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19. November 2021

Belarus, Brexit & Co.: Es brennt

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Corona stellt die größte aktuelle Gefahr dieser Tage dar. Dabei sollten aber nicht andere Risken vergessen werden. Der Brexit bedroht den Zusammenhalt Europas, und an der Grenze zu Belarus herrschen sogar Kriegsängste.

Brexit? Das ist doch Schnee von gestern. So könnte man meinen, wenn man den einen oder anderen aktuellen Kommentar betrachtet. So fragt etwa die Deutsche Industriebank: Wo bleibt das Brexit-Chaos?

„Gute Verfassung“

Hier heiß es, dass sich die britische Wirtschaft nach dem EU-Out wieder in relativ guter Verfassung befinde: „Deshalb denkt die Bank of England bereits über erste Zinsanhebungen nach, zumal Schätzungen zum Potenzialwachstum die These stützen, die negativen Konsequenzen aus dem Brexit könnten überschaubar bleiben.“ Zitat Ende.

Gefährliche Spaltung

Nun ja, hier wird scheinbar vergessen, dass sich die Welt nicht nur aus BIP-Prognosen oder anderen Wirtschaftsindikatoren zusammensetzt. Erinnert sei an die leeren Supermarktregale oder das Frächter-Chaos in „Great Britain“. Auch der Sprit war vorübergehend Mangelware. Viel weitreichender sind aber die geopolitischen Dimensionen und die Spaltung Europas durch die „splendid isolation“ der Briten.

Dass Zusammenhalt in Europa dringendst gefragt wäre, beweist die Situation an der Grenze zu Belarus, wo Menschen als politisches Druckmittel eingesetzt werden. Zwar scheint sich die Lage aktuell etwas zu entspannen (hunderte Flüchtlinge sollen „freiwillig“ abgezogen sein), aber wer will diesem Frieden trauen?

Belarus: Kriegsgefahr?

Polens Regierungschef Morawiecki sprach von drohenden „hunderten Millionen Immigranten“ und schloss Kriegsgefahr an der Grenze zu Belarus nicht aus. Bloße Übertreibungen des polnischen Regimes, das sich in Sachen Demokratie seit Jahren nicht gerade auszeichnet? Und ist es überhaupt denkbar, dass EU und Nato in einen bewaffneten Konflikt verwickelt werden könnten?

Klar ist: Nur weil extreme Ereignisse schwer vorstellbar sind, sind sie nicht unmöglich. Siehe Corona. Europa muss lernen in einer Sprache zu sprechen und auch militärische Stärke zu demonstrieren ­selbst wenn Pazifisten diese Botschaft nicht gerne hören. Dazu Zahlen von statista.com: Insgesamt beträgt das Verteidigungsbudget der NATO im Jahr 2020 geschätzt ca. 1.028 Milliarden Dollar. Wovon rund 717 Milliarden auf die USA entfallen und etwa 311 Milliarden auf das Verteidigungsbudget der übrigen 29 NATO-Staaten. Man sieht also ein starkes Ungleichgewicht sowie eine deutliche Abhängigkeit Europas von Amerika. Die Frage lautet: Reicht es aus, sich auf „Uncle Sam“ zu verlassen, sollte es in Europa „brennen“? Mit Blick auf die Präsidentschaft Trumps muss das verneint werden. Comeback des Enfant terribles bzw. seiner Epigonen nicht ausgeschlossen.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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