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20. Januar 2023

Der Krisenwinter kommt erst!

Der Ukraine-Krieg treibt den Umbau des europäischen Energiesystems weiter an und unterstützt erneuerbare Quellen. Die schlechte Nachricht lautet: Die Gaspreise bleiben hoch und der nächste Winter wird schwierig werden.

Gas, Energie
Erdgas bleibt der kritische Punkt in der Versorgung Europas.

Der Winter 2022/2023 konnte in Europa recht gut gemeistert werden. Allerdings erfolgt die wirkliche Nagelprobe erst in den kalten Monaten rund um 2023/2024. Das befürchten die Investmentexperten Craig Beacock und Bobby Chada von der Capital Group.

Krieg ändert Spielregeln

In einem Webinar zum Thema Energiewende meinte Beacock: „Erdgas bleibt der kritische Punkt in der Versorgung Europas, denn Russland hat einen signifikanten Anteil seiner Gasexporte für Europa eingestellt. Chada ergänzt: „Der Ukraine-Krieg ist ein Game-Changer, die Änderungen sind nicht vorübergehend, sondern strukturell. Sprich: Russland wird nicht mehr als großer Gaslieferant für Europa auftreten.“ Deshalb ist der Kontinent laut den Experten zunehmend auf Erneuerbare Energien angewiesen, hier werden bereits fleißig Kapazitäten aufgebaut, aber natürlich handelt es sich dabei um ein langfristiges Projekt. Eine weitere Rolle spielt der gedrosselte Verbrauch, Europas Industrie und Haushalte konnten die Nachfrage auch tatsächlich hinunterschrauben. Das warme Wetter spielte dabei in die Hände. 

Gas bleibt teuer

Dennoch benötigt der Kontinent weiter Gas, die Versorgung mit Flüssiggas (LNG) steht hier im Mittelpunkt. Allerdings ist LNG wesentlich teurer als konventionelles (russisches) Gas. Chada rechnet damit, dass der Gaspreis weiterhin viel höher bleiben wird als früher: Eine Verdoppelung bis Verdreifachung im Vergleich zur Zeit vor der Ukraine-Invasion erscheint möglich. Die tatschlichen Kosten hängen auch von der Verfügbarkeit von LNG ab. Die hohen Preise seien jedenfalls das „new normal“.

Warm anziehen!

Eine weitere schlechte Nachricht: „Der nächste Winter wird für Europa wahrscheinlich härter werden als der aktuelle“, befürchtet Chada. Die Begründung: „Bis Mitte August 2022 hat Russland noch Gas nach Europa geliefert, es ist unwahrscheinlich, dass das auch 2023 noch der Fall sein wird“, so der Experte. Sein (relativ) versöhnliches Fazit: „Der nächste Winter wird zu schaffen sein, aber die Gasversorgung wird für Europa komplexer.“ Die Devise lautet also leider auch weiterhin: Bitte warm anziehen!

Capital Group/HK

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