Anleger wenden sich von Gold ab
Die Stimmung privater Anleger für Gold ist im November in den „bärischen“ Bereich gefallen. Höhere Zinssätze, steigende Inflation und Anzeichen politischer Stabilität waren mögliche Einflussfaktoren für den matten Glanz des Edelmetalls.
Spectrum Markets, paneuropäische Handelsplatz für verbriefte Derivate, hat seine SERIX-Stimmungsdaten für europäische Privatanleger für den Monat November veröffentlicht. Dabei fiel insbesondere der rückläufige Wert von 98 für Gold auf, der damit in den bärischen Bereich rückte. Der SERIX-Wert zeigt die Stimmung der Privatanleger an, wobei eine Zahl über 100 für eine optimistische Stimmung und eine Zahl unter 100 für eine negative Stimmung steht.
Gold im negativen Bereich
„Während die Märkte von großer Unsicherheit geprägt sind, konnten wir einen Rückgang bei der Volatilität sowie einige geopolitische und makroökonomische Entwicklungen, welche die Anleger zu beruhigen scheinen, beobachten. Diese Faktoren haben das Interesse an Vermögenswerten verringert, die normalerweise als sicherer Hafen geschätzt werden“, erläutert Michael Hall, Head of Distribution bei Spectrum Markets.
Unmittelbar nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine im Februar flüchteten Privatanleger in Gold. Dies führte dazu, dass die SERIX-Stimmungszahlen für Gold über mehrere Monate hinweg anstiegen. Im Mai erreichte die positive Stimmung für Gold ein Rekordhoch von 116 Punkten. Seitdem ist der Wert kontinuierlich gesunken und im vergangenen Monat nun erstmals wieder in den negativen Bereich eingetreten.
Zinsen belasten
„Es mag angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine überraschen, dass Gold im November insgesamt nicht so stark von Privatanlegern nachgefragt wurde, wie man es von einem traditionellen Krisenwert erwarten würde. Einen leichten Lichtblick gab es jedoch am Ende des Monats, als die Stimmung wieder leicht nach oben tendierte. Es sind mehrere Faktoren im Spiel, welche das Verhalten der Anleger beeinflussen dürften. Ein Faktor ist durch den Krieg selbst bedingt: Der gestörte Öl- und Gasmarkt löste in ganz Europa hohe Inflationsraten aus, worauf die Zentralbanken mit Zinserhöhungen reagierten. In einem Hochzinsumfeld werden andere Vermögenswerte tendenziell als attraktiver wahrgenommen als Gold, und so haben wir in den letzten Monaten sinkende Goldpreise gesehen, obwohl die Inflation Rekordhöhen erreicht hat“, so Hall.
Stabileres Europa
Auch politische Faktoren könnten eine Rolle spielen. Europa ist seit dem Sommer eher stabiler geworden. In Ländern wie Großbritannien und Italien fanden Wahlen statt, bei denen die längerfristige wirtschaftliche Stabilität ganz oben auf der Tagesordnung stand. Sowohl der Brite Rishi Sunak als auch die Italienerin Giorgia Meloni trugen als Regierungschefs ihrer jeweiligen Länder dazu bei, das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen.
Spectrum Markets/HK