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7. April 2022

Anleihen gewinnen an Boden

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Harald Holzer, Chief Investment Officer der Kathrein Privatbank, setzt bei Aktien auf eine Untergewichtung und defensivere Sektoren. Anleihen können hingegen als sicherer Hafen im Portfolio dienen, erklärt er gegenüber dem GELD-Magazin.

Der Experte führt aus: „Wir sehen, dass das Stagflationsszenario an den europäischen Aktienmärkten noch nicht ganz eingepreist ist. Aktien sind immer noch hoch bewertet, der MSCI World hat immer noch ein KGV von über 22. Wir erwarten negative Gewinnrevisionen in den nächsten Wochen.“

Tiefere Aktienkurse?

Harald P. Holzer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank
Harald P. Holzer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank

„Die Märkte reagieren derzeit positiv auf jeden Hoffnungsschimmer auf Frieden in der Ukraine, dennoch könnten wir in den nächsten Monaten noch tiefere Kurse sehen. Anzumerken ist, dass die US- & EM-Aktienmärkte besser geschützt sind, weil sie Nettoenergieexporteure sind und oft weniger mit Russland vernetzt sind.“

Zum ökonomischen Hintergrund meint er: „Der wirtschaftliche Ausblick für 2022 hat sich, nicht nur aufgrund des Krieges in der Ukraine, deutlich eingetrübt. Grund dafür sind Materialengpässe und immer noch disruptierte Lieferketten. Weiters ist die Inflation zu nennen, die sich als dauerhafter erweist als ursprünglich angenommen. Der Krieg in der Ukraine hat diese Lage verschärft, angefangen von den Energiepreisen, über Weizen bis hin zur Autozulieferindustrie, zeitigt er Konsequenzen.“ Die Inflation wird laut Holzer hoch bleiben, das Wirtschaftswachstum aber rückläufig sein: „In Europa ist ein derartiges Szenario wahrscheinlicher als in den USA, die deutlich weniger von russischer Energie abhängig sind. Eine Inflation die dauerhaft über vier bis fünf Prozent liegt, hat negative Auswirkungen auf Anlagen in Aktien, Anleihen und den Geldmarkt.“

Anleihen fürs Portfolio

„Wir sind seit Anfang Februar bei Aktien untergewichtet, d.h. wir haben die Aktienquote generell gesenkt und haben in defensivere Sektoren wie Consumer Staples, Telekom umgeschichtet. Wir sehen auch Potential bei Rohstoffen (abgebildet in Form von ETC und ETF), da mittelfristig die Nachfrage sehr groß sein wird. Staatsanleihen in US-Treasuries und EUR-Staatsanleihen sehen wir als sicheren Hafen, der profitieren sollte, falls sich der Krieg ausweitet. Die Position in inflationsgebundenen Anleihen wird beibehalten und möglicherweise aufgestockt.

Gold: Ambivalent

Gold habe wiederum seine Rolle als „Krisenhedge“ laut dem Experten dank hoher Inflation, geopolitischer Risiken und weniger aggressiver Geldpolitik zumindest zwischenzeitlich eindrucksvoll bewiesen. „Es wurde auch von den Kunden massiv nachgefragt. Die Rolle von Gold als Inflationsschutz ist durchaus ambivalent zu sehen, langfristig bieten da inflationsgelinkte Anleihen, durch den Zinsertrag, mehr Chancen“, so Holzer. Anleihen mit langer Laufzeit und High-Yield-Bonds sind bei steigenden Zinsen und wirtschaftlicher Unsicherheit hingegen zu meiden.

Auch interessant: Lesen Sie in der GELD-Magazin April 2022 Ausgabe „Strategien der Privatbanken“.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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