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14. Juli 2020

39. Financial Stability Report der OeNB

Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie führte in Österreich zum stärksten Wirtschaftseinbruch seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. „Obwohl sich die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und zum Erhalt der Funktionsfähigkeit der Wirtschaft bewährt haben, wird die Erholung der Wirtschaft mehrere Jahre in Anspruch nehmen“, so Gouverneur Robert Holzmann.

OeNB-Gouverneur Robert Holzmann

Auswirkungen auf den heimischen Finanzsektor

Die weitreichenden wirtschaftlichen und sozialen Einschränkungen zur Eindämmung der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus sind für die globale Finanzmarktstabilität herausfordernd. Durch die umfangreichen geld-, fiskal- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen von Zentralbanken und Regierungen kam es zwar zu einer starken Erholung der Kurse, diese spiegelt jedoch nicht die ernsthafte makroökonomische Situation wider. So ist die österreichische Konjunktur zurzeit mit dem stärksten Abschwung der Nachkriegszeit konfrontiert. Öffentliche Stützungsmaßnahmen fördern zwar die Vergabe von Krediten und sichern somit die Liquidität von Unternehmen und Haushalten, die verstärkte Inanspruchnahme von Bankkrediten wird jedoch die Verschuldung erhöhen, die besonders im Unternehmenssektor schon vor Beginn der COVID-19-Krise höher lag als vor Beginn der letzten großen Krise. Im europäischen Vergleich ist sie jedoch niedrig.

Einkommensverluste bedrohen Privatkredite

Im Haushaltssektor wurden Kredite – insbesondere Hypothekarkredite – eher von Haushalten mit höherem Einkommen und damit mit höherer Schuldentragfähigkeit aufgenommen. Sorgen bereiten hier vor allem die Einkommensverluste durch Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit. Gegenwärtig werden diese Herausforderungen allerdings noch durch fiskalische Maßnahmen abgefedert. Die COVID-19-Pandemie wirkt sich auch auf den heimischen Immobilienmarkt aus. Die Vergabe von Hypothekardarlehen an private Haushalte hat in den letzten Monaten etwas an Dynamik verloren. Generell ist der Wohnimmobilienmarkt aber weniger betroffen als der gewerbliche Immobilienmarkt, der stark von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig ist.

Banken könnten stark belastet werden

Im Bankensektor lagen die Gewinne in den vergangenen Jahren auf hohem Niveau, wodurch Eigenkapital aufgebaut werden konnte. Das Kreditportfolio wurde um notleidende Ausleihungen bereinigt, und die Refinanzierung steht auf soliden Beinen. Von Seiten der Aufsichtsbehörden kam es bereits zu Beginn der COVID-19-Krise zu vorübergehenden Erleichterungen für die Banken, wodurch der Spielraum für die Kreditvergabe und das operative Bankgeschäft erhöht werden konnte. Die Unsicherheit über den wirtschaftlichen und finanziellen Ausblick bleibt dennoch außergewöhnlich hoch. Erst im zweiten Halbjahr 2020 werden die für das Bankensystem relevanten Veränderungen im Kreditrisiko und die damit einhergehenden uneinbringlichen Kredite deutlicher zutage treten. Ansteigende Kreditrisikovorsorgen können die Profitabilität der österreichischen Banken zukünftig stark belasten.

Daher empfiehlt die OeNB den Banken im Hinblick auf die Stärkung der Finanzmarktstabilität, im Einklang mit internationalen Empfehlungen Abstand von Aktienrückkäufen zu nehmen und Ausschüttungen von Dividenden, Gewinnen und Boni sorgfältig abzuwägen, um die Kapitalbasis zu stärken, sich auf das Auslaufen von Zahlungsmoratorien und staatlichen Garantien für Kredite vorzubereiten und die Qualität der Kreditportfolios transparent zu überwachen.

Den gesamten Finacial Stability Report der OeNB finden Sie unter http://www.oenb.at/Publikationen/Finanzmarkt/Finanzmarktstabilitaetsbericht.html

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