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4. März 2021

China: Auf der Überholspur

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Wolfgang Regner Redakteur

Mehr als acht Prozent Plus – so viel trauen Experten Chinas Wirtschaft im Jahr des Büffels zu. Erfahren Sie mehr über die Investmentchancen und Risiken im Reich der Mitte im Interview mit Rebecca Jiang, Portfoliomanagerin des JPMorgan China A-Share Opportunities Fund.

Rebecca Jiang, Portfoliomanagerin des JPMorgan China A-Share Opportunities Fund.

Wie sehen Ihre Erwartungen für die chinesische Wirtschaft im Jahr 2021 aus?

Rebecca Jiang: Die Erholung der chinesischen Wirtschaft lässt sich am besten mit ‚first in, first out‘ zusammenfassen: Aufgrund effektiver COVID-19-Kontrollen und wirksamer Konjunkturmaßnahmen erholte sich China früher und schneller als andere große Volkswirtschaften. Mit seiner kontrollierten Geld- und Fiskalpolitik 2020 hat China auch die notwendigen Reserven, um auf ein mögliches Wiederauftreten von COVID-19 oder erhöhte geopolitische Spannungen zu reagieren. Der Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,3 Prozent im Jahr 2020 wurde erreicht, ohne die Zinsen zu senken oder neue Schulden für Konjunkturpakete aufzunehmen. Chinas Wirtschaftswachstum wird sich 2021 beschleunigen, da der Aufschwung weiterhin von den drei Säulen Technologie, Nachhaltigkeit und ‚Dual Circulation‘ getragen wird, wie im 14. chinesischen Fünfjahresplan festgelegt. Mit der ‚Dual Circulation‘ fokussiert sich China auf die Ankurbelung der Nachfrage im Inland und auf Hightech-Infrastrukturinvestitionen. Auch auf Themen wie Umweltschutz, Wasserschutzprojekte und erneuerbare Energien wird sich der Plan positiv auswirken.

Wo liegen Chinas größte Stärken?

Rebecca Jiang: Die aktuelle Erholung ist weiter auf Kurs und hat sich auf Exporte und den Konsum ausgeweitet. Wir sind überzeugt, dass diese Entwicklung in den nächsten Quartalen anhalten wird. Was die politische Unterstützung betrifft, so rechnen wir damit, dass die Stimulusmaßnahmen zurückgefahren werden. Die jüngsten Maßnahmen der Behörden auf dem Verbraucherkreditmarkt bestätigen, dass ihr langfristiges Ziel darin besteht, höherwertiges, nachhaltigeres Wachstum zu fördern und eine weitere systemische Verschuldung einzuschränken. Dennoch wird sich das Wachstum 2021 auf über acht Prozent beschleunigen.

Bitte erläutern Sie Ihre Investmentstrategie im chinesischen Jahr des Büffels.

Rebecca Jiang: Das Portfolio des JPMorgan China A-Share Opportunities Fund ist ziemlich konzentriert mit einem Fokus auf Technologie, Gesundheit und Konsum. Diese Bereiche profitieren vom Umbau der chinesischen Wirtschaft vom Exportland hin zu einem auf den Binnenkonsum ausgerichteten Konjunkturmodell. Der Fonds investiert vor allem in wachstumsstarke chinesische Inlands-Aktien und nutzt die besten ‚Quality/Growth‘-Chancen, die Chinas langfristigen strukturellen Wachstumstrend reflektieren. Kleinere Schwerpunkte setzen wir in besonderen Themen, etwa der E-Mobilität mit zB. Yunann Energy New Material, wo Separatoren für E-Batterien gefertigt werden.

Welche Rolle spielt der Konsum im neuen chinesischen Wirtschaftsmodell?

Rebecca Jiang: Eine sehr wichtige- mehr als 50 Prozent des chinesischen BIP werden vom privaten Konsum erwirtschaftet. Zusätzlich getrieben wird dies durch die Änderung der Konsumgewohnheiten, zB. den ‚Upgrade-Zyklus‘ (wohlhabendere Chinesen setzen mehr auf Qualitätsprodukte aus dem Inland), sowie von der wachsenden Population der Millennials (Chinesen, die zwischen den Jahren 1982 und 2000 geboren wurden), die rund 400 Millionen Menschen erreicht hat- mehr als die gesamte arbeitende Bevölkerung in Europa. 90 Prozent dieser ‚Kohorte‘ besitzen ein Smartphone, sind sehr technikaffin und im soliden Mittelstand verankert. Davon profitieren Technologiefirmen, wie etwa Bilibili, eine Plattform, auf der Videos geteilt werden können, oder auch der Online-Essenslieferant Meituan, der auch Hotel- und Reisebuchungen sowie Carsharing-Dienste anbietet. Gesundheits-services sind auch Gewinner des neuen Konsumtrends, etwa die Telemedizin, Online-Doktor-Apps oder die Bereiche Diagnostik und Diagnose. Weiters auf dem Vormarsch befindet sich das Thema E-Learning, Videospiele und Online-Unterhaltung, was die Position von China als weltweit größten Einzelhandelsmarkt festigt. So wird die Nachfrage nach Live-Streaming- und Unterhaltungs-plattformen weiterhin schnell wachsen. Doch das Thema Technologie geht in China weit über Smartphones und E-Commerce hinaus. Künstliche Intelligenz und Cloud Computing gehören hier zunehmend zum Alltag.

Wird sich der private Konsum nach dem Corona-Jahr wieder erholen?

Rebecca Jiang: Eine treibende Kraft für das Wachstum 2021 sind die sich wandelnden Konsummuster des Landes, die vor allem durch die große Anzahl an Millennials in der chinesischen Bevölkerung vorangetrieben werden. Wir sehen als einen Wachstumstreiber eine ‚Premiumisierung‘, das heißt die Konsumenten kaufen immer häufiger Marken- und Premiumprodukte, für die sie auch mehr zu zahlen bereit sind. Und Chinas Konsumenten sind immer wohlhabender und sitzen auf hohen Ersparnissen. Außerdem nutzen chinesische Verbraucher immer stärker Online-Unterhaltungsangebote, was durch die wachsende Verbreitung von Breitbanddiensten begünstigt wird. Zudem gewinnen die mobile Kommunikation und der Internetzugang über Mobilgeräte immer mehr an Bedeutung. So wird die Nachfrage nach Live-Streaming- und Unterhaltungsplattformen weiterhin schnell wachsen. Doch das Thema Technologie geht in China weit über Smartphones und E-Commerce hinaus. Künstliche Intelligenz und Cloud Computing gehören hier zunehmend zum Alltag.

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Wolfgang Regner Redakteur

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