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14. Dezember 2022

Euroraum: Inflationsdruck fällt 2023

Roxane Spitznagel, Ökonomin bei Vanguard, meint, dass die zentrale Herausforderung der EZB nach wie vor in der hohen Inflation besteht. 2023 sollte sich die Teuerung aber im Euroraum einbremsen und das BIP ein Null-Wachstum erzielen.

„Wir gehen davon aus, dass sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation im Dezember 2022 ihren Höhepunkt erreichen und dann im Jahr 2023 allmählich zurückgehen werden. Die Basiseffekte der Energie- und Lebensmittelpreise werden auslaufen und die Nachfrage nachlassen.“ 

Inflation über EZB-Ziel

Roxane Spitznagel, Ökonomin bei Vanguard
Roxane Spitznagel, Ökonomin bei Vanguard

„Wir gehen jedoch nach wie vor davon aus, dass die Inflation im Jahr 2023 durchschnittlich 5,5 bis sechs Prozent betragen wird, da die Dienstleistungsinflation anhält und der Druck auf die Kerngüterpreise nur allmählich nachlässt. Damit läge sie deutlich über dem EZB-Ziel von rund zwei Prozent. 

Wenn die EZB die Zinssätze weiter anhebt, muss das Risiko einer Fragmentierung des Euroraums im Auge behalten werden. Diese würde das ordnungsgemäße Funktionieren der Geldpolitik beeinträchtigen. Die Einführung des Transmissionsschutzinstruments (TPI) wird dazu beitragen, diese Bedenken zu zerstreuen.“

Hohe Schulden

„In unserem zentralen Szenario wird das Vorhandensein des TPI zusammen mit einer Verzögerung der quantitativen Straffung bis zur zweiten Hälfte 2023 eine wesentliche Ausweitung der Spreads in den Peripherieländern begrenzen. Schließlich erwarten wir angesichts unseres zentralen Rezessionsszenarios, dass die Regierungen des Euroraums zumindest in der ersten Hälfte des Jahres 2023 energiebezogene fiskalische Maßnahmen beibehalten werden. So soll die Nachfrage abgefedert werden, die nach unseren Schätzungen durchschnittlich zwischen zwei und drei Prozent des BIP liegen wird.

Dies wird jegliche Pläne zur Haushaltskonsolidierung frühestens in die zweite Jahreshälfte 2023 schieben. Angesichts des schwachen Wachstums, der anhaltenden Energiestützung und der steigenden Zinskosten ist es unwahrscheinlich, dass die Schuldenquote des Euroraums in naher Zukunft nennenswert sinkt.“

BIP schreibt schwarze Null

„Die Konjunktur hielt sich gut in der ersten Jahreshälfte, gestützt durch eine starke Erholung nach der Pandemie. Die Wachstumsdynamik verlangsamte sich jedoch in der zweiten Jahreshälfte drastisch aufgrund höherer Energiepreise, strafferer Finanzbedingungen und der Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums. Wir erwarten, dass sich das BIP-Wachstum im Euroraum von rund drei Prozent 2022 auf null Prozent 2023 abschwächen wird.

In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass die Wirtschaft des Euroraums ab dem vierten Quartal 2022 in eine Rezession eintritt und das Wachstum erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 positiv wird. Wir gehen davon aus, dass Deutschland und Italien aufgrund ihrer relativ energieintensiven Industriesektoren unterdurchschnittlich abschneiden werden. Wir schließen die Möglichkeit einer Double-Dip-Rezession – einer Rezession mit zwei Talsohlen – in der zweiten Jahreshälfte 2023 nicht aus, da die europäische Gasversorgung von einer viel niedrigeren Basis als 2022 ausgehen wird und die finanziellen Bedingungen strenger sein werden.“ 

Vanguard/HK

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