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27. April 2022

Die Welt nach dem Krieg

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Wie wird sich der Ukraine-Krieg auf die Weltpolitik auswirken? Im Gespräch mit dem GELD-Magazin spricht der bekannte Politologe Gerhard Mangott über klassische Großmacht-Konflikte. Der EU rät er zu einer ernsthaften Verteidigungsunion.

Bekanntlich will Europa aufrüsten, das wird vor allem die NATO-Staaten innerhalb der EU betreffen.  Mangott stellt aber klar, dass „höhere Militärbudgets und die Modernisierung nationaler Armeen nicht notwendigerweise einen Beitrag zu einer EU-Verteidigungsunion leisten. Von so einem Bündnis sind wir noch sehr weit entfernt. Es fehlt an Koordination, gemeinsamen Truppen, Gerät, Aufgaben usw.“

EU: Ernsthafte Aufrüstung

Gerhard Mangott
Gerhard Mangott ist Professor für internationale Beziehungen an der Uni Innsbruck mit Schwerpunkt Osteuropa und Russland.

Der Experte geht davon aus, dass die europäische Verteidigung in absehbarer Zeit weiterhin in Händen der NATO und nicht der EU liegen wird. Obwohl man sich auch darauf nicht zu 100 Prozent verlassen sollte.

Mangott: „Die transatlantische Partnerschaft wurde durch den Ukraine-Krieg nicht nur repariert, sondern gestärkt. Die Kohärenz der NATO hat sich in den vergangenen Wochen verfestigt. Sollte sich bei den Präsidentschaftswahlen 2024 allerdings Trump durchsetzen, oder ein Kandidat, der ähnlich agiert, könnte sich die Situation aber wieder ändern. Die EU täte also gut daran, den Ausbau ihrer eigenen militärischen Fähigkeiten ernst zu nehmen“, so Mangott.

Engere Blockbildung

Mangott meint weiter: „Russland ist durch die Sanktionen des Westens noch stärker von China abhängig geworden, wobei das Reich der Mitte signalisiert, Russland nicht in allen Bereichen den Rücken decken zu wollen. Denn China will selbst nicht Gefahr laufen unter US-Sanktionen zu fallen.“

Der Experte geht jedenfalls davon aus, dass sich eine massivere Blockbildung zwischen Russland und China vollziehen wird, das wohl unter Einbeziehung des Iran. Ebenfalls sei wahrscheinlich, dass Indien, das im Ukraine-Konflikt seinen eigenen Kurs fährt, seine engen Verbindungen zu Russland aufrechterhalten wird. 

Rivalität bestimmt die Welt 

Mangott sieht auf geopolitischer Ebene einen „Ordnungsgegensatz“ zwischen (mehr oder weniger) liberalen Demokratien und Autokratien unterschiedlicher Ausprägung, fügt aber hinzu: „Dieser Konflikt wird allerdings ideologisch überhöht dargestellt. Vielmehr sehen wir klassische Rivalitäten zwischen Großmächten, wie wir das aus der Vergangenheit kennen. Es geht hier um Ressourcen, militärische Einflusszonen, Status, Macht und die Frage, wer die Regeln aufstellt. Das sind also sehr realpolitische Aspekte, Ideologie hat hier hingegen in Wirklichkeit wenig zu suchen.“ 

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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