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8. März 2023

Europa: Top-Banken auf Höhenflug

Europas zehn Top-Banken verzeichneten im Vorjahr ein Gewinnplus von knapp vier Prozent auf 72 Milliarden Euro und erreichten damit ein Zehn-Jahres-Hoch. US-Großbanken mussten hingegen einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen.

Allerdings: Trotz des Gewinnanstiegs in Europa und dem Gewinneinbruch in den USA verdienten die US-Top-Banken mit 140 Milliarden Euro fast doppelt so viel wie ihre europäischen Wettbewerber.

Profitieren von Zinswende

Gunther Reimoser, Country Managing Partner EY Österreich
Gunther Reimoser, Country Managing Partner EY Österreich

Während in den USA sieben der zehn untersuchten Geldinstitute ein Konzernergebnis von mehr als zehn Milliarden Euro vorweisen konnten, gelang dies in Europa nur zwei Banken: der britischen HSBC und der französischen BNP Paribas. Das bestverdienende Institut unter den zwanzig analysierten Banken war die US-Großbank JPMorgan Chase, deren Konzernergebnis bei umgerechnet 35,3 Milliarden Euro lag. Das sind Ergebnisse einer EY-Analyse.

„Das letzte Jahr hat erfreuliche Entwicklungen am europäischen Bankenmarkt gebracht“, schätzt Gunther Reimoser, Leiter Financial Services bei EY Österreich, die Lage ein. „Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen bedingt durch den Ukrainekrieg, die Energiekrise und die hohe Inflation haben die Institute von der Zinswende profitiert und ihren Gewinn teils deutlich erhöht.“

Ausblick: Druck bleibt groß

„Bei den europäischen Banken zeigt der Trend derzeit insgesamt nach oben“, fasst Reimoser zusammen. „Sowohl die Gewinnsituation als auch die Widerstandsfähigkeit haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, letzteres auch dank anspruchsvoller regulatorischer Vorgaben.“ Auch im laufenden Jahr dürften die Zinseinnahmen steigen, erwartet der Experte: „Im aktuellen Umfeld wird das Kreditgeschäft profitabler. Die Kreditvergabe verläuft deutlich zurückhaltender, aber die Gewinne aus dem Kreditgeschäft steigen.“

Dennoch bleibe viel zu tun, so Reimoser: „Zwar arbeiten Banken aktuell intensiv an ihrer Kostenstruktur und suchen neue Erlösquellen. Bei Digitalisierung, speziell bei Customer Analytics, und auch bei Technologien besteht aber noch Handlungsbedarf. Auch im Bereich Compliance gibt es aufgrund der stetig hinzukommenden neuen Regelungen immer etwas zu tun.“ Zudem betont Reimoser, dass die Tatsache, dass derzeit die europäischen Banken in punkto Profitabilität aufholen können, nicht überbewertet werden sollte: „Die schwache Gewinnentwicklung der US-Banken ist nur eine Momentaufnahme. Sobald die Börse und der M&A-Markt wieder in Schwung kommen, wird sich die Situation wieder ändern. Dann könnte sich auch der Abstand zu den europäischen Instituten wieder vergrößern.“

Börsenwert steigt in Europa stärker

Auch der Börsenwert der Top Banken dies- und jenseits des Atlantiks spiegelt die relativ gute Entwicklung der europäischen Banken wider: Seit Jahresbeginn bis Anfang März verzeichneten die europäischen Institute insgesamt einen Anstieg ihres Börsenwerts um 19 Prozent auf knapp 540 Milliarden Euro. Der Börsenwert der US-Banken stieg im gleichen Zeitraum hingegen nur um sieben Prozent auf 1,3 Billionen Euro. Die größten US-Banken sind damit an der Börse derzeit mehr als doppelt so viel wert wie die größten europäischen Geldinstitute.

EY/HK


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