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10. Dezember 2021

China: Probleme bei Immos und Banken

Die Stabilisierung der Immobilienbranche in China hat Auswirkungen auf die Asset-Qualität des Bankensektors. Es ist bekannt, dass Evergrande Schwierigkeiten hat, seine Schulden zu bedienen, aber tatsächlich sind die Probleme des Immobiliensektors weitaus größer.

Hongkong: Einer der teuersten Immobilienmärkte der Welt

Die Schulden der chinesischen Immobilienentwickler belaufen sich auf 20 Billionen RMB (3 Billionen US-Dollar), dies entspricht rund 10 Prozent der gesamten Unternehmenskredite oder etwa 20 Prozent des nominalen Bruttoinlandsproduktes. So eine aktuelle Analyse von Columbia Threadneedle Investments.

Paul Smillie, Senior Kredit-Analyst bei Columbia Threadneedle Investments

Kleine Banken, große Probleme

Als 2020 die Coronavirus-Pandemie in China durch die massive Ausweitung der Kreditvergabe bekämpft wurde, seien diese Kredite hauptsächlich von kleinen und mittelständischen Banken gewährt worden. Diese sind Columbia Threadneedle zufolge aber gleichzeitig die Institute mit dem stärksten Engagement im Immobiliensektor. „Die fünf größten Banken verfügen über eine solide Kapitaldecke und sind auf geordnete Weise gewachsen. Dagegen ist rund die Hälfte der kleineren Banken nach westlichen Standards technisch zahlungsunfähig.“ Seit der weltweiten Finanzkrise seien die Aktiva der fünf großen Banken von 110 Prozent des Bruttoinlandsproduktes auf 135 Prozent angewachsen. Bei den kleineren Banken sei hingegen ein sprunghafter Anstieg von 90 Prozent auf 190 Prozent verzeichnet worden.“

Rote Linien

China sei sich des jedoch Problems bewusst und verfüge über die erforderlichen Ressourcen, um es auch zu lösen. Laut Columbia Threadneedle sind Immobilienentwickler seit Jahresbeginn 2021, ohne die Evergrande Group, bei Schulden in Höhe von rund 12,7 Milliarden US-Dollar in Verzug geraten, dies entspricht 4,7 Prozent des chinesischen Hochzinssektors. „Um eine Abkühlung des Sektors herbeizuführen, führte die chinesische Regierung 2020 die „drei roten Linien“ ein.

Sie stehen für drei Bilanzkennzahlen, die herangezogen werden, um die Verschuldung von Immobilienentwicklern einzudämmen: das Verhältnis von Verbindlichkeiten zu Vermögenswerten, der Nettoverschuldungsgrad und das Verhältnis von liquiden Mitteln zu kurzfristigen Verbindlichkeiten“, so Senior Kredit-Analyst Paul Smillie von Threadneedle. Wenn ein Immobilienentwickler bei diesen drei Kennzahlen die Messlatte reiße, könne er kein neues Fremdkapital mehr aufnehmen, könne also nicht umschulden und nicht wachsen.

Krise unwahrscheinlich

Eine Finanzierungskrise scheint somit insgesamt unwahrscheinlich, denn den weltweiten Finanzmärkten droht keine offensichtliche Ansteckungsgefahr. Chinesische Banken finanzieren sich über inländische Quellen und die People‘s Bank of China, die Zentralbank der Volksrepublik China, kann im Falle eines Finanzierungsproblems auf ein breit gefächertes und höchst wirkungsvolles Instrumentarium zurückgreifen. Verschiedene interne und externe Faktoren könnten eine Finanzierungssperre auslösen. Diese Faktoren würden jedoch nur eintreten, wenn es vorher zu einem Vertrauensverlust in das System gekommen wäre, und dies scheint unwahrscheinlich.

Columbia Threadneedle/HK

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