fbpx
7. Oktober 2021

EZB: Kommt Zins-Tantrum?

Experten halten ein Zins-Tantrum für möglich. Außerdem haben die meisten Banken in der EU beschlossen, das Sparen zu belasten, indem sie ab einer bestimmten Einlagenhöhe Strafzinsen erheben. Dies wird immer mehr Haushalte zu Zwangsinvestitionen in Immobilien oder die Finanzmärkte treiben. 

Peter De Coensel, CEO DPAM
Peter De Coensel, CEO DPAM

„Ohne die richtigen Maßnahmen kann dieses Verhalten zu einer Überhitzung der Immobilienmärkte und zu mehr Unruhe in bestimmten Bereichen der öffentlichen Kapitalmärkte führen“, meint Peter De Coensel, Member of the Management Board bei DPAM.

EZB: Signale zu Negativzinsen

Es wäre auch eine Verkettung von Umständen möglich, die zu einem „Zins-Tantrum“ in der EU führen könnten, das nicht auf einem EZB-Kurs der geldpolitischen Drosselung beruht, sondern auf einer früheren Rückkehr zu einem Einlagenzins von 0,00 %. Die Debatte um die ‚Reversal Rate‘, der Zinssatz, ab dem sich die unterstützende Geldpolitik ins Gegenteil verkehrt, hat sich in letzter Zeit abgeschwächt, muss aber wieder intensiviert werden. Um mittelfristig nachhaltige Wachstumsraten in der Eurozone zu erreichen, sollte die EZB über die Vorteile des richtigen Signals nachdenken, das mit dem Abschied von der Negativzinspolitik einhergeht.

Fed handelt zuversichtlich

Wenn die Charakterisierung der EZB als „ängstlich“ ausfällt, dann kommen wir laut De Coensel bei der US-Notenbank zu dem Begriff „zuversichtlich“. Die Fed wollte sich nicht durch einen „kalenderbasierten“ Ansatz für die Geldpolitik in die Enge treiben lassen und entschied sich stattdessen für eine Kommunikation auf der Grundlage der durchschnittlichen Inflation und der maximalen, umfassenden Beschäftigungsziele. Die eindeutige Prioritätensetzung der Fed zugunsten der Erholung des Arbeitsmarktes führte dazu, dass der Markt für Staatsanleihen sich von einer Reihe hoher Erzeuger- und Verbraucherinflationsdaten nicht beeindrucken ließ. Dies schlug sich in niedrigeren Realrenditen über das gesamte Laufzeitenspektrum hinweg nieder.

Schwellenländer: Inflation bleibt

Die Zentralbanken der Schwellenländer haben den Anstieg der inländischen Inflation in den vergangenen sechs Monaten als ein nicht-vorübergehendes Ereignis interpretiert. Die meisten beschlossen, die Leitzinsen vorsorglich zu erhöhen.

De Coensel: „Der Kontrast zwischen der Situation im Jahr 2013 und heute ist offensichtlich. Damals führte der Kommunikationsfehler von Fed-Präsident Ben Bernanke hinsichtlich des Taperings zu einem mehrjährigen Konjunktureinbruch in den Schwellenländern und einer ausgeprägten Baisse bei Schwellenländeranleihen. Die Kurse der Schwellenländeranleihen erholen sich seit dem 23. August 2021. Der August 2021 könnte als das in Erinnerung bleiben, was der März 2021 für die US-Staatsanleihen war: eine Kaufgelegenheit. Bleibt abzuwarten, was geschieht.“

DPAM/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.