GELD-Magazin, Juni 2019

Worauf sollten Anleger im Hinblick auf einen möglicherweise kommenden Zinsanstieg beim Abschluss eines Immobilienkredits achten? ROSWITHA KLEIN: Es ist damit zu rechnen, dass die Europäische Zentralbank vorläufig alle Zinssätze auf dem bisherigen niedrigen Niveaus belässt. Bessere Voraussetzungen für die Inanspruchnahme einer Immobilien- finanzierung sind schon rein mathematisch gesehen fast unmöglich. Zu beachten ist jedoch, dass in einem Rückzahlungszeit- raum von bis zu 35 und mehr Jahren das Zinsniveau wieder steigen wird, sobald die Wirtschaft wächst. Eine Möglichkeit, um die aktuellen Top-Konditionen langfristig ab- zusichern, sind variable Kredite mit einer definierten Zinsobergrenze. Steigt der Markt- zinssatz, erfolgt die Anpassung lediglich bis zur Zinsobergrenze. Fällt der Marktzinssatz während der Laufzeit, wird der Zins für den Kredit entsprechend angepasst. So profitiert der Kreditnehmer von fallenden Zinsen, wäh- rend das Risiko bei steigenden Zinsen nach oben begrenzt ist. Interessant sind auch ak- tuell relativ günstige Fixzinsvereinbarungen, die einen gleichbleibenden Zinssatz für die vereinbarte Laufzeit garantieren. Bei beiden Varianten sind die Absicherungskosten im Zinssatz eingepreist. Auch Kombinationen von variabler und fixer Verzinsung sowie Zinsobergrenzen sind möglich. Welche Formen der Wohnraumfinanzie- rung stehen im Fokus der Kunden? Der klassische variable Abstattungskredit ist nach wie vor die bevorzugte Finanzierungs- form zur Eigenheimfinanzierung unserer Kundinnen und Kunden. Gleichzeitig gibt es einen Trend in Richtung alternativer Finanzierungsformen. Weiters machen wan- delnde Familienverhältnisse und eine sich verändernde Altersstruktur neue Formen der Finanzierung nötig. Während junge Kre- ditnehmer mitunter nicht die Eigenmittel und Rückzahlungsanforderungen der Ban- ken erfüllen, greifen bei Kreditnehmern über 50 Jahren in der Regel Altersbeschrän- kungen. So haben wir Finanzierungsmodelle entwickelt, die über die Kombination von fi- xer und variabler Verzinsung hinausgehen. Der Hypo-Lebenszeit-Kredit etwa dient zur Wohnraumschaffung oder -sanierung. Wäh- rend der Laufzeit des Kredites sind nur die anfallenden Zinsen zu bezahlen. Zah- lungen zur Reduzierung des Kreditbetrages sind nicht vorgesehen, aber grundsätzlich möglich. Diese Kreditform eignet sich be- Langfristige Kredite machen vielfach eine Immobilienfinanzierung erst möglich. Hohe Zinsanstiege können jedoch einen Rückzahlungsplan in Schieflage bringen. Immobilienkredite mit klar definierter Zinsobergrenze bieten Kostensicherheit. Variable Immobilienkredite mit definierter Zinsobergrenze sonders als Ergänzung zu einem klassischen Abstattungskredit, um die Höhe der Rück- zahlungsrate zu reduzieren. Notwendige Voraussetzung für den Hypo-Lebenszeit-Kre- dit ist eine Liegenschaft in Österreich, die der Kreditsicherung dient. Die maximale Fi- nanzierungshöhe ist mit 40 Prozent des von der Bank ermittelten Liegenschaftswertes (=Belehnwert) beziehungsweise 200.000 Euro begrenzt. Eine weitere Sonderfinanzie- rungsform ist der Hypo-Lebenswert-Kredit, der für Kreditnehmer ab dem 60. Lebens- jahr, die bereits in Pension sind, konzipiert wurde. Bis zur Hälfte des Belehnwertes eines Hauses oder einer Eigentumswoh- nung beziehungsweise maximal 200.000 Euro können dabei als Finanzierungssum- me aufgenommen werden. So lassen sich auch bis zu einem Alter von 75 Jahren noch große Pläne realisieren, wie etwa die Sanie- rung des Eigenheimes. Worauf ist beim Erwerb von Immobilien zu Anlagezwecken zu achten? Wir raten von generellen Beurteilungen ab. Für einzelne Immobilien bestehen keine Bör- sen- und Marktpreise – jede Immobilie ist als Unikat zu sehen und zu bewerten.Wir ar- beiten hier eng mit den Spezialisten unserer Tochtergesellschaft Hypo Immobilien & Lea- sing zusammen, die über das notwendige Expertenwissen in der Immobilienbewer- tung verfügen. Als interessante Alternative zu einem Immobiliendirektinvestment eig- nen sich auch Immobilienfonds und REITs, die eine breitere Risikostreuung im Portfolio ermöglichen. www.hypovbg.at JUNI 2019 – GELD-MAGAZIN | 31 Roswitha Klein, Hypo Vorarlberg Bank AG | EXPERTSTALK EINSCHALTUNG — CREDIT: beigestellt Mag. Roswitha Klein, Regionaldirektorin, Hypo Vorarlberg in Wien

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