GELD-Magazin, Mai 2019

S tarker Tobak für die Pensions- kassen; in einem Posting im Blog des bekannten Journa- listen Andreas Unterberger schreibt der verärgerte Walter Fiala: „Etwa 90.000 Pensionskassen-Pensionisten(Leistungs- berechtigte) werden heuer wieder zur Ader gelassen und erleiden – teils zum x- ten Mal – eine Pensionskürzung. Heuer können es 12,5 Prozent werden. Weitere 900.000 noch aktive Österreicher (An- wartschaftsberechtigte) verlieren auch schon mit (…) Es gibt tausende Pensio- nisten, die in den letzten 20 Jahren von ihren einst zugesagten Pensionsleis- tungen bereits mehr als zwei Drittel (!) verloren haben.“ Der Autor spricht hier die Problematik rund um Verträge mit zu hohem Rechnungszins an. SCHMERZHAFTE EINSCHNITTE Der Rechnungszins ist eine festge- legte Zinserwartung für den jährlichen Ertrag im Pensionsmodell. Er stellt kei- nen Garantiewert dar, sondern eine ma- thematische Größe, mit der die Leistung errechnet wird. Vertraglich wird er vom Arbeitgeber festgelegt bzw. entspricht den Vorgaben der Finanzmarktaufsichtsbe- hörde. Fiala bringt ein schmerzhaftes Re- chenbeispiel: „Eine Performance von plus 3,5 Prozent (der Pensionskassen) wird bei einem Rechnungszins von fünf Prozent schnell zu minus 1,5 Prozent.“ Was sa- gen die Pensionskassen dazu? Bei Valida erklärt man: „Liegt die Performance über dem jeweiligen Rechnungszins, so kann die Pensionskasse im Normalfall erhö- hen oder Schwankungsrückstellungen auffüllen. Je höher der vertraglich bzw. aufsichtsbehördlich festgesetzte Rech- nungszins, umso wahrscheinlicher/hö- her sind mögliche Pensionskürzungen. Je niedriger der Rechnungszins, umso größer ist die Möglichkeit für Pensions- erhöhungen bzw. umso geringer die Wahrscheinlichkeit von Kürzungen. Der höchste je von der Finanzmarktauf- sichtsbehörde genehmigte Rechnungs- zins liegt bei 6,5 Prozent. In einigen Alt- verträgen existieren Rechnungszinsen in dieser zu optimistischen Höhe noch. Es sei aber festgehalten, dass zum dama- ligen Zeitpunkt des Vertragsabschlusses die langfristige Ertragserwartung eine andere und der gewählte Rechnungs- zinssatz durchaus marktüblich war.“ Martin Sardelic, Vorstandsvorsitzender der Valida Holding, fügt hinzu: „Das Pen- sionskassengeschäft ist auf eine sehr lange Veranlagungsdauer ausgerich- tet. Wir veranlagen die Sondervermögen unserer Kunden im Normalfall mehre- re Jahrzehnte, um ihnen im Ruhestand eine möglichst hohe Zusatzpension aus der zweiten Säule der Pensionsvorsorge auszahlen zu können. Seit 1991 konn- ten wir ein durchschnittliches Jahres- ergebnis von 5,1 Prozent erwirtschaf- ten.“ Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands Pensionskassen der WKO und Generaldirektor der VBV-Gruppe, CREDIT: beigestellt,Archiv,pixabay VERSICHERUNG | Pensionskassen 60 | GELD-MAGAZIN – MAI 2019 Harter Kritik sehen sich mitunter die heimischen Pensionskassen ausgesetzt: Die Performance würde zu schmerzhaften Kürzungen bei vielen Leistungsberechtigten führen. Die Vertreter der betrieblichen Vorsorge wehren sich allerdings gegen Pauschalvorwürfe. Sie halten das heimische System für gesund und verweisen auf die langfristig stabile Wertentwicklung. Harald Kolerus Auf dem Prüfstand PERFORMANCE ÖSTERREICHISCHER PENSIONSKASSEN Langfristig stimmt die Wertentwicklung der Pensionskassen, auch wenn schlechte Jahre schmerzen, besonders übel ausgefallen sind 2008 und 2018. +15% +10% +5% 0% -5% -10% -15% Quelle:OeKB,1991-1997:ErhebungdesFV 2000 1,9% 1,9% -1,6% -6,3% 7,6% 7,3% 5,6% 11,4% 6,4% 9,0% 8,4% -12,9% -2,9% 5,1% 7,8% 2,3% 4,2% 6,1% 5,1% -5,1% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Q1 2019 5,17 % langjähriger Durchschnitt seit 1991

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