GELD-Magazin, Juli/August 2019

aktien | Deutschland 60 | GELD-MAGAZIN – Juli/august 2019 I st die Stimmung also besser als die Lage? Spätestens, wenn US-Präsi- dent Trump neue Strafzölle ins Spiel bringt, kommt der entscheidende Lack- mus-Test. Denn Europa hat er bisher re- lativ ungeschoren davonkommen lassen. In der Zwischenzeit konzentrieren sich Frankfurts Börsianer auf „special situa- tions“. Etwa auf die Frage, ob das Über- nahmeangebot für Metro attraktiv ist. Jedenfalls ist die Prämie auf den Börsen- kurs vor Bekanntgabe des Angebotes sehr gering – der tschechische Milliar- därs Daniel Kretinsky bietet 16 Euro je Metro-Stammaktie und 13,80 Euro für eine Vorzugsaktie. Das Metro-Manage- ment rät den Aktionären, das Angebot nicht anzunehmen. Ins selbe Horn bläst die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW): Nach den klas- sischen Bewertungsmethoden läge der mittlere Wert von Metro weit über dem Angebotspreis. Selbst eine Prämie von 30 Prozent auf den aktuellen Aktienwert wäre nicht ausreichend. Anders sehen es die Analysten von JPMorgan. Angesichts der Fundamentaldaten und der Gefahr einer Gewinnwarnung sei das Gebot über dem fairen Wert von Metro, den JPMor- gan mit 11,50 Euro taxiert. Mehrheit dank Optionen Nach der Abspaltung des Elektro- handels-Geschäftes und dem Verkauf von Galeria Kaufhof steht bei Metro der Verkauf der Supermarktkette Real sowie von Anteilen am China-Geschäft an. Kre- tinsky unterstützt die Verkaufspläne des Managements, aber was bleibt danach? Ein Handelskonzern mit mehr als 700 Groß-Märkten, der sich auf das margen­ stärkere Großhandelsgeschäft fokus- siert. Dort sieht Kretinsky gute Chancen. Zusammen mit dem Anteil der Haniel- Familie (15,2 %), auf den Kretinsky eine Option hat, kommt er über die Schwelle von 30 Prozent und musste nun ein An- gebot an die freien Aktionäre stellen. In- sider gehen davon aus, dass Kretinsky mindestens die Mehrheit anstrebt, was durchaus erreichbar ist. Im Streubesitz befinden sich knapp 47 Prozent der An- teile. Weitere große Aktionäre sind die Familienstiftung Meridian mit knapp 15 Prozent sowie die Beisheim Holding mit 6,56 Prozent, die angeblich dem Angebot skeptisch gegenüberstehen. Hoher Substanzwert Kretinsky und seinen Partner Patrik Tkac lockt besonders die hohe Substanz des Konzerns. Zudem könnten einige Teile beim Verkauf mehr bringen als im Aktienkurs heute abgebildet ist. Analy- sten halten daher eine Aufstockung der Offerte für durchaus möglich. Die langsamen Fortschritte im Russ­ land-Geschäft und der stockende Ver- kauf der Supermarkttochter Real hatten eine günstige Situation für den Einstieg aktivistischer Aktionäre geschaffen. Die EP-Holding der Tschechen-Oligarchen will Metro komplett übernehmen. EP hält knapp elf Prozent und hat sich über Ak- tienkäufe und Kaufoptionen den Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Metro-An- teile gesichert. Dazu kommt noch das Haniel-Aktienpaket. Volker Bosse von der Baader Bank glaubt eher nicht, dass Metro für Real ei- nen profitablen Preis erzielen wird. Auch angesichts strategischer Herausforde- rungen in Russland und auf dem hei- mischen Markt rät er den Minderheitsak- tionären, die EP-Offerte zu akzeptieren. Diese sei mit Blick auf die Lage in Rus- sland und des möglicherweise zuneh- menden Margendrucks attraktiv. Trotz aller geopolitischen Unsicherheiten und der sich abschwächenden Konjunktur herrschte am Frankfurter Börsenparkett eine gute Stimmung. Das kann man von vielen Unternehmen nicht behaupten: Das Sentiment im verarbeitenden Gewerbe ist weiter gefallen. Wolfgang Regner DAX unbeeindruckt von Handelskrieg und Brexit Der Deutsche Aktienindex (DAX) konnte weiter zulegen, das charttechnische Kursziel von 12.500 Punkten wurde sogar über- schritten. Die Unterstützungszone zwischen 11.800 und 12.000 Punkten hat wie- der gehalten. Spekulative Anleger visie- ren das Kursziel von 13.000 Punkten an. Das Stopp Loss wird bei 12.258 Punkten platziert. Konservative Anleger warten auf einen Rücksetzer bis 12.350 Punkte. dax  | Ausbruch nach oben!

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