusätzlich zur Ka- pitalgarantie einen Ertrag von 18 Pro- zent. Das entspricht einer Rendite von etwas über zwei Prozent pro Jahr. Notiert der Index um 18 Prozent oder mehr über seinem Startwert, dann erzielt der Inves­ tor, egal, wo der Index tatsächlich steht, eine Rendite von 36 Prozent (Tilgung des Zertifikates zu 136 %) oder knapp vier Prozent pro Jahr.“ Versteckte Perlen Interessant erscheint das bereits auf dem Sekundärmarkt gehandelte Kapi- talschutz-Zertifikat, nämlich der Best Entry Dividendenaktien Winner II (ISIN AT0000A256C6). Bei diesem gibt es eine Kapitalgarantie von 90 Prozent. Das Un- derlying ist ein globaler Index, bestehend credit: beigestellt alternative investments | Garantiezertifkate 70 | GELD-MAGAZIN – juli/august 2019 Viele Anleger wollen nur ohne Verlustrisiko investieren, also eine Garantie für den Erhalt des zum Emissions- zeitpunkt investierten Kapitals haben. Möglich machen dies Garantiezertifikate. Dabei fällt auf, dass es trotz der tiefen Zinsen performancemäßig immer noch attraktive Zertifikate-Strukturen gibt. Wolfgang Regner Prozente ohne Reue Garantiezertifikate Entweder gibt es eine Partizipation von eins zu eins am Basiswert – steigt dieser also von Emission bis zum Tilgungstag z.B. um 20 Prozent, so erhält der Anleger sein Nomi- nale zu 100 Prozent plus diese 20 Prozent als Gewinn zurückbezahlt. Oder es erfolgt eine Berechnung mittels Durchschnittsbildung aufgrund der zu regelmäßigen Beobach- tungsterminen festgestellten Kurse. Dies kann, muss aber nicht von Nachteil sein. Die Struktur eines Garantiezertifikates sieht meist so aus, dass ihm eine Null-Kupon-Anlei- he (Anleihe, die unter pari, also unter 100 Prozent emittiert wird) zugrunde liegt, de- ren Zinseinnahmen die Emittenten dazu nutzen, um einerseits den 100 Prozent Kapi- talschutz, andererseits aber auch eine positive Partizipation an steigenden Kursen des Basiswertes zu strukturieren. Wegen der tiefen Zinsen sind die Laufzeiten von Garan- tiezertifikaten derzeit länger als noch vor der Finanzkrise – wer rund 30 bis 40 Prozent Rendite lukrieren will, muss schon Laufzeiten von bis zu acht Jahren einkalkulieren.

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