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19. November 2021

Börsen: Unsicherheit steigt

Die USA und einige andere Volkswirtschaften könnten schon einen späteren Punkt im Konjunkturzyklus erreicht haben als bisher angenommen. Außerdem sorgen Corona & Co. für steigende Unsicherheit an den Börsen.

Emiel van den Heiligenberg, Asset Allocation-Spezialist bei Legal & General Investment Management (LGIM)
Emiel van den Heiligenberg, Asset Allocation-Spezialist bei Legal & General Investment Management (LGIM)

Der Haupt-Unsicherheitsfaktor ist aber die Inflation, sie beeinflusst die Politik der Zentralbanken massiv. „Während diese um das angemessene Straffungstempo ringen, steigt die Gefahr geldpolitischer Fehler“, kommentiert Emiel van den Heiligenberg, Asset Allocation-Spezialist bei Legal & General Investment Management (LGIM).

Bekanntes Risiko

„Wir gehen davon aus, dass die Inflation sehr bald ihren Höchststand erreicht. Doch das Risiko weiterer Preissteigerungen bleibt. In Europa erwarten wir weniger Lohndruck und rechnen deshalb am wenigsten mit einer anhaltenden Lohninflation. Zudem ist die Inflation – aktuell auf dem höchsten Stand seit 2014 – bereits weitgehend eingepreist. Kurz: Die Risiken sind hoch, aber auch bekannt.“

Sorgen um Wirtschaftswachstum

„Auch die Wachstumsaussichten bleiben zwar ungewiss, aber wir erwarten für 2022 ein Wachstum über dem allgemeinen Trend in den Industrieländern. Gründe sind die Erholung von der Pandemie und eine Stärkung des Dienstleistungssektors. Es geht also um inflationäres Wachstum, nicht um Stagflation. Ein unterschätztes Risiko ist unserer Meinung nach die Möglichkeit, dass der Konjunkturzyklus schon weiter fortgeschritten sein könnte – darauf deuten jedenfalls die jüngsten Bewegungen der Vermögenspreise hin. Das ist unserer Meinung nach zwar nicht das wahrscheinlichste Szenario, aber es ist trotzdem auffällig, dass niemand darüber spricht.“

Unsicherheit in China

„Schwer vorherzusagen sind auch die Entwicklungen in China. Bisher gehen wir davon aus, dass das schwächere Wachstum keine allzu großen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte in den Industrieländern hat. Das könnte sich jedoch ändern, wenn die Krise des Immobiliensektors oder neue Corona-Wellen einen Kreditschock auslösen. Aus unserer Sicht sind Anleger überdies zu optimistisch und versprechen sich zu viel von Chinas Null-Toleranz-Politik gegen Corona. Wahrscheinlich ist ein strukturell niedrigeres Konjunkturwachstum, jedoch nicht unter 4%. Insgesamt hat die Unsicherheit in China zugenommen.“

Politik: „Wahlrisiko“

„Last but not least: Nächstes Jahr wird das Augenmerk erneut auf wichtigen politischen Ereignissen liegen. Dazu zählen die französischen Präsidentschaftswahlen im Frühjahr und die Zwischenwahlen zum US-Kongress, bei denen die Republikaner als Favorit gehandelt werden, so dass wir für die nächsten zwei Jahre wohl nicht mit US-Konjunkturpaketen rechnen sollten. 2022 wird auch in Ungarn (definitiv) und in Polen (wahrscheinlich) gewählt, was den Konflikt mit der EU lebendig halten wird. Im Frühjahr 2023 wählt dann Italien – und in Italien besteht eigentlich immer ein Wahlrisiko.“

LGIM/HK

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