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12. November 2022

Branchen- und Themen-ETFs: Eine sinnvolle Ergänzung für Anleger?

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Detlef Glow Head of Lipper EMEA Research, Refinitiv, LSEG

Spezielle Exchange Traded Funds können das Portfolio abrunden, dabei müssen aber unbedingt einige Faktoren beachtet werden. Sonst könnte sich das Risiko für Investoren sogar erhöhen.

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ETFs, die sich auf einzelne Investment-Themen beziehen, werden oftmals sehr kontrovers diskutiert. Während die Befürworter von Themen-ETFs anführen, dass sie mit diesen Produkten ihre Marketeinschätzungen noch genauer umsetzen und neue Investmentschwerpunkte in ihren Portfolios setzen können, sehen Kritiker in Themen-ETFs Produkte, die aus Marketingüberlegungen aufgelegt werden und für die Investoren mehr Risiken als Chancen enthalten. Sind diese Bedenken gerechtfertigt?

Geografischer Schwerpunkt

Branchen- und Themenfonds beziehungsweise ETFs konzentrieren sich darauf, einzelne Branchen oder themenbezogene Trends and den Kapitalmärkten abzubilden. Der geografische Anlageschwerpunkt kann dabei auf einer einzelnen Region liegen oder die ganze Welt umfassen. Somit stellen diese Produkte eine echte Ergänzung für den Instrumentenkasten von professionellen Investoren, mit einer dezidierten Marktmeinung dar. Allerdings können die Indizes, die als Basis der ETFs diese Branchen oder Themen abbilden, je nach Branche beziehungsweise Thema, hohe Gewichtungen in den großen marktführenden Unternehmen aufweisen, wodurch sich das sogenannte Einzeltitelrisiko in den entsprechenden Indizes erhöht.

Bei themenbasierten Produkten kommt hinzu, dass die Unternehmen, die sich auf das einzelne Thema, wie zum Beispiel Robotik oder Künstliche Intelligenz konzentrieren, oftmals sehr klein sind und somit an den Börsen nur über eine eingeschränkte Liquidität verfügen. Um diese Einschränkungen zu umgehen, wird das Investmentuniversum oftmals durch Unternehmen, wie zum Beispiel Mischkonzerne, ergänzt, die dem entsprechenden Investmentthema auf den ersten Blick nur eingeschränkt zugeordnet werden können. Ein weiterer Blick zeigt in der Regel, dass diese Unternehmen als Zulieferer oder mit einem speziellen Unternehmensteil in dem entsprechenden Thema engagiert sind. Für den Anleger bedeutet dies, dass das Investmentthema durch diese Unternehmen ein Stück weit verwässert wird, da diese Konzerne nur zum Teil von dem Thema profitieren.

Konzept genau prüfen

Aus Investorensicht bleibt festzuhalten, dass die Konzentration auf einzelne Branchen und Themen tatsächlich das Risiko in einem Portfolio erhöhen kann. Denn die Wertentwicklung von Branchen- oder Themenfonds hängt neben dem allgemeinen Marktumfeld insbesondere von den Einschätzungen für die jeweilige Branche beziehungsweise das Investmentthema ab. Zudem wird die Wertentwicklung von einzelnen Branchen- und Themenindizes oftmals von einzelnen großen Unternehmen geprägt, wodurch ein Einzeltitelrisiko im Portfolio entstehen kann, da diese Unternehmen in den jeweiligen Indizes häufig eine hohe Gewichtung haben.
Die Kritik, dass insbesondere Themenfonds beziehungsweise ETFs aus Marketingüberlegungen aufgelegt werden, lässt sich ebenfalls nicht ganz ausräumen. Dementsprechend müssen Investoren darauf achten, dass das entsprechende Investmentthema langfristig für die Gesellschaft und/oder die Wirtschaft von Bedeutung ist. Ebenso müssen Anleger das Konzept des Fonds prüfen und dessen langfristige Chancen beurteilen.

Risken beachten

Insgesamt betrachtet können Branchen- und Themenfonds eine geeignete Ergänzung im Instrumentenkasten der Investoren darstellen. Aufgrund des erhöhten Risikoprofils sollten diese Produkte aber nur von erfahrenen Investoren eingesetzt werden, die die Risiken in den Portfolios der Produkte bewerten und einschätzen können.

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Refinitv oder der LSEG.

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Detlef Glow Head of Lipper EMEA Research, Refinitiv, LSEG

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