GELD-Magazin, Juni 2019

Positiv für Investoren. Es war wieder einmal eine wahre Mammutaufgabe: Zwischen 11.April und 19. Mai wurden 900 Millionen Inder zu die Urnen gerufen (mehr Wähler als die Euro- päische Union, USA und Japan zusammen). Die Auszählung der Stimmen war erst gegen Ende Mai abgeschlossen, wobei der Ausgang Investoren zu- versichtlich stimmen könnte. Die Stärkung der schon zuvor regierenden Bharatiya Janata Party (BJP) sollte nämlich das Tempo beschleunigen, mit dem Premierminister Narendra Modi seine Strukturreformen umsetzen will. Das bedeutet, dass man eine umsichtige Haltung gegenüber den Sozialausgaben, eine weitere Privatisierung des öffentlichen Sektors und zusätzliche Anstrengungen zur Vereinfachung und Stär- kung der Mehrwertsteuer erwarten kann. Möglicher- weisekönnteeineerweiterte BJP-Mehrheit auch erneut versuchen, das Gesetz zum indien: Gestärkt aus der Wahl Grunderwerb einzuführen, das die Eigentums- rechte stärken würde. Zusätzlich gehören die archaischenArbeitsgesetze reformiert,die die Pro- duktivität im verarbeitenden Gewerbe bremsen. Kristy Fong, Asien-Spezialist bei Aberdeen Stan- dard Investments,kommentiert: „Eine Fortsetzung der Strukturreformagenda von Premierminister Modi würde der Wirtschaft und den Unternehmen Indiens Auftrieb geben und wohl auch gute Nach- richten für dieAktienmärkte bedeuten.“ Fong sieht eine große Chance, in Unternehmen mit Preis- setzungsmacht zu investieren, die auf indische Verbraucher ausgerichtet sind. Für Indien spricht aber nicht zuletzt auch die demografische Entwicklung: Die Wachstumsaussichten des Subkontinents werden von einer jungen Bevölke- rung und einer wachsenden Mittelschicht getragen. Im Vergleich dazu droht etwa in China eine Überalterung der Bevölkerung. 34 | GELD-MAGAZIN – Juni 2019 märkte & fonds | Kurzmeldungen Bedeutung nimmt zu. China öffnet seinen Aktienmarkt zunehmend für ausländische Inves­ toren, was auch Produktanbieter freut. Ein ETF von Lyxor bildet den Referenzindex MSCI China A Net TR Index ab. Dieser ist repräsentativ für die Performance des „A“-Aktienmarkts, der Titel von Unternehmen mit großer und mittlerer Marktkapi- talisierung umfasst, die an den Börsen Shanghai und Shenzhen gehandelt werden. Der Lyxor Hwa- bao WP MSCI China A UCITS ETF ist ab sofort auch über Xetra an der Frankfurter Börse erhält- lich und somit auch für österreichische Anleger leicht handelbar. Lyxor betont, dass China-Aktien in den MSCI-Indizes eine stärkere Gewichtung fin- den und somit weiter an Bedeutung zunehmen. schubkraft. Weltweit stabile Anleihemärkte mit interessanten Festzinsan- lagen erwartet Peter De Coensel, Bonds-Experte bei Degroof Petercam As- set Management (DPAM). Unterstützung dafür komme von der Zinsfront. Die Entscheidung der Fed, in ihrem Zinszyklus eine längere Pause einzulegen, drückte im ersten Quartal 2019 die aktuelle und erwartete Volatili- tät an den Zins- und Kreditmärkten. Daran sollte sich vorerst wenig ändern. „Zwar deuten die Ter- minpreise bei den Zinssätzen auf eine schwache Aufwärtsnormalisierung der langfristigen Renditen. Andererseits könnten Abwärtsüberra- schungen bei der Inflation der positiven Dynamik, die die weltweiten Anleihenmärkte seit Anfang des vierten Quartals 2018 beflügelt, noch mehr Schub verleihen“, so De Coensel. bonds II: Attraktiver Markt Unternehmensanleihen. Mit der Drohung einer Erhöhung der Strafzölle auf chinesische Im- porte hat Donald Trump die Kapitalmärkte kalt erwischt: Aktien gingen zu Boden, aber auch die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen wei- teten sich deutlich aus. Letzteres muss für Anleger jedoch keine schlechte Nachricht sein. Denn die Historie zeigt, dass sich Unternehmensanleihen häufig schneller erholen können als andere An- lageklassen und somit wie gemacht sind für antizyklisches Investieren. „Diese besondere Eigenschaft belegt beispielsweise der Blick auf in Euro denominierte Unternehmensanleihen, für die es in den vergangenen einein- halb Dekaden lediglich einmal zwei Verlustjahre in Folge gab“, erklärt Per Wehrmann, Leiter eu- ropäische Hochzinsanleihen bei der DWS. Somit könnten mu- tige Anleger antizyklisch handeln und möglicherweise einen gewis- sen „Jo-Jo-Effekt“ nützen. bonds I: „ Jo-Jo-Effekt“ nützen Vontobel: High Conviction Peter De Coensel, CIO Fixed Income, DPAM CrediTS: beigestellt; Ramona Smiers/Dreamstime.com; pixabay china: Neuer ETF Investieren mit Überzeugung. Selbst nach einer zehnjährigen Hausse kann das Ver- trauen der Anleger schnell wieder erschüttert sein.Das zeigte sich zum Beispiel im letzten Quar- tal des Jahres 2018, aber auch aktuell sind die Börsen in Turbulenzen geraten. High Conviction- Anlagestrategien (feste Überzeugung) können hingegen laut Vontobel Asset Management dazu beitragen, dass man ruhigen wie turbulenten Märkten mit Zuversicht entgegensehen und das Portfolio auf Kurs halten kann. Anleger ohne starke Überzeugung lassen sich bei ihren Ent- scheidungen vielleicht von der Marktstimmung leiten. Für andere, die ihre Anlageentscheidungen auf „Conviction“ stützen, eröffnen sich Chancen. Wobei die Vontobel-Experten hinzufügen: „Für In- vestoren mit kurzem Anlagehorizont, die anfällig für eine kurzfristige Underperformance sind, sind High Conviction-Ansätze womöglich nicht geeig- net. Empirische Daten belegen allerdings, dass langfristig orientierte Anleger bessere Resultate erwarten dürfen.“

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