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13. Mai 2022

Firmenpleiten steigen um 111%

Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat die endgültigen Daten der Firmenpleiten für das 1. Quartal 2022 in Österreich analysiert. Ernüchterndes Fazit: Die Anzahl der Insolvenzen ist kräftig in die Höhe geschossen.

Insolvenzstatistik Creditreform

Sind die Pleiten seit Beginn der Pandemie auf den niedrigsten Stand seit 1990 gesunken, hat sich die im Herbst 2021 eingesetzte Trendwende im 1. Quartal 2022 weiter verstärkt. Die Firmeninsolvenzen sind um 111% auf 1.055 Verfahren angestiegen und erreichen damit fast das Vorkrisen-Niveau.

Pleitegeier kreist

Die Zahl der eröffneten Verfahren ist dabei um 89,8% auf 611 gestiegen. Die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen haben sich gar um 150% auf 444 erhöht – ein Alarmzeichen für alle Gläubiger. Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer von Creditreform, sieht als Hauptursache dafür das Auslaufen der staatlichen Hilfen. Ebenso sind die öffentlichen Gläubiger (Finanz, GKK) wieder im Normalbetrieb und stellen vermehrt Insolvenzanträge.

Bei vielen Unternehmern ist der Umsatz nach den zahlreichen Lockdowns und Corona-Maßnahmen nicht in dem erwarteten Umfang zurückgekommen, sodass sie Probleme bei der Bedienung von Ratenvereinbarungen haben. Auch zerrt das ständige Auf und Zu an den unternehmerischen Nerven und zwingt zum Aufgeben. Die überwiegende Anzahl an Insolvenzen hat Klein- und Kleinstunternehmen betroffen. Die Insolvenzpassiva belaufen sich auf rund 205 Mio. Euro. 3.000 Arbeitsplätze waren betroffen.

Tirol: Negativrekord

Den stärksten Zuwachs verzeichneten Tirol (+309,5%), Niederösterreich (+196,1%) und Vorarlberg (+181,8%). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit knapp 4 Pleiten pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Vorarlberg mit weniger als 2 von 1.000 Unternehmen. Österreichweit mussten 3 von 1.000 Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen.

Ausblick 2022

„In postnormalen Zeiten der Krisenpermanenz, in denen zahlreiche Krisen zeitgleich auf Unternehmen hereinstürmen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Insolvenzen massiv ansteigen“, fasst Weinhofer zusammen. Neben den nach wie vor bestehenden Auswirkungen der Corona-Pandemie beschäftigen Klimawandel (Stichwort CO²-Steuer), Digitalisierung, Fachkräftemangel, Inflation und Lieferkettenprobleme die heimische Wirtschaft. Vom Ukraine-Krieg und einem vielleicht kalten Winter gar nicht zu sprechen.

Dank einer weiterhin guten Eigenkapitalausstattung – mehr als 42% der Unternehmen verfügen über eine Eigenkapitalquote von über 30% – und einer starken Krisenresilienz haben zumindest die Mittel- und Großbetriebe diese Herausforderungen bislang gut gemeistert. Kleinere Unternehmen haben nicht die Finanzkraft, die Manpower oder schlichtweg die Möglichkeit, höhere Einkaufspreise an die Kunden weiterzureichen und sind daher gezwungen Insolvenz anzumelden. Für das Gesamtjahr 2022 ist daher mit einer Rückkehr auf das Vorpandemie-Niveau von rund 5.000 Firmeninsolvenzen zu rechnen. Das entspricht bei rund 400.000 heimischen Unternehmen einer Insolvenzquote von 1,25% und das kann eine starke Marktwirtschaft wie Österreich aushalten.

Creditreform/HK

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