Der Volkskongress in China hat das Land einmal mehr in den Fokus gerückt. Die strikte Null-Corona-Politik hatte der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt schwer zugesetzt. In diesem Jahr soll nun die Erholung im Vordergrund stehen, so die Experten der Steiermärkischen Sparkasse Private Banking.

Karl Freidl und Alexander Eberan von der Steiermärkischen Sparkasse kommentieren: „Das Ziel ist ein Wachstum von 5 %. Fast nostalgisch wirkt der Blick auf die 2000er Jahre, als China weltweit als der große Wachstumstreiber galt und der Zuwachs des BIP Spitzenwerte bis zu 14 % erreichte.“ 

Wachstum durch Schulden

„Im Vorjahr hatte China ein Wachstum von 5,5 % angestrebt, dies in der Covid-Pandemie aber wegen der Belastungen durch Lockdowns und Zwangsquarantänen verfehlt. So konnten 2022 nur 3 % erreicht werden. Das war die zweitschlechteste Wachstumsrate seit 1976 und nur wenig mehr als im Jahr 2020 zu Beginn der Pandemie mit 2,2 %. 2023 wird nun zur Belebung der Konjunktur eine etwas höhere Neuverschuldung in Kauf genommen. Das Defizit soll bei rund 3 % der Wirtschaftsleistung liegen. 2022 stand ein Defizit von 2,8 % im Plan.“

Wunder Punkt: Überalterung

„China ist derzeit mit 1,4 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Welt. Noch. Modelle sagen voraus, dass Indien in diesem Jahr zum bevölkerungsreichsten Land aufsteigen wird. Das Reich der Mitte zählt offiziell zu den Schwellenländern, die sich in der Regel unter anderem durch eine stark wachsende Bevölkerungszahl definieren. In China schrumpft diese Zahl allerdings seit dem Vorjahr erstmals seit Jahrzehnten. Dies widerspricht den Prognosen der UNO, wonach der Rückgang erst in 9 Jahren beginnen sollte.

Die Überalterung der Bevölkerung wird für die chinesische Volkswirtschaft eine dauerhafte Belastung darstellen. Das untermauert der Altersabhängigkeitsquotient, also die Zahl der über 64-Jährigen geteilt durch die Zahl jener zwischen 15 und 64, der eine starke negative Korrelation mit dem BIP-Wachstum aufweist. Abseits der schrumpfenden Bevölkerungszahlen ist auch der für China so wichtige Immobilienmarkt, der nach den Turbulenzen des Vorjahres nur langsam wieder auf die Beine kommt, eine Baustelle.“

Mittelschicht: Starke Dynamik

„Nichtsdestotrotz ist die chinesische Wirtschaft von einer starken Dynamik und Kraft gekennzeichnet. Die Aufhebung der strengen Corona-Maßnahmen hatte bei vielen Unternehmen in China kurzfristig eine regelrechte Euphorie ausgelöst. Der chinesische Einkaufsmanagerindex stieg im Februar auf den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren. Landwirtschaft, Handel, Technologie und Finanzen sind die dominanten Sektoren, während eine wachsende Mittelschicht immer mehr Konsumgüter und Dienstleistungen nachfragt. Dies ist ein wichtiger Treiber für das Wachstum in vielen Branchen. Das Land ist auch bekannt für seine Fähigkeit, Technologie zu nutzen, um innovative Lösungen zu schaffen und neue Branchen zu entwickeln. Die chinesische Regierung hat in den letzten Jahrzehnten stets eine sehr aktive Rolle bei der Förderung des Wachstums gespielt.“

Großprojekte und Stadterneuerung

„2023 plant die Regierung, die Wirtschaft unter anderem durch die raschere Umsetzung von Großprojekten, die bereits im laufenden Fünfjahresplan der Regierung beschlossen wurden, zu unterstützen. Auch zusätzliche Stadterneuerungsprojekte sind im Haushalt vorgesehen. Außerdem soll es höhere Transferzahlungen von Peking an die Lokalregierungen geben. In den Städten sollen 12 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, das ist eine Million mehr als im Vorjahresplan vorgesehen. Die Regierung strebt eine Arbeitslosenquote von rund 5,5 % an. Für die Inflation wird eine Rate von 3 % angepeilt.“

Steiermärkischen Sparkasse Private Banking/HK