GELD-Magazin, Mai 2019

O ft bewundert, manchmal auch angefeindet: Spitzenmanager bewegen mit ihren Entschei- dungen mitunter Millionenbeträge. Kein einfacher Job, besonders brenzlig wird es, wenn schwerwiegende Fehler unter- laufen (bzw. behauptet werden), denn dann droht sogar der Gang vor den Kadi. Wie Medienberichte belegen, nehmen in letzter Zeit die Klagen gegen Führungs- kräfte in Deutschland zu, die Rede ist von einer wahren Flut. Österreich scheint von dieser Entwicklung nicht ausgenom- men zu sein. Besonders kritisch dabei: Manager können persönlich in unbe- grenzter Höhe, auch mit ihrem Privatver- mögen, für im Rahmen ihrer Tätigkeit schuldhaft begangene Pflichtverlet- zungen haftbar gemacht werden. Wichtiger Schutzschild Hier kommen sogenannte D&O-Ver- sicherungen ins Spiel (D&O steht für Di- rectors and Officers). Es handelt sich da- bei um Vermögensschaden-Haftpflicht- Versicherung für Manager (Vorstände, Aufsichtsräte, Beiräte, Geschäftsfüh- rer) von juristischen Personen (Aktienge- sellschaften, GmbH, Genossenschaften, Stiftungen), sie sind aber auch für Pro- kuristen oder leitende Angestellte inte- ressant. Die D&O-Versicherung über- nimmt drei wesentliche Aufgaben, wenn ein Schadenfall aufgetreten ist. Erstens: Prüfung. Zunächst ist zu klären, ob und in welcher Höhe eine Verpflichtung zum Schadenersatz besteht. Zweitens: Zah- lung. Bei begründetem Anspruch erfolgt die Leistung bis zur Höhe der vereinbar- ten Versicherungssumme. Drittens: Ab- wehr unberechtigter Ansprüche. Sofern der Versicherer nach Prüfung der Mei- nung ist, dass den Manager keine Haf- tung trifft, führt die Assekuranz nötigen- falls den Rechtsstreit und übernimmt die anfallenden Verfahrenskosten bis zur Höhe der vereinbarten Versicherungs- summe. Diese Leistungen können im Fall des Falles somit sehr nützlich sein, in Österreich ist D&O allerdings nicht der große „Renner“. Silke Zettl, Versi- cherungsexpertin im Allianz Market Ma- nagement, erklärt gegenüber dem GELD- Magazin die Hintergründe: „Während in Ländern wie etwa den USA Manager- haftpflichtversicherungen zur Basisab- sicherung für Unternehmen zählen, ist das Bewusstsein in Österreich noch ver- gleichsweise gering. Dies liegt auch un- ter anderem an der traditionell kleinbe- trieblichen Struktur in Österreich: Rund 60 Prozent der österreichischen Firmen sind Ein-Personen-Unternehmen, für die diese Art der Versicherung nicht geeignet ist. Der Markt ist dementsprechend ver- gleichsweise klein.“ „Massiv unterschätzt“ Wobei die Expertin hinzufügt, dass die Gefahr der unbegrenzten Haftung, so- fern eine Pflichtverletzung oder ein Sorg- faltsverstoß nachgewiesen wird, oftmals massiv unterschätzt wird: „Neue Risiken wie Cyber- und Datenschutzvorfälle, zu- nehmender Aktivismus von Aufsichtsbe- hörden sowie der Einfluss von Prozessfi- nanzierern steigerten in den vergangenen Jahren das Risiko für Führungskräfte erheblich, im Falle unternehmerischer Fehlentscheidungen persönlich haftbar gemacht zu werden.“ Ist nun in Österrei- ch eine ähnliche Tendenz beim Anstieg von Klagen zu erwarten, wie eingangs er- wähnt in Deutschland? Die Vorstands- direktorin der Wiener Städtischen, Do- ris Wendler, knüpft an diesen Punkt an: „Grundsätzlich steigt die Wahrschein- lichkeit, als Geschäftsleitung, Manage- ment- oder Kontrollorgan für eine Fehl- entscheidung verantwortlich gemacht zu creditS: beigestellt,Archiv versicherung | Schutz für Manager 64 | GELD-MAGAZIN – mai 2019 Manager und andere Top-Führungskräfte tragen eine enorme Verantwortung – nicht zuletzt finanziell. Bei Fehlentscheidungen kann der Schaden sogar in die Millionenhöhe reichen. Die Haftung erfolgt auch mit dem persönlichen Vermögen und ist nach oben offen. Spezielle Versicherungen, sogenannte D&O-Produkte, sollen hier für Schutz sorgen. Harald Kolerus In die Pflicht genommen Was kostet D&O? Individuell unterschiedlich » » D&O gehört zu den Sparten, die ein sehr individuelles maßgeschneidertes Gestalten und Pricing notwendig machen. Die Prämie richtet sich grundsätzlich nach der Höhe des Um- satzes, der gewünschten Versicherungssumme und dem vereinbarten Selbstbehalt. Ab 500 Euro möglich » » Seitens der Uniqa heißt es: Die Kosten beginnen bei etwa 500 bis 600 Euro für eine Ver- sicherungssumme von 500.000 Euro für ein Kleinunternehmen und steigen je nach Un- ternehmensgröße, Branche, Rechtsform und einiger weiterer Faktoren, die wir in einem Fragebogen erheben, sowie der gewünschten Versicherungssumme. Das ergibt bei großen Unternehmen mit umfassendem Schutz durchaus Prämien im sechsstelligen Bereich.

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