Ausblick: Aktien bleiben attraktiv
Die Anleiherenditen dürften 2022 steigen, Aktien bleiben aber vorerst die attraktivere Anlageklasse. „Es wird jedoch schwieriger, hier hohe Renditen zu erzielen“, meint Till Christian Budelmann, Chief Investment Officer bei der Schweizer Privatbank Bergos.
Der Experte: „Aktives Management, welches das Kapital in die richtigen Regionen, Sektoren und Subsegmente steuert, gewinnt 2022 an Bedeutung. So zählt beispielsweise nicht mehr der gesamte IT-Sektor zu den strukturellen Gewinnern in den USA.“
Wirtschaft wächst kräftig
„Nach einer insgesamt nachlassenden Dynamik über den Winter sollte die Weltwirtschaft 2022 wieder ordentlich wachsen. Wir erwarten mit über 3,5 Prozent eine Zahl leicht über dem Trendwachstum“, so Budelmann. Nach Bergos-Prognosen tragen dazu die Eurozone und Großbritannien mit einem Wachstum von 5 Prozent, die USA mit knapp 4 Prozent bei. Der durch die Corona-Maßnahmen bedingte Einbruch der globalen Wirtschaftsleistung um 3,1 Prozent im Jahr 2020 ist mit dem fürs laufende Jahr von Bergos erwarteten Zuwachs von über 4,5 Prozent bereits ausgeglichen.
Gewinne treiben Aktien
Das fundamentale Umfeld spricht weiterhin für eine Übergewichtung von Aktien gegenüber Anleihen. „In unserem Basisszenario, auf dem unsere Positionierung beruht, gehen wir davon aus, dass sich die Bewertungen nicht weiter ausweiten, sondern seitwärts verlaufen. Kursgewinne müssen also durch steigende Unternehmensgewinne, die wir durchaus erwarten, gestützt werden“, sagt Budelmann. Er rechnet für 2022 daher mit einer positiven Gesamtperformance für Aktien, allerdings werde diese nur etwa bei einem Viertel bis einem Drittel der bislang sehr guten 2021er-Jahresergebnisse liegen.
Favorit: US-Börsen
Regional sieht Budelmann für 2022 wie auch in den Vorjahren das größte Aufwärtspotenzial in den USA, dieses Mal ergänzt um Japan. Europa hat Bergos neutral gewichtet, die Emerging Markets inklusive China dürften weiterhin hinterherhinken und bleiben im Untergewicht.
Aus sektoraler Sicht bevorzugt der Bergos-CIO die strukturellen Gewinner in den USA. Hierzu zählt er Kommunikationsdienstleister und im IT-Sektor den Software-Bereich. Bei Hardware ist man vorsichtiger, nicht zuletzt aufgrund der derzeitigen Lieferengpässe. Ebenfalls positiv gestimmt ist man für ausgewählte zyklische Titel, etwa US-Finanztitel und europäische Industrie- und Grundstoff-Unternehmen. Ein Untergewicht bei so genannten Bond-Proxys aus den Sektoren Immobilien, Versorger und Basiskonsum bleibt zum Jahresstart per Saldo bestehen.
Bergos/HK