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17. Juni 2021

Europa: Zu hohe Erwartungen

Die Erwartungen an eine Konjunkturerholung in Europa von der Corona-Pandemie könnten der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments zufolge überhöht sein. Die Experten sehen auch einen deutlich schwächeren Euro als der Marktkonsens.

William Davies, globaler Aktienchef bei Columbia Threadneedle

Zwar zeigten die Indikatoren für das europäische Wirtschaftsklima weiterhin nach oben – vor allem für das verarbeitende Gewerbe, wo die Neuaufträge einen Post-Pandemie-Boom zu beflügeln scheinen. „Doch bis jetzt spiegeln die ,harten‘ Daten keinen gesteigerten Optimismus wider – möglicherweise, weil zeitliche Verzögerungen im Spiel sind oder Umfragen einen übertriebenen Optimismus ausweisen, so wie während der Wirtschaftswachstumsphase 2017“, so William Davies, globaler Aktienchef bei Columbia Threadneedle.

Problematischer Arbeitsmarkt

Die Verfassung des Arbeitsmarktes dürfte den Experten zufolge der verlässlichste Indikator für die mögliche Stärke der Binnennachfrage sein. „Allerdings werden hier die Daten nach wie vor von der hohen Zahl von Menschen verzerrt, die in Kurzarbeitsprogrammen beschäftigt sind“, gibt Davies zu bedenken. „Es könnte somit noch einige Zeit dauern, bis das ganze Ausmaß der Arbeitsmarktflaute in der Eurozone sichtbar wird.“

Übertriebener Optimismus

Bis dahin beruht der Optimismus hinsichtlich einer kräftigen und inflationären Konsumerholung nach Ansicht von Threadneedle darauf, dass die Privathaushalte das Geld, das sie während der vergangenen rund zwölf Monate gespart haben, wieder großzügig ausgeben werden. Doch auch in dieser Hinsicht warnt Davies vor zu viel Optimismus: „Analysen der Banque de France und anderer Stellen legen nahe, dass der bei Weitem größte Teil des während der Pandemie weggefallenen Konsums auf den Dienstleistungssektor entfällt – und hier gibt es offensichtliche Grenzen in Bezug auf den Konsumumfang, der sich wieder hereinholen lässt.“

Darüber hinaus hätten – genau wie in anderen Regionen – vor allem die Menschen Ersparnisse gebildet, die sowohl über höhere Einkommen verfügen als auch eher einer älteren Bevölkerungsgruppe angehören. „Bei ihnen ist – unter ansonsten gleichen Bedingungen – die Konsumneigung weniger stark ausgeprägt.“

Schwacher Euro

Vor diesem Hintergrund erwartet Columbia Threadneedle einen deutlich schwächeren Euro als der Marktkonsens. Ende 2021 sehen die Experten die Gemeinschaftswährung bei 1,15 Dollar – deutlich unter dem aktuellen Niveau und der Konsensschätzung von 1,22 Dollar.

Columbia Threadneedle Investments/HK

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