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11. August 2021

Fertighausmarkt in der Kostenfalle

Die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Wohnraum weiter befeuert, dementsprechend boomt auch der heimische Fertighausmarkt. Paradoxerweise könnte aber gerade das dem einen oder anderen Fertighausanbieter zum Verhängnis werden.

Daniel Knuchel, Advicum
Daniel Knuchel, Advicum

Die vollen Bücher sind überwiegend mit Aufträgen zu Fixpreisen und mit klaren Zeitschienen gefüllt. Die aktuell enorm steigenden Kosten der Baustoffe könnten jetzt die Margen ins Bodenlose purzeln lassen, wie eine aktuelle Analyse des Wiener Beratungsunternehmens Advicum Consulting aufzeigt.

Volle Auftragsbücher

Lockdowns, Home Office & Co haben den Stellenwert von Wohnraum in den letzten eineinhalb Jahren massiv erhöht. Die Preise für Grund und Boden sowie für Wohnungen und Häuser steigen immer weiter – ein Ende ist nicht in Sicht. „Auch die Anforderungen an den erwünschten Wohnraum haben sich verändert. Gefragt ist mehr Raum, ein extra Zimmer für das Büro und natürlich Garten, Balkon oder Terrasse“ berichtet Advicum Equity-Partner Daniel Knuchel. Diese Veränderungen schlagen sich auch in vollen Auftragsbüchern der Bauindustrie nieder. Vorlaufzeiten von 12-18 Monaten sind an der Tagesordnung, wenn man denn als Kunde und Auftraggeber überhaupt noch akzeptiert wird.

Kostenfalle Rohstoffpreise

Währenddessen bleibt der Hunger der Bauindustrie groß, die Rohstoffpreise steigen in astronomische Höhen. Preissteigerungen von 30-40 Prozent sind inzwischen normal, manche Baustoffe sind kaum noch zu beziehen. Damit beginnt sich das Rad zu drehen, die Kostenfalle schlägt mit großer Wucht zu. „Volle Auftragsbücher ohne Möglichkeit zur Preisanpassung führen zu schlechten Margen und in weiterer Folge auch zu Verlusten. Die fix vereinbarten Verkaufspreise reichen vielfach nicht mehr, um die Kosten zu decken“, betont Knuchel. Mittlerweile gehen bereits erste Angebote an Kunden in den Markt, für eine finanzielle Entschädigung vom Kaufvertrag zurückzutreten. „So sollen die Schäden und die Verluste reduziert werden. Gelingt dies nicht, wird es für manche schwer, und der Gang zur Bank wird folgen“, so Knuchel.

Vor vollen Töpfen verhungern?

Im vergangenen Jahr stiegen die Erlöse der heimischen Fertighaushersteller noch um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 810 Millionen Euro, mehr als 4.000 Häuser wurden verkauft. Der Anteil der Fertighäuser am gesamten Bauvolumen wuchs um 3 Prozent. Doch sind die Sieger von 2020 nun die Verlierer von 2021? Was aufgrund der vollen Auftragsbücher keiner glauben will, kann nämlich laut Advicum durchaus passieren: das eine oder andere Unternehmen könnte vor vollen Töpfen verhungern.

Advicum Consulting/HK

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