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19. Mai 2022

Das Ende der Globalisierung?

Die Krisen der letzten Zeit zeigten die wirtschaftlichen Abhängigkeiten Europas auf und gefährdeten Rohstoffmärkte und Lieferketten weltweit. Viele Experten sprechen von einem Ende der Globalisierung, deren 30 glorreiche Jahre vorbei seien. Sogar von Deglobalisierung ist die Rede.

Deglobalisierung Erde

TradeCom beleuchtet die komplexe Situation: Ab den 1980er Jahren spricht man von der Ära der „Hyperglobalisierung“, in der die internationale Wirtschaft stark verrechtlicht wurde. Weiters veränderte sich die Migration grundlegend. Es dominiert die Wanderung von den armen zu den reichen Ländern und die Migration zwischen armen Ländern.

Trumps Wirtschaftskrieg

Ein weiteres Merkmal ist, dass die Hälfte des weltweiten Handels innerhalb der multinationalen Konzerne stattfindet. Dann kam Donald Trumps Wirtschaftskrieg, die COVID 19-Pandemie und die Invasion Russlands in die Ukraine. Diese Störungen setzten einen grundlegenden Wandel der Lieferkettenplanung in Gang in dem sich die Tendenz zur „Just in Time-Produktion4“ in Richtung Vorratshaltung verschoben hat. Staaten und Konzerne überlegen bereits eine Kürzung der Lieferketten durch Verlegung der Produktionsstätten.

Deglobalisierung naht

Die Verbraucher spüren die Folgen des Kriegs bereits durch Preiserhöhungen und Abhängigkeiten im Energie- und Lebensmittelsektor. Europa braucht die fossile Energie aus Russland, die ganze Welt braucht Agrarprodukte aus Russland und der Ukraine. Die Inflation ist so hoch wie zuletzt vor 40 Jahren. Aufgrund dieser Entwicklungen sehen Thieß Petersen und Cora Jungbluth, Wirtschaftsexperten der Bertelsmann Stiftung, eine Art Deglobalisierung nahen. Viele Staaten hätten sich in den letzten Jahren darum bemüht, kritische Abhängigkeiten zu reduzieren.

Bessere Balance gefordert

Dies führe auch zur Bildung unterschiedlicher wirtschaftlicher Blöcke. Ökonom und Wirtschaftsprofessor an der Harvard Universität, Dani Rodik, hält aber auch ein Szenario für möglich, in dem die Globalisierung zukünftig eine bessere Balance zwischen den Vorteilen für die einzelnen Länder und den Anforderungen an eine offene Wirtschaft schafft.

Dies könnte Wohlstand für die Bevölkerung und Frieden und Sicherheit für die Staaten bedeuten. In einem ersten Schritt wäre es notwendig, dass die Regierungen die Fehler, die während der Hyperglobalisierung gemacht wurden, vermeiden. Sie sollten sich an der Politik der Bretton Woods-Ära orientieren, als die Weltwirtschaft noch der heimischen Wirtschaft und sozialen Zielen wie Vollbeschäftigung, Wohlstand und Gleichheit diente.

Positive Globalisierung möglich

Als zweite Voraussetzung für ein positives Szenario der Globalisierung ist es notwendig, dass sich die Sorge um die nationale Sicherheit nicht in Aggressionen gegenüber anderen Ländern spiegelt. Die Sorge Russlands um die Vergrößerung der NATO und der Ukrainekrieg werden Russlands Sicherheit schwächen und den Wohlstand des Landes auf lange Sicht senken.

Für mächtige Staaten wie die USA bedeutet es die Aufgabe des Strebens nach Vorherrschaft. Durch die ständige Angst vor dem wirtschaftlichen und technischen Fortschritt Chinas werden die bilateralen Beziehungen zu einem Nullsummenspiel. Kooperation in Sachen Klimaschutz und Weltgesundheit sollten im Vordergrund stehen und gesunden Wettbewerb in vielen anderen Bereichen fördern. Zusammengefasst hält Rodrik ein dystopisches Szenario der Deglobalisierung nicht für notwendig. Ähnlich wie mit der Hyperglobalisierung, als die falschen Entscheidungen getroffen wurden, liegt es an den Entscheidungsträgern, welche Zukunft die Globalisierung haben wird.

TradeCom/HK

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