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30. März 2023

Bankenkrise hemmt IPO-Markt

Geopolitische Spannungen, hohe Zinsen und die Bankenkrise bremsen den globalen IPO-Markt. Insgesamt wagten im ersten Quartal 2023 weltweit 299 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – acht Prozent weniger als im vom Krieg in der Ukraine geprägten Vorjahresquartal.

Weil es zudem deutlich weniger große IPOs an den Weltbörsen gab, schrumpfte das Emissionsvolumen sogar um knapp 61 Prozent von 54,6 auf 21,5 Milliarden US-Dollar – der niedrigste Stand seit dem ersten Quartal 2019, als insgesamt 15,1 Milliarden US-Dollar erlöst wurden. Die Zahl der Börsengänge mit einem Emissionsvolumen oberhalb der Eine-Milliarde-Marke sank im Jahresvergleich von sieben auf einen.

Die Vereinigten Staaten waren der einzige Börsenplatz mit zunehmenden IPO-Aktivitäten, wenngleich auf einem nach wie vor sehr niedrigen Niveau.

„IPO-Land“ USA

Die Vereinigten Staaten waren der einzige Börsenplatz mit zunehmenden IPO-Aktivitäten, wenngleich auf einem nach wie vor sehr niedrigen Niveau: Die Zahl der Börsengänge an US-Börsen kletterte um 29 Prozent auf 31, das Emissionsvolumen legte um sechs Prozent auf 2,5 Milliarden US-Dollar zu.

Vom weltweiten Emissionsvolumen von 21,5 Milliarden US-Dollar entfiel mehr als ein Viertel, 5,9 Milliarden US-Dollar, auf Energieunternehmen, obwohl diesem Sektor nur 18 von 299 Transaktionen bzw. sechs Prozent des Volumens zuzuordnen waren. Auch der größte Börsengang des laufenden Jahres war ein Energie-IPO: Die Erstnotiz der Gassparte des Ölkonzern Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten brachte 2,5 Milliarden US-Dollar. Von den zehn größten Börsengängen im ersten Quartal waren vier Energieunternehmen. Das sind Ergebnisse des aktuellen IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY.

Turbulente Banken

Stefan Uher, Partner und Leiter der Wirtschaftsprüfung bei EY
Stefan Uher, Partner und Leiter der Wirtschaftsprüfung bei EY

„Wir sehen derzeit eine große Zurückhaltung auf Seiten der Börsenkandidaten – gerade Großunternehmen warten auf bessere Rahmenbedingungen“, sagt Stefan Uher, Partner und Leiter der Wirtschaftsprüfung bei EY. „Viele Unternehmen verharrten im ersten Quartal in der Warteposition, obwohl die Lage mit einer niedrigen Volatilität und einem relativ hohen Kursniveau zumindest bis Mitte März zufriedenstellend war. Mit den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hat sich das Umfeld allerdings nun wieder eingetrübt – ablesbar an einer zwischenzeitlich stark gestiegenen Volatilität und Kursrückgängen an den Börsen.“

Verhaltener Ausblick

Angesichts der jüngsten Probleme im Bankensektor bleiben Investor:innen vorerst vorsichtig, gehen weiterhin selektiv vor und hoffen zudem auf günstige Bewertungen – bisweilen erwarten Investorengruppen auch größere Zugeständnisse bei den Bewertungen“, beobachtet Uher. Er rechnet aber damit, dass sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen im laufenden Jahr verbessern werden. Positiv wird sich im weiteren Jahresverlauf voraussichtlich der chinesische IPO-Markt entwickeln: Dort umfasst die Pipeline an Börsenkandidaten derzeit fast 800 Unternehmen, wobei mehr als zehn Mega-Börsengänge erwartet werden.

Aber auch für den europäischen IPO-Markt ist Uher verhalten zuversichtlich: „Wir sehen, dass IPO-Kandidaten daran arbeiten, ihre Zeitpläne für den Börsengang zu flexibilisieren und ihre „IPO-Readiness“ sicherzustellen, um von einem günstigen Marktumfeld zu profitieren, wenn es sich kurzfristig bietet. Die Pipeline in Europa ist stark und wächst.“ Derzeit können nach seiner Beobachtung insbesondere Unternehmen aus folgenden Branchen die Aufmerksamkeit von Investor:innen gewinnen: Energie und erneuerbare Energien, Technologie und digitale Transformation sowie sektorübergreifend Geschäftsmodelle im Bereich Nachhaltigkeit.

EY/HK

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