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16. September 2022

E-Commerce: Starker Trend

Online-Handel bzw. E-Commerce erlebten durch die Corona-Pandemie einen enormen Schub. Mit der Rückkehr von mehr Normalität dürfte sich dieses Wachstum zwar abschwächen. Der strukturelle Trend bleibt aber intakt.

Online Shopping
Der stationäre Handel wird digital.

René Kerkhoff, Fondsmanager bei DJE Kapital, kommentiert: „Für Anleger sind E-Commerce- und Payment-Titel aufgrund des strukturellen Trends interessant. Eine genaue Analyse ist bei diesen konsumnahen Titeln im aktuell schwierigen Marktumfeld allerdings unerlässlich.“

René Kerkhoff, Analyst für die Sektoren Technologie, Automotive und Retail sowie Fondsmanager des DJE – Mittelstand & Innovation bei der DJE Kapital AG
René Kerkhoff, Fondsmanager und Analyst Internet, Software & E-Commerce, DJE Kapital AG

Online profitiert

„Lange Zeit profitierte der Onlinehandel weltweit von der Corona-Pandemie und beschleunigte weltweit eine strukturelle Veränderung im Einkaufsverhalten der Verbraucher: Haben sie erst einmal ein Konto bei einem Onlinehändler eröffnet und sind mit den Abläufen vertraut, dürfte die Nutzung tendenziell zunehmen. Durch diese neu gewonnene Vertrautheit mit dem E-Commerce, hinweg über alle Altersklassen, konnte sich der weltweite Online-Umsatzanteil von knapp 15 Prozent im Jahr 2019 auf 21 Prozent im Jahr 2021 steigern.

In Hochzeiten der Corona-Pandemie lag das Quartalswachstum teilweise sogar bei über 50 Prozent, da Konsumenten durch zahlreiche Lockdowns keine andere Möglichkeit hatten, als online einzukaufen. Dies befeuerte die Aktien aus diesem Segment, die sich teilweise vervielfachten. Zugleich erhöhte sich der Druck auf stationäre Händler, stärker in den E-Commerce zu investieren.“

Wachstum mit Gegenwind

„Aufgrund der hohen Wachstumsraten wurden allerdings auch die Basiseffekte höher, was es für die Unternehmen schwierig machte, das Wachstum zu halten. Dieser Effekt, gepaart mit einer hohen Inflation, der Wiedereröffnung des stationären Handels und schlechten Konjunkturaussichten, sorgte für eine Normalisierung der Online-Nachfrage und ließ das Wachstum im ersten Halbjahr 2022 auf knapp sieben Prozent absinken.

Allerdings sah man hier auch Unterschiede in den Kategorien und Produktgruppen. So verkaufen sich beispielsweise Luxusartikel auch weiterhin gut. Im zweiten Halbjahr 2022 werden die hohen Basiseffekte zwar nachlassen, was auf ein besseres Wachstum schließen lässt. Die anderen Risiken bleiben allerdings weiterhin bestehen. Nichtsdestotrotz sind die genannten strukturellen Treiber dieser Entwicklung intakt, und der E-Commerce-Anteil könnte sich laut Prognosen allein in den USA bis 2025 auf mehr als 30 Prozent erhöhen, was einem durchschnittlichen Wachstum von 13 Prozent pro Jahr entspräche. Langfristig sind Penetrationsraten von über 45 Prozent denkbar, wie sie in einigen Teilen Asiens schon erreicht wurden.“

Erfolgsmodell Plattform

Plattformmodelle und Online-Marktplätze sind laut dem Experten klare Profiteure dieses Trends: „Einige der großen Online-Marktplätze (Amazon, Alibaba, eBay) entdeckten die Vorteile des Netzwerkeffektes für sich sehr früh und bauten ihre Plattformen entsprechend aus. So öffnete zum Beispiel Amazon seine Plattform frühzeitig für andere Unternehmen und stellte den Kunden in den Vordergrund, um ihm dieses Ökosystem anzubieten. Dadurch konnten externe Unternehmen ihre Produkte auf Amazon anbieten und auch die Logistik und verschiedene andere Dienstleistungen von Amazon nutzen.

Amazon selbst nutzte die neu gewonnenen Informationen und Datenpunkte, um das gesamte Ökosystem zu erweitern und eine Vielzahl von neuen Geschäftsmodellen einzuführen (Cloud-Infrastruktur, Prime, Bezahlsysteme, Werbung, Gesundheitsangebote). Dieses Ökosystem bietet dem Kunden ein einheitliches und einfach zu bedienendes System, das durch eine Vielzahl von Dienstleistungen, Produkten und Erkenntnissen einen Mehrwert bedeutet. Zudem ermöglicht das System den Plattformen, exponentiell zu wachsen und das normale Marktwachstum zu übertreffen.“

Handel wird digital

„Durch die Corona-Pandemie fand allerdings auch ein Umdenken bei den stationären Händlern statt. Denn nicht nur für die genannten Großunternehmen ist die Umstellung auf eine Plattformökonomie sinnvoll, sondern auch für kleinere Händler. Denn schließt sich ein Händler einem Marktplatz an, muss er nicht selbst mühsam einen Webshop aufbauen und pflegen, sondern braucht dort lediglich relevante Produktdaten hinzuzufügen, um seine Produkte oder Services auf einer der großen Plattformen anzubieten. Dieses Umdenken sollte dem E-Commerce-Wachstum in Zukunft weiterhin großes Potenzial verschaffen.“

Banken gehen leer aus

„Eine weitere Technologie im Zusammenhang mit E-Commerce-Plattformen ist die Zahlungsabwicklung. An den Banken geht die neue Entwicklung der Zahlungsdienstleistungsbranche allerdings komplett vorbei, auch wenn sie versuchen, mit Paydirekt und Euro-Kartensystemen in den Markt zu drängen. Sie können die innovative und hochtechnische Entwicklung nicht mehr für sich abbilden und werden das Feld den großen Tech-Konzernen überlassen müssen. Diese interessieren sich verstärkt für den digitalen Zahlungsverkehr und investieren hohe Summen in Forschung und Entwicklung, um am wachsenden Markt zu partizipieren.“

Licht und Schatten

„E-Commerce und Payment sind strukturelle Wachstumstrends. Durch den kürzlichen Abverkauf der Technologiewerte an den Weltbörsen sind diese allerdings verstärkt unter Druck geraten. Zudem muss im aktuellen Marktumfeld auch genau differenziert werden, da eine Rezession natürlich konsumnahe Sektoren stärker treffen würde. Bei allen Wachstumsaussichten sollten Anleger also hier besonders im Auge behalten, wie sich Marktumfeld, Verbraucherpreise und Konsumverhalten entwickeln.“

DJE Kapital AG/HK

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